Bravely Default

Info

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Ein Dankeschön an Nintendo Europe für die Bereitstellung eines Testexemplares!

Am Abgrund der Verzweiflung

Story & Charaktere

(19.12.2013) Vier Kristalle, verehrt und behütet von den Vestalinnen und ihren treuen Anhängerinnen, die Welt im Gleichgewicht haltend und den Menschen des Landes somit ein komfortables Leben bietend. Doch der Frieden des Landes wird bedroht. Tiefe Dunkelheit raubt den Säulen der Welt zunehmend das Licht und der Grund dafür ist so undurchsichtig, wie der schwarze Nebel selbst.

Gleich zu Beginn erhaltet ihr deshalb die Ehre, die Vestalin des Windkristalls höchst persönlich in eurem Wohnzimmer begrüßen zu dürfen. Dank der Kamera des 3DS und der AR-Funktion („Augmented Reality”, zu Deutsch: Erweiterte Realität) hat es die Vestalin Agnès Oblige zu euch geschafft, um die schlimme Lage des Landes zu schildern und euch verzweifelt um Hilfe zu bitten, bevor sie von den Rissen der zerfallenden Welt verschlungen wird.

Sogleich landet ihr in der noch freundlich wirkenden Welt von Bravely Default. Sonniger Himmel, weite Wiesen, auf denen einige Schafe zufrieden grasen und nicht weit entfernt ein ruhiges, kleines Dorf, welches Ziel des Hirten Tiz Arrior ist. Doch auf dem Weg dort hin, versinkt das Dorf Norende urplötzlich in der Erde, sodass nichts weiter als eines riesiges Loch in der Landschaft und Tiz selbst, als einziger Überlebender zurückbleibt. Es liegt nun an euch das Geheimnis um die zunehmende Dunkelheit zu lösen und den Kristallen wieder zu neuem Strahlen zu verhelfen. Dabei werdet ihr die Hilfe weiterer Mitstreiter erhalten, welche alle aus ihren eigenen Beweggründen heraus, ein Interesse daran haben, sich der Truppe anzuschließen und selbst die manchmal etwas unnütz erscheinenden „Party-Gespräche” werden nicht langweilig.

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CG-Schmankerl: Tiz überblickt sein Dorf.

Manch einer von euch hat vielleicht die Trailer und Screenshots vorab gesehen und wurde auf Grund des doch etwas kindlichen Charakter-Designs abgeschreckt. Doch dieser Eindruck täuscht. Sowohl die Story als auch die Charaktere strahlen mal mehr mal weniger eine gewisse Ernsthaftigkeit aus. Die Helden sind gezwungen, sich unter anderem mit den Themen Krieg, Verrat und Tod auseinander setzen, weshalb zeitweise durchaus auch mit kindlichen Gesichtern einen ernste Stimmung aufkommt.

Question? Take a Quest!

Nebenaufgaben & Job-System

Bevor ihr eure Reise richtig antretet, erhaltet ihr unterschiedlichste Tutorien. Dinge, wie beispielsweise das Kampfsystem, werden euch wie üblich in einem Beispielkampf beigebracht. Wie ihr jedoch in verschiedene Menüs gelangt, die allgemeinen Hilfen findet, etc. lernt ihr durch die sogenannten “Tutorial-Quests”. Erledigt ihr diese, erhaltet ihr als Belohnung nützliche Gegenstände.

Ohnehin werden besonders Neulinge nicht mit einem zu schweren Spiel allein gelassen. Es stehen verschiedene Schwierigkeitsgerade zur Verfügung und selbst die Häufigkeit, mit der sich Monster blicken lassen, ist einstellbar. So ist es möglich, die Zufallskämpfe komplett auszustellen. Zudem erhaltet ihr gleich zu Beginn ein paar Extragegenstände, solltet ihr zuvor die Demoversion angespielt haben.

