Five — Meine Lieblingsdinge

Info

Diese Welt ist aufgebaut aus Dingen, die ich will, und Dingen, die ich SEHR will.

Das ist allerdings nur meine Imitation von Schwester Two, ehrlich gesagt.

„Weißt du, diese Welt ist aufgebaut aus Dingen, die ich liebe, und Dingen, die ich SEHR liebe.“

Ich weiß nicht mehr, wann, aber Two hat das einmal gesagt.

Woraus ist die Welt also für mich aufgebaut? Ich bin nicht so nett wie Two, also kann ich nicht alles an der Welt lieben.

Ja, es gibt ein paar Dinge, die ich hasse. Essen, das nicht gut schmeckt, Kleidung, die nicht hübsch aussieht, Menschen, die nur langweilige Sachen sagen.

Aber auch wenn ich sie hasse, heißt das nicht, dass ich sie nicht trotzdem will. Auch schlechtes Essen ist vielleicht nur schlecht, weil es falsch gekocht wurde. Two kochte einmal den Bauch eines Sandwurms und machte daraus sehr leckere Suppe. Getränkt in Salz, getrocknet in der Sonne, tagelang gekocht… Sie sagte, sie habe dafür sehr lange gebraucht.

Viele Accessoires können auch hässliche Kleidung unerwartet aufhübschen und langweilige Menschen kann man als Diener gebrauchen. Wenn man nicht viele verschiedene Dinge selbst ausprobiert, findet man es nie heraus. Nicht wahr?

Wenn ich darüber so nachdenke, gibt es nichts auf der Welt, was ich nicht besitzen möchte. Der einzige Unterschied ist, ob ich es nur ein bisschen oder sehr haben will.

Die Dinge, die ich sehr möchte, sind – offensichtlich – schöne Accessoires, Kleidung und Schuhe. Ich bevorzuge Gold über Silber. Zudem viele funkelnde Juwelen. Eine Brosche mit einem walnussgroßen Saphir, bestückt mit winzigen Aquamarinen und Diamanten, und eine handgemachte Goldkette verziert mit Smaragden.

Ich mag Kleidung mit Spitze. Wenn ich eine Spitzrobe trage, liebe ich sie so sehr, dass ich ohnmächtig werden könnte! Ich liebe Krägen, Schals und sogar Taschentücher, die mit Spitze verziert sind!
Ich habe gehört, dass es viel Zeit kostet, Spitze zu weben. Four sagt, dass schon eine Ecke aus Spitze den Preis stark anhebe.

„Ein Teil eines Outfits dieser Art könnte eine arme Familie für Tage ernähren! Kannst du immer noch sagen, dass du es tragen willst, nachdem du so etwas gehört hast?“

Schwester Four hat immer Recht. Also antwortete ich:

„Ja, Four, es ist, wie du sagst. Ich werde dieses Kleid entsorgen.“

Ich hab dieses Spitzenkleid sowieso satt. Mein derzeitiges Lieblingskleid ist nun mit vielen Schleifen bestückt. Dünne, zarte, geschichtete Maschen. Und sie sind überall an den Ärmeln und am Korsett! Ist das nicht süß? Und wenn man einen dekorativen Gürtel in der gleichen Farbe wie die Schleifen hinzufügt und ihn ein bisschen fester zuzieht, zeigt es meine groß gewachsenen Busen. Ist das nicht unfassbar toll?

Dieses in Schleifen gehüllte Kleidungsstück ist wahrscheinlich auch ziemlich teuer. Ich frage mich, wie viele Tage man damit eine arme Familie ernähren könnte? Aber wenn ich es nicht mehr trage, kann ich dadurch nicht automatisch eine arme Familie ernähren, denke ich. Schließlich habe ich die Kleidung in meinem Kleiderzimmer nicht mit Geld gekauft. Sie sind lediglich ein Überbleibsel der vorigen Besitzerin und ich habe sie für mich behalten.

Diejenige, der dem Land das Geld gestohlen hat, war die Vorbesitzerin, nicht ich.

Aber mal abgesehen davon, was soll ich heute anziehen? Das Schleifenkleid? Dem Damastkleid kann ich auch nur schwer widerstehen. Die goldenen und silbernen Fäden, mit denen es gewebt ist, passen schließlich gut zu meinen Haaren. Das Kleid mit Zobelpelz an den Ärmeln und am Saum wäre auch gut. Oder…

„Hmm? Five, du bist schon wach?“

Die Stimme direkt hinter mir kommt von meinem Apostel. Meinem süßen, süßen Diener. Dieses Kind gehört auch zu meinen Lieblingen. Aber er klingt so müde.

