Dito — Diese hässliche Welt

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Ich höre das Rauschen der Wellen. Es nervt mich. Wohin man auch im Land des Meeres geht, man kann ihm nicht entfliehen. Außer im Schlaf.

Ein weiterer Morgen…, denke ich müde. Ich wünschte, er wäre nie angebrochen. Dann würde ich nicht noch einen weiteren, mich zur Verzweiflung treibenden Tag erleben müssen.
Ah, jedoch. Wäre die Sonne nie aufgegangen, wäre es immer noch Nacht. Auch die ist schlimm. Ich hasse Nächte, denn nachts muss ich…

Erinnerungen, an die ich mich nicht erinnern will, erscheinen in meinen Gedanken und lassen meinen ganzen Körper vor Ekel erschauern. Sie zu verdrängen gelingt mir nicht mehr.

„Dito?“

Es erklingt eine Stimme, an die ich mich ebenfalls nicht erinnern will. Ich hätte versuchen sollen, meinen Schlaf länger vorzutäuschen. Diese Frau ist absolut stumpfsinnig, aber so etwas bemerkt sie. Diese… Sau von einer Frau.

„Hmm? Five, du bist schon wach?“

Ich ziehe eine Show ab und reibe meine Augen, als sei ich gerade erst wach geworden, obwohl ich es bereits eine lange Zeit zuvor gewesen bin.

„Dito, schlaf noch weiter.“

Aaah, wenn ich nur könnte! Es ist mein größter Wunsch, es zu können. Ich bin sogar der Ansicht, es sei besser, nie mehr aufzuwachen, als Nacht für Nacht von den gigantischen Fleischballons dieser Idiotin erstickt zu werden.

„Ich bin wachgeworden, weil du so laut raschelst.“

Trotzdem kann ich nicht nachlässig sein. Wer weiß, was sie mit mir alles anstellen würde, während ich schlafe… Aber ob ich nun schlafe oder nicht, macht keinen Unterschied. In beiden Fällen will ich es gar nicht wissen.

„Oh, tut mir leid.“

„Ist okay.“

Ja, als ob es dir Leid täte! Immerzu nichts als leere Worte. Du bist nur eine oberflächliche Heuchlerin, geziert von protzigen Kleidern.

„Du suchst wieder ein Kleid raus? So früh am Morgen? Du bist wirklich launisch, Five.“

„Ein Tag ist zu kurz. Ich muss etwas früher aufstehen.“

„Ja. Ich schätze, wenn du drei bis vier Mal am Tag deine Kleider wechselst, könnte dir die Zeit ausgehen. Es wäre vollkommen in Ordnung, würdest du den ganzen Tag das Gleiche tragen.“

Egal was du auch trägst, dein Charakter ändert sich dadurch nicht. Du bist und bleibst nur ein fetter Fleischklumpen. In wie viele Schleifen du dich auch hüllst, ein Schwein bleibt ein Schwein.

„Das ist unmöglich! Ich habe so viele Kleider, wie könnte ich nur eins am Tag tragen?“

Fast tragisch, wenn jemand so viel hat, was er tragen könnte, aber so wenig, was ihm steht. Man konnte es auch urkomisch nennen.

„Hey, Dito. Was denkst du, welches Kleid wäre gut?“

„Warum nimmst du nicht einfach eins, das dir gefällt?“

Ich kann dir jetzt schon sagen, dass sie nicht gut aussehen werden. Verstehst du nicht, dass diese geschichteten Kleiderstücke dich nur noch fleischiger aussehen lassen? Oder die aus Wolle, die lassen dich um 30% fetter aussehen. Ich wette du hast keine Ahnung, dass dein Lieblingskleid mit den ganzen Spitzen dran am schlimmsten an dir aussieht. Wie ein Stück Schinken als Geschenk verpackt. Das nenne ich schlechten Geschmack. Es ist zum Lachen.

„Magst du sie nicht, weil man sie so schwer ausziehen kann?“

Auf keinen Fall! Du bist so widerlich! Fass mich nicht an!, möchte ich schreien. Aber ich weiß, meine Utahime würde es missbilligen, wenn ich so etwas sage. Als Apostel habe ich den Willen meiner Herrin mehr als jeder andere zu respektieren.

„Nein, das ist nicht, was…“

Das magst du, oder? Wenn ich mich wie ein süßer kleiner Junge benehme, beschämt und mit unsicherem Gesichtsausdruck?

„Es ist besser, wenn ich gar nichts trage. Das möchtest du sagen, oder?“

„Nein, das…“

Das will ich nicht sagen! Wieso sollte ich!?