Quests werden euch jedoch nicht nur in Form der Tutorial-Quests begegnen. Die “Job-Quests” bieten eine ganz neue Art und Weise neue Jobklassen freizuschalten. Diese Quests erzählen jeweils eine Geschichte zu einem bestimmten Job, welche ihr in mehreren Abschnitten verfolgen werdet. Beendet ihr diese Quests, so erhaltet ihr dadurch einen Asterisk, eine Art Kristall, welcher eine neue Jobklasse beherbergt. Durch die jeweiligen Jobs, erlernt ihr nach und nach Jobfertigkeiten, welche äußerst hilfreich sind und auch dann genutzt werden können, wenn ihr gerade einen ganz anderen Job ausgewählt hat. Das Erlernen geschieht durch den Erhalt von Job-Punkten, welche ihr nach jedem Kampf erhaltet.

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Das Job-Auswahl-Menü.

Be Brave And Use Default

Kampfsystem

Das Kampfsystem in Bravely Default selbst ist mit einem klassischen rundenbasierten System für die geübten RPGler unter euch mit Sicherheit nichts Neues und wahrscheinlich mag es die meisten sogar freuen, da sich Bravely Default im Allgemeinen ganz wie ein geliebtes „Old-school“ RPG gibt. Doch wo wären wir, wenn nicht innovative Features dafür sorgen würden, dass das Kampfsystem auch für eingespielte RPGler etwas Neues bietet?

Allem voran ist hier das namengebende “Brave-and-Default”-System zu nennen, welches eine weitere wunderbar strategische Komponente darstellt. Im Kampf werdet ihr bei jeder getätigten Aktion einen sogenannten “Brave-Punkt” verlieren. Ihr startet jeden Kampf mit einem BP-Wert von 0. Tätigt ihr nun eure erste Aktion, z.B. in Form eines gewöhnlichen Schwertangriffs, so fällt der Wert auf -1. Nach dem Beenden jeder Runde erhaltet ihr jedoch auch einen Brave-Punkt zurück. Nun könntet ihr also wie gewöhnlich je Runde eine Aktion mit jedem eurer Mitstreiter ausführen und euch so mühselig zum Sieg vorkämpfen, doch damit würdet ihr wahrscheinlich nicht sehr weit kommen.

Um etwas mehr Strategie in das System zu integrieren, gibt es daher die Optionen “Brave” und “Default”.

Wählt ihr statt einem normalen Schwertangriff vorher einmal die Option “Brave”, so habt ihr anschließend die Möglichkeit, zwei Aktionen zu wählen. Ob diese nun aus gleich zwei Angriffen oder einem Angriff und einem Heilzauber oder Ähnlichem besteht, ist euch selbst überlassen. Zu beachten ist allerdings, dass euch durch die zwei Aktionen auch gleich 2 BP abgezogen werden, sodass euer BP-Wert auf -2 sinkt. Ist dies der Fall, so wird der Wert des Charakters in der nächsten Runde -1 annehmen. Da ihr jedoch nur bei einem Wert von mindestens 0 eine Aktion tätigen könnt, bedeutet das, dass ihr in dieser Runde mit dem betreffenden Charakter aussetzen müsst. Durch die Brave-Option könnt ihr in einer Runde sogar bis zu vier Aktionen auf einmal ausführen. Doch sinkt euer BP-Wert dadurch auf -4, so müsst ihr gleich 3 Runden hintereinander aussetzen, was zugegebener Maßen äußerst riskant sein kann, da ihr während dieser Runden von den Gegnern getroffen werden könntet, ohne selbst etwas dagegen tun zu können.

Damit ihr dieses Risiko nicht eingehen müsst gibt es die Option “Default”, welche euch dazu bringt, für die aktuelle Runde in eine Abwehrhaltung zu gehen. Dadurch könnt ihr zwar keine andere Aktion mehr ausführen, doch verbraucht ihr durch diese Option auch keine BP, weshalb euer BP-Wert in der nächsten Runde bei 1 stehen wird. Zudem hilft euch die Abwehrhaltung auch ein paar schwerere Treffer leichter zurückzustecken. Dennoch bedeutet die Default-Option auch Schaden hinnehmen, ohne selber Schaden zu machen. Dies sollte man jederzeit im Hinterkopf behalten.