„Dito, schlaf noch weiter.“

Kinder brauchen schließlich ihren Schlaf. Dito ist letzte Nacht außerdem lange wach gewesen.

„Ich bin wachgeworden, weil du so laut raschelst.“

„Oh, tut mir leid.“

„Ist okay.“

Es ist so niedlich, wie er sich streckt während er groß gähnt. Ich kann nicht fassen, wie süß dieser Junge ist. Sein Gesicht ist wunderschön, wie eine Puppe.
Ah, nicht wie die Soldaten-Puppen, die Schwester Three macht. Eher wie die normalen, süßen, kleinen Mädchenpuppen.
Nein, Dito ist süßer als jede Puppe. Seine Haut ist hell und weich und seine Augen sind wie glitzernde Sterne. Ich wünschte, ich könnte einfach nur die ganze Zeit sein leicht gewelltes, weiches Haar antatschen. Dito ist mein Liebling Nummer 1. Mein Spielzeug Nummer 1.

„Du suchst wieder ein Kleid raus? So früh am morgen? Du bist wirklich launisch, Five.“

Ich liebe außerdem sein schmutziges Mundwerk. Der Unterschied, wie süß er ist und wie ungezogen er spricht, ist amüsant. Das Überraschungsmoment ist in der Beziehung zwischen Mann und Frau wichtig. Man muss sich innerhalb und außerhalb des Schlafzimmers verschieden verhalten.

Na ja, mal ganz ab davon.

„Ein Tag ist zu kurz. Ich muss etwas früher aufstehen.“

„Ja. Ich schätze, wenn du drei bis vier Mal am Tag deine Kleider wechselst, könnte dir die Zeit ausgehen. Es wäre vollkommen in Ordnung, würdest du den ganzen Tag das Gleiche tragen.“

„Das ist unmöglich! Ich habe so viele Kleider, wie könnte ich nur eins am Tag tragen?“

Wenn man keine andere Wahl hat, beispielsweise wenn man sich auf Reisen befindet, ist das in Ordnung. Aber abgesehen davon ist es undenkbar, den ganzen Tag das Gleiche zu tragen.

„Hey, Dito. Was denkst du, welches Kleid wäre gut?“

Er begutachtet das Schleifenkleid, das aus Gold- und Silberfäden, und das mit Fell, und gähnt.

„Warum nimmst du nicht einfach eins, das dir gefällt?“

Er sagt es so beiläufig, schaut so gelangweilt aus. Es ist eine Verschwendung seines niedlichen Gesichts. Ich frage mich, wieso er so unglücklich aussieht. Ah, ich hab’s!

„Magst du sie nicht, weil man sie so schwer ausziehen kann?“

„Nein, das ist nicht, was…“

„Es ist besser, wenn ich gar nichts trage. Das möchtest du sagen, oder?“

„Nein, das…“

„Es macht mir nichts aus, gar nichts zu tragen, weißt du?“

„Das meine ich nicht!“

„Solange ich oben liege, ist das in Ordnung. Oder wolltest du es stehend von hinten?“

„Hör mir zu!“

„Willst du es rücksichtsvoll oder wild und ungestüm?“

Vielleicht hält er sich einfach zurück. Er ist mein Apostel. Apostel sind die Sklaven der Utautai und können sich ihren Worten nicht widersetzen. Sie existieren, um den Utautai zu dienen. Am Tag und bei Nacht.

„Hey, du musst dich nicht zurückhalten, weißt du?“

„Kleider! Wir haben doch darüber gesprochen, welches von den Kleidern schön zu tragen wäre!?“

Oh, Dito. Sein Gesicht ist komplett rot. Ist es ihm peinlich? Er ist so süß. Ich möchte ihn nur umarmen und umwerfen.

„Das da! In der Mitte! Das ist gut! Das Glitzernde!“

„Die Kleider sind mir jetzt egal. Komm her, Dito…“

„Ah, dann das da! Das mit den ganzen Stickereien! Mit den blauen Blumen! Das hast du noch nicht getragen, oder!?“

Das merkwürdig bestickte Kleid mit einem Muster aus blauen Blumen. Ja, wenn ich zurückdenke… das habe ich noch nicht getragen.