„Es macht mir nichts aus, gar nichts zu tragen, weißt du?“

„Das meine ich nicht!“

Ob du Kleidung trägst oder nicht, ich will es nicht mit einem Schwein von einer Frau tun!, will ich am liebsten rufen.

„Solange ich oben liege, ist das in Ordnung. Oder wolltest du es stehend von hinten?“

„Hör mir zu!“

Ich will es nicht mit dir treiben!, würde ich gerne schreien. Oben oder unten spielte hier keine Rolle!

„Hey, du brauchst nicht schüchtern zu sein.“

Ich bin nicht schüchtern! Ich lehne dich nur aus tiefstem Herzen ab!

…Doch das kann mir nie über die Lippen kommen. Nicht, solang ich ihr Apostel bin, der ihr dient.

„Kleider! Wir haben doch darüber gesprochen, welches von den Kleidern schön zu tragen wäre!?“

Mein Gesicht läuft rot an und ich benehme mich, als sei ich nervös. Als ich auf eines der Kleider hinweise, verändere ich zudem etwas meine Stimme. Dass dir dieses Verhalten gefällt, ist wirklich das Letzte, alte Tante.

„Das da! In der Mitte! Das ist gut! Das Glitzernde!“

„Die Kleider sind mir jetzt egal. Komm her, Dito…“

„Ah, dann das da! Das mit den ganzen Stickereien! Mit den blauen Blumen! Das hast du noch nicht getragen, oder!?“

Ich winde mich aus ihren Armen, auch wenn ich weiß, dass ich nur kurz entfliehen kann. Sie mag es sowieso, wenn ich so tue, als sei ich schwer zu bekommen. Daher haste ich aus dem Bett.
Oh ja. Ist es nicht so? Du liebst es doch, wenn dir dein Junge katzengleich entkommt, wenn er sich ziert und vor dir flieht wie die Beute vor dem Raubtier, nicht wahr?

Als ich ins Kleiderzimmer flüchte, seufze ich tief. Ich glaube, die anderen Apostel müssen eine göttliche Geduld haben. Warum muss meine Utahime noch dazu besonders launisch, geschmacklos und vulgär sein? Wieso haben sie es immer alle besser als ich?

Dieses bescheuerte Pärchen aus der Wüste macht stets ein glückliches Gesicht. Als spazierten sie durch einen immerwährenden Blumengarten. Wo auch immer sie sind, flirten sie miteinander herum.
Die Pflicht eines Apostels ist es, die sexuellen Gelüste seiner Utahime zu befriedigen. Was bringt es so zu tun, als sei man verliebt? Was für ein Freak würde sich überhaupt in eine Utahime verlieben? Das zu sehen ist absolut beschämend.
Oh, stimmt. Dieser Apostel ist ja ein totaler Idiot. Tja, da kann man nichts machen.
Was für eine Verschwendung allerdings, so gut auszusehen und so dumm zu sein. Ich frage mich, was schlimmer ist. Hässlich und intelligent zu sein oder gutaussehend und dumm? Gott scheint gutes Aussehen und Intelligenz nie gleichzeitig zu verteilen, zumindest kenne ich niemanden, der mit beidem gesegnet ist. Das wäre mal eine Überlegung wert.

Ich tue weiter so, als suche ich nach einem Kleid. Hoffentlich kommt diese Schweine-Frau nicht, um nach mir zu sehen. Ich ergreife das nächstliegende Kleid und ziehe den Stoff absichtlich gewaltsam auseinander, laut genug, damit man es im anderen Zimmer hören kann. Aber ich bin ausreichend achtsam, um das Kleid nicht aus Versehen zu zerreißen. Doch von Beginn an klingt es verdächtig, als mache ich die gleichen Raschelgeräusche extra. Daher drehe ich es kurzerhand hin und her. Es ist ein Kleid mit glitzernden Ornamenten und einem prächtigen Design. Hach, was für ein nerviger Mist. Ich will nicht mehr. Schluss damit. Ob dieser Blödsinn eines Tages ein Ende haben wird?

Anstatt zu seufzen, lasse ich die Schultern hängen, doch da fällt die Innenseite des Kleides in mein Sichtfeld. Der Stoff glänzt nicht, es fehlen jegliche Verzierungen und er ist übersät mit Nähten. Meiner Meinung nach sieht es so viel schöner aus.
Ja, Sachen, die auf links gedreht sind, gefallen mir gut. Es wäre so schön, könnte man es auch mit Menschen machen. Wie man sie wie ein Kleid von innen nach außen ziehen könnte? Einfach eine Hand ihren Hals hinunter schieben und zack! Dann lägen Schleimhäute und Organe einfach im Freien. Man stelle sich vor, man sähe jegliche Nahrungsmittel im Magen und wie sie sich in Scheiße verwandelten. Was für ein Vergnügen.
Selbst diese Schweine-Frau… vermutlich wäre sie etwas süßer, wenn man sie nach außen drehte. Statt ihres langweiligen Gesichts sähe man das Rot und Weiß und Pink ihrer Gesichtsmuskeln. Ja, hübsch so. Und ihre einladend baumelnden Eingeweide… das wäre ziemlich sexy. Ich frage mich, wie ein Stöhnen aus einem nach außen gedrehten Hals klänge?