Wählt ihr einen neue Jobklasse für einen der Charaktere aus, so wird dies keine Auswirkungen auf das Kampfsystem nehmen, doch das Einsetzen des Brave-and-Default-Systems wird dennoch nicht langweilig. Spielt ihr das Spiel auf der mittleren bzw. normalen Schwierigkeit, so erhaltet ihr zwar schaffbare, aber dennoch teilweise nicht ganz leichte Gegner, sodass taktisches Nutzen des Kampfsystems ein Muss wird.

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Der Kampfbildschirm: Oben werden eure Aktionen visuell von der Truppe bzw. den Gegnern ausgeführt, unten entscheidet ihr über Kommandos und die Punkte des Brave-and-Default-Systems.

Weiterhin erhaltet ihr die Möglichkeit während des Kampfes Spezialaktionen durchzuführen, welche zu unterschiedlichen Zeiten zur Verfügung stehen. So z.B. wenn ihr die Brave-Option einige Male eingesetzt habt. Dies kommt jedoch leider nicht allzu oft vor, weshalb diese Aktionen scheinbar keine große Bedeutung haben. Allerdings könnt ihr euch diese Spezialaktionen selbst zusammenstellen.

Viele Freunde und das böse Geld

Wifi-Verbindung mit anderen Spielern & Mikrotransaktionen

Habt ihr die Spezialaktionen der Charaktere individualisiert, so könnt ihr diese stolz euren Freunden, so fern diese denn auch Bravely Default spielen, via StreetPass oder SpotPass präsentieren.

Ohnehin wird jedem sicher früh auffallen, das Freunde im Spielverlauf immer wieder eine mehr oder weniger wichtige Rolle spielen werden. Neben dem gegenseitigen Zeigen eurer Spezialaktionen wird es auch möglich sein, eure Freunde in ihrem Kampf gegen das Böse zu unterstützen. So könnt ihr beispielsweise einem Freund Kampfaktionen zukommen lassen, welche ihr ausführt, jedoch im Kampf eures Freundes Verwendung finden. Ebenso könnt ihr eure Freunde um Hilfe bitten, solltet ihr einmal nicht weiter kommen.

Ist einer von euch im Spiel bereits um einiges weiter als der andere, so könnt ihr außerdem über die Funktion “Abilink” bereits erlernte Fähigkeiten austauschen, um euch die Kämpfe zu erleichtern.

Und damit nicht genug. Tiz hat es sich zur Aufgabe gemacht, das zerstörte Dorf Norende wieder aufzubauen. Um Norende wieder Leben einzuhauchen und die alten Läden und Gaststätten wieder zu errichten, benötigt ihr ebenfalls die Hilfe eurer Freunde. Durch das Verbinden mit diesen erhaltet ihr neue Dorfbewohner, welche Gebäude in kürzerer Zeit bauen können.

Auch wenn euch, besonders zu Beginn, der Eindruck vermittelt wird, ihr benötigt unbedingt Freunde, macht euch trotzdem keine Panik, wenn niemand, den ihr kennt, Bravely Default spielt. Das Verbinden mit Freunden mag sicher einiges erleichtern, doch es wird wohl niemanden daran hindern das Spiel voll und ganz allein erleben zu können.

Ebenso verhält es sich mit einem ganz anderen Feature. Zu Beginn eurer Reise werdet ihr eine „seltsame Sanduhr” erhalten. Mit der sogenannten “Bravely Second” Option erhaltet ihr die Möglichkeit, in Kämpfen die Zeit für eure Gegner zu stoppen während ihr wie gewohnt weiter kämpfen könnt. Dies geschieht im Austausch gegen so genannte Standby-Punkte. Verbraucht ihr im normalen Kampf mit jeder Aktion BP, so verbraucht ihr, solange “Bravely Second” aktiviert ist, SP. Doch leider regenerieren sich diese Punkte nicht von selbst von Runde zu Runde. Viel mehr ist es erforderlich SP zu sammeln, indem ihr euren 3DS in den Standby-Modus versetzt. Alle 8 Stunden erhaltet ihr dann einen neuen Standby-Punkt. Dies stellt sicherlich eine recht ungünstige Methode dar, denn wer lässt seinen 3DS schon ständig im Standby-Modus laufen?