„Five, warte hier! Ich werde es für dich holen!“

Wie eine wendige Katze entflieht er meinen Armen. Er hätte nicht so vom Bett stürmen müssen. Ich bin nicht der Typ, der böse wird, wenn er zu lange braucht, um es zu holen.

Kurz denke ich, ein Seufzen aus dem Kleiderzimmer gehört zu haben, aber es ist wohl nichts. So wie Dito ein Apostel ist, der nichts an mir auszusetzen hat, bin ich eine Utautai, die nichts an ihm auszusetzen hat.

Dito breitet das Kleid ehrfürchtig vor dem Spiegel aus. Es besitzt einen glänzenden Stoff mit detailreicher Stickerei und einen exotischen Schnitt, der sich an den Körper schmiegte.
Ja, es ist wunderschön. Am Kleidersaum sind zwei große Schlitze, sodass es die Beine bei jedem Schritt zur Schau stellt. Schwester Four würde es nicht mögen. Sie würde schimpfen und mir sagen, ich solle nicht solche unanständigen Dinge tragen.

„Dieses Kleid ist auch wunderschön. Aber das ändert nichts daran, dass die anderen es ebenfalls sind. Ach, ich bin ratlos.“

Das Schleifenkleid, das Damastkleid, das Fellkleid – ich kann allen nur schwer widerstehen. Und dann noch das Kleid mit den blauen Blumen. Ich kann mich nicht entscheiden, was soll ich tun?

„Ich wünschte, ich hätte einfach drei oder vier Körper… Dann könnte ich alle gleichzeitig tragen!“

„Drei oder vier Körper!? Meinst du das ernst?“

„Natürlich!“

„…Was für ein Albtraum.“

Oh, Dito zieht ein Gesicht, als würde die Welt enden. Ich frage mich, welche Vorstellung ihm in den Sinn gekommen ist.

„Ich finde die Idee toll. Ich sollte Schwester One fragen, ob es Magie gibt, mit der man seinen Körper in drei Teile trennen kann.“

Schwester One liest immer so komplizierte Bücher in der Bibliothek unter der Kirche. Eventuell weiß sie irgendetwas Magisches, was helfen wird.

„Wenn ich drei Körper hätte, müsste ich mir keine Gedanken darüber machen, welches Kleid ich tragen möchte, und ich könnte drei mal so viel leckeres Essen verspeisen wie jetzt.“

„Ich denke, du isst jetzt schon drei mal so viel wie eine normale Person.“

„Nein, tue ich nicht.“

Ich muss zugeben, ich esse tatsächlich mehr als Andere. Das Gefühl, einen leeren Magen zu haben, macht mich verrückt, beinahe einsam. Deswegen esse ich immer, bevor ich hungrig werde.
Selbst wenn ich es zugäbe, bezweifle ich, dass ich drei mal so viel esse wie andere Leute. Aber Dito lächelt nur mit diesem bösen Blick. Ah, das sieht bei ihm auch gut aus.

„Immer wenn der Koch fragte, ob du Fisch oder Fleisch essen möchtest, verlangtest du beides.“

„Dito, das war nur zwei Mal.“

Und wenn sie fragen, was davon ich will, bedeutet das, dass sie beides zur Auswahl haben. Sonst würden sie nicht fragen. Ist es nicht offensichtlich, dass man dann beides essen möchte?

„Okay. Wenn sie fragen würden, ob du lieber gegrilltes, gekochtes oder gedünstetes Fleisch essen würdest, was würdest du wählen?“

„Vielleicht alles. Oh nein, jetzt habe ich Hunger. Ich frage mich, ob das Frühstück schon fertig ist?“

„Dein Appetit übertrifft den von drei normalen Menschen um Längen, Five.“

Aber mein Appetit trägt nicht die Schuld daran, dass ich so bin. Die leckeren Speisen, die es gibt, sind verantwortlich, denke ich. Nicht mal ich würde sie essen wollen, wenn ich nicht wüsste, dass sie existieren. Selbst wenn ich sie nicht vor mir hätte, wenn ich nur wüsste, dass es sie gibt, würde ich bis ans Ende der Welt reisen und danach suchen.
Jaaa. Ich liebe es auf Reisen zu gehen, um leckeres Essen zu finden. Das macht viel mehr Spaß als Reisen, auf denen man böse Menschen besiegen oder Monster ausrotten muss.

„Ich kann den Frühling kaum erwarten. Wir könnten eine neue Reise antreten, um leckere Sachen zu finden.“

„Meinst du nicht eher bizarre Sachen?“

„Oh, wenn wir sie Schwester Two geben, könnte sie jeden kuriosen Bestandteil zu etwas Leckerem machen.“

„Du streitest nicht ab, dass es bizarre Sachen sein werden?“

„Weil es stimmt. Aber Schwester Two ist die Einzige, die Dinge wie Goblin-Hirne in leckere Pastete verwandeln kann. In normalem Öl eingelegte, sechsäugige Seewölfe oder Eidechsenbrühe würde man nicht verspeisen.“

„Ja, ich würde das Feinkost nennen.“

„Meinst du?“

„Es gibt nicht viele Gerichte, bei denen man sein Leben riskieren muss, um sie zu kosten. Ich könnte allerdings darauf verzichten.“

Oh, Dito, was für ein freches, kleines Gesicht. Es ist zu attraktiv. Wenn er so seine Schultern zuckt. Was für ein böser Junge, mich so empfinden zu lassen.

„Äh, Five?“

Ich liebe auch diesen verwirrten Blick, und seinen besorgten Blick. Ich will ihn dann nur noch mehr verwirren oder in Sorge versetzen.

„Du denkst nichts Merkwürdiges, oder?“

„Oh, ich denke nie etwas Merkwürdiges.“

Wie er zu mir aufschaut, sieht er aus wie ein kleiner Hase. Jetzt, wo ich darüber nachdenke… Baby-Hasen sind auch lecker. Wenn man sie stundenlang kocht, bis sie im Mund zerfließen, mit einer lecker fruchtigen Soße.

„W-wie wär’s mir Frühstück? D-du hast sicher Hunger, oder?“

„Jaaa, ich werde sofort anfangen zu speisen.“

„Five, w-warte…“

„Nein! Wieso sollte ich?“

Er sieht aus, als wolle er immer noch etwas sagen, aber es ist mir egal. Ah, ich ertrage das nicht. Mein süßer Apostel. Mein niedlicher, niedlicher, kleiner Hase. Wo soll ich ihn heute essen?

„Warum musst du morgens so sein?“

„Das liegt an deinem süßem, verschlafenem Gesicht, da bin ich sicher.“

„Deine Worte und deine Taten sind komplett gegensätzlich, weißt du.“

„Du liebst es, an meinem großen Busen zu schlafen, oder?“

Sein Stöhnen ist auch niedlich. Stöhnen, oder? Es kann kein Seufzen sein.

Wir haben so viele Dinge ausprobiert. Ich werde ihn nicht sagen lassen, dass er unglücklich ist. Ich werde nicht aufhören, mir Mühe zu geben, dass sowohl mein Partner als auch ich uns gut fühlen.
Bevor man meckert, dass es nicht gut genug ist, muss man alles versuchen, um es besser zu machen. Bücher lesen, mit Menschen reden, und – natürlich – viele verschiedene Partner austesten. Das sind alles gute Ideen. Es muss nicht dein Fehler sein, ihr könntet auch einfach nicht zusammen passen.
Glücklicherweise habe ich kein Problem damit, Partner zu finden. Männer, Frauen – ich kann mir das Beste aussuchen. Auch manchmal mehr als einen pro Nacht.
Ja, wir tun dies und das.
Zusammenpassen ist ein schwieriges Problem. Man findet nicht oft die richtige Person. Aber ich werde nicht aufgeben. Es muss immer etwas Besseres geben als das, was man schon hat. Wenn jemand etwas Besseres findet, muss er Dito darüber unterrichten, schließlich ist er mein Apostel.

„Ah. Gerade ist es zwecklos…!“

Nein, so geht das nicht. Ich bin abgelenkt. Tut mir Leid, Dito. Oh, du musst nicht so seufzen. Es macht mir nichts aus.

„Mein lieber, süßer Dito. Zieh nicht so ein Gesicht.“

Wir können es immer wieder tun. So oft wir wollen. Nicht wahr?