Für diejenigen die nicht bereit sind 8 Stunden lang auf einen neuen Punkt zu warten, gibt es eine weitere Möglichkeit neue SP zu bekommen. Mit sogenannten SP-Tränken könnt ihr eure Punkte sofort erhalten. Allerdings gibt es diese Tränke nur gegen echtes Geld im Nintendo e-Shop, wobei ihr 99 Cent für einen einzigen dieser Tränke zahlen müsst. Ob dieser Euro nun tatsächlich Gewinn bringend angelegt ist, sei nun einmal dahingestellt…

Illustrationen, die bezaubern

Design & Musik

In Bravely Default hat Akihiko Yoshida eine Welt geschaffen, die schon auf den ersten Blick verzaubert. Die Städte wirken ebenso märchenhaft wie abgelegene Waldhäuschen. Leider glänzt die Weltkarte und der Kampf-Screen im Punkt Grafik nicht so sehr wie die anderen Umgebungsansichten, doch der 3D-Effekt des 3DS kommt meist überall recht gut zum Einsatz und lässt einen somit noch tiefer in das Spielgeschehen eintauchen. Städte wirken mächtiger, Schmetterlinge und Feen fliegen noch eleganter. Allerdings kann der 3D-Effekt bei Bravely Default auf der höchsten Stufe ziemlich anstrengend werden, weshalb ein Herunterregeln empfehlenswert ist.

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Artwork von Akihiko Yoshida.

Die Musik in Bravely Default schafft es, sich perfekt in das Spiel zu integrieren und sowohl die Story als auch die Schönheit der Welt selbst noch einmal zu unterstreichen. Komponist Revo erzeugt mit seinen Stücken eine passende Stimmung, von mysteriösen Klängen in dunklen Dungeons, über ruhige Melodien in Städten, bis hin zu fröhlichem Flötenspiel auf der Weltkarte und in diversen Menüs. Die Kampfmusik bietet hierzu mit seinen energiegeladenen Tönen einen schönen Kontrast und schafft es, dass die Kämpfe noch aufregender werden.

Fazit

Wünscht ihr euch ein gelungenes RPG der alten Schule, welches euch in die Anfangszeit von Final Fantasy zurück versetzt, dann ist Bravely Default definitiv das Richtige für euch. Die Grundzüge der Story mögen altbekannt sein und die Charaktere teilweise etwas Klischee behaftet,doch trotz allem werdet ihr sicherlich einige spaßige Stunden mit eurem 3DS verbringen können. Die Kämpfe machen Spaß und es gibt viele Geheimnisse, welche aufgedeckt werden wollen.

Die Grafik ist im Vergleich zu anderen 3DS Spielen teilweise nicht die Beste, jedoch können die Designs der Städte und der gut ausgenutzte 3D-Effekt überzeugen. Bravely Default bietet altbewährten Spielspaß mit einem innovativem Kampfsystem, das eine erfrischende Abwechslung bietet.

Abzüge gibt es leider wegen des Freundes-Feature. Auch wenn das Spiel augenscheinlich ohne das Verbinden mit Freunden zu schaffen ist, wird einem stark der Eindruck vermittelt, Nachteile davon zu tragen, sollte man das Spielen im Alleingang vorziehen. Allein der Wiederaufbau von Norende geht deutlich langsamer von statten, wenn einem nicht 20 verschiedene Freunde zur Verfügung stehen.

Weiterhin ist das System des “Bravely Second” unglücklich gelöst. Sicher ist es nur ein kleines Extra, welches einem das Spielen an schweren Stellen erleichtern soll, doch um Hilfe zu erlangen, sollte es bessere Möglichkeiten geben, als seinen 3DS stundenlang laufen lassen oder gar Geld ausgeben zu müssen.

Dennoch, so viel sei gewiss, Bravely Default wird euch, egal ob ihr nun erfahrener RPGler oder doch kompletter Neuling in dem Genre seid, mit Sicherheit viel Freude bereiten. Nicht spielen — Inakzeptabel!