„Fives Gier und Appetit sind drei Mal so schlimm wie bei einer normalen Person, aber dein Geschlechtstrieb ist etwa dreißig Mal so stark.“

„Oh wow, was für ein Kompliment!“

„…Das war kein Kompliment.“

„Du bist so ein guter Junge. Wo möchtest du deine Belohnung?“

„Es ist eher eine Strafe als eine Belohnung.“

„Hm? Würde dir das besser gefallen?“

Das wusste ich nicht. Menschen haben viele verschiedene Interessen. Einen Großteil der Zeit scheint er gelangweilt, um ehrlich zu sein. Ich wünschte, er hätte es mir früher gesagt. Es macht mir nichts, mir Gedanken zu machen und Mühe zu geben, aber es wäre mir lieber, die Vorlieben meiner Partner direkt mitgeteilt zu bekommen.

Die Welt ist schon voll von Dingen, die ich will. Selbst wenn ich mehr Zeit hätte, würde sie nie ausreichen. Schöne Kleidung, leckeres Essen. Ich möchte mehr tragen, mehr probieren. Ich würde dafür sogar weniger schlafen.

„Warum bist du überhaupt so unersättlich?“

„Unersättlich? Ich?“

Ich denke, das stimmt nicht so ganz. Es könnte sein, dass ich so viel will, weil ich es mag, mich stark zu fühlen. Schließlich ist es so: In dem Moment, in dem ich etwas kriege, was ich haben will, bin ich so glücklich, dass ich kommen könnte. Das Gefühl von Überlegenheit und Allmächtigkeit ist, als würde mein Körper davon überquellen. Ah, ich bin stark genug, alles zu bekommen, was ich will, so in der Art.
Wenn ich keine Macht hätte, würde ich bestimmt auch nichts wollen. Sich etwas zu wünschen, was man nicht bekommen kann, ist einfach sinnlos… Es macht dich nur traurig.

Ja, wie könnte man etwas wollen, was man nicht haben kann.

Ja. Aber…

Was, wenn da etwas wäre? Etwas, was ich nicht haben kann. Ich kann es mir nicht vorstellen, aber es könnte ja so etwas geben.

Wenn ich ganz stark darüber nachdenke, wäre es möglich. Etwas Winziges. So winzig, dass es mir noch nicht aufgefallen ist. Etwas so Unauffälliges, dass ich nicht mal wüsste, dass ich es will.

Was könnte es sein?

Essen ist es nicht. Ich denke auch nicht, dass es Schätze oder Kleider sein könnten. Davon kann ich immer bekommen, was ich will. Könnte es eine Person sein? Ich habe schon viele Diener. Ich habe viele Soldaten, die ihr Leben für mich opfern würden. Männer? Davon habe ich auch so viele. Es gibt keinen Mann, der mich nicht wollen könnte. Ja, abgesehen von meinem eigenen Vater. Mein Vater? Vater…?

„Was ist los, Five?“

„Ah…“

Es ist weg. Gerade, als ich über etwas nachdachte.

„Es ist ungewöhnlich für dich, im Bett abzudriften.“

„Wie gemein. Sogar ich habe Dinge, über die ich nachdenken muss.“

„Bist du sauer?“

„Nein.“

Vielleicht ist es gut so, dass er mich davon abgelenkt hat. Sich eine Sekunde daran zu erinnern, bevor es verschwand… dieses Gesicht.
Ich könnte mich gar nicht erinnern. Vater starb, als ich geboren wurde. Zu versuchen darüber nachzudenken ist absolute Zeitverschwendung.

Also werde ich aufhören zu denken. Dinge, die ich nicht haben kann, sind mir egal. Ich werde nur über meine Lieblingsdinge nachdenken. Wie meine Saphir-Brosche, meine Smaragd-Goldkette, mein Schleifenkleid, mein besticktes Kleid. Meine Spitzrobe und der Schal mit Kragen.

„Wie wär’s, wenn wir weitermachen?“

Und mein niedlicher Diener.

„Was!? Noch weiter!?“

„Ich mache nur Spaß.“

Ich werde hungrig. Dieses Mal werden wir wirklich essen. Gut durchgerösteten Toast mit halb gekochten, pochierten Eiern, gedünstetem Fisch und eingelegtem Gemüse. Und getrocknete Früchte in Honig. Ja, davor muss ich mir etwas zum Anziehen aussuchen. Jetzt, da ich darüber nachdenke, gibt es noch ein anderes Kleid mit hängendem Stoff von den Ärmeln. Und eins mit rotem Fell.

Oh, ich bin so glücklich! Ja, ich bin glücklich. Dinge, die ich will, und Dinge, die ich SEHR will. …Solange ich über nichts Anderes nachdenke.

Richtig? Oder… stimmt etwas mit mir nicht?