Irgendwie scheint mich das ziemlich zu erregen.

…Aber was mache ich hier. Schluss mit der Tagträumerei. Schon bald muss ich zu ihr zurück. Nach einem Kleid zu suchen ist nur ein verzweifelter Versuch Zeit zu gewinnen.

Mit einem Kleid auf dem Arm, das sie vor kurzem von einem Geschäftsmann gekauft hat, verlasse ich das Kleiderzimmer. Es ist mein Schicksal, ein überzogenes Benehmen zu mimen, so dass es meiner Utahime Vergnügen bereitet. Mit ausgestreckten Armen halte ich das Kleid so hoch, dass mein Kopf dahinter versteckt bleibt. Ganz in der Manier eines untergebenen Dieners. Ich tue so, als gefalle es mir, dabei macht es mich zweifellos krank. Aber meine Utahime scheint sichtlich zufrieden. Wenn sie nur aufhörte, so vulgär zu lächeln.

„Dieses Kleid ist auch wunderschön. Aber das ändert nichts daran, dass die anderen es ebenfalls sind. Ach, ich bin ratlos.“

Dabei ist es eher so, dass ich der Ratlose hier bin. Furchtbar, einer Frau dabei zuzusehen, wie sie euphorisch Kleider vor dem Spiegel anprobiert, die ihr alle nicht stehen.

„Ich wünschte, ich hätte drei oder vier Körper. Dann könnte ich alle gleichzeitig tragen!“

„Drei oder vier Körper!? Meinst du das ernst!?“

„Natürlich!“

„…Was für ein Albtraum.“

Solch eine Idee kann sie doch nicht wirklich ernst meinen. Drei oder Vier von dieser Frau!? Das würde quasi das Ende der Welt bedeuten. Fall es soweit kommen sollte, möchte ich mich lieber erhängen.

„Ich finde die Idee toll. Ich sollte Schwester One fragen, ob es Magie gibt, mit der man seinen Körper in drei Teile trennen kann.“

Heißt das, ich werde diesen Dingern bald begegnen? Das widerstrebt mir. Die ältere Schwester hat einen messerscharfen Verstand. Aber sie ist schwer einzuschätzen. Ich habe sie nicht oft getroffen, aber irgendetwas an ihr gefällt mir nicht. Wie konnte sie nur dieser Frau mit den Fleischballons die Aufgabe übertragen, das Land des Meeres zu regieren? Es gäbe noch vieles mehr, über das ich mich voller Abscheu beschweren wollte.

„Wenn ich drei Körper hätte, müsste ich mir keine Gedanken darüber machen, welches Kleid ich tragen möchte, und ich könnte drei mal so viel leckeres Essen verspeisen wie jetzt.“

„Ich denke, du isst jetzt schon drei mal so viel wie eine normale Person.“

„Nein, tue ich nicht.“

Oh doch, tust du! Wohl eher fünf oder sechs mal so viel. Du futtert so maßlos, dass du wahrscheinlich die Absicht verfolgst, die Köche in den Erschöpfungstod zu treiben.

„Immer wenn der Koch fragte, ob du Fisch oder Fleisch essen möchtest, verlangtest du beides.“

„Dito, das war nur zwei Mal.“

„Okay. Wenn sie fragen würden, ob du lieber gegrilltes, gekochtes oder gedünstetes Fleisch essen würdest, was würdest du wählen?“

„Vielleicht alles. Oh nein, jetzt habe ich Hunger. Ich frage mich, ob das Frühstück schon fertig ist?“

„Dein Appetit übertrifft den von drei normalen Menschen um Längen, Five.“

Wenn ich könnte, würde ich ihre ältere Schwester nach einem Spruch fragen, um Fives Appetit zu bändigen und auf keinen Fall nach einem, der ihren Körper dreiteilte. Meine Güte!

„Ich kann den Frühling nicht erwarten. Dann kann ich wieder nach leckeren neuen Dingen suchen.“

Ja, so etwas tut sie gerne. Aber „leckere Dinge“ ist nicht das Wort, mit dem ich beschreiben würde, was sie so mitbringt.

„Meinst du nicht eher bizarre Sachen?“

„Oh, wenn wir sie Schwester Two geben, könnte sie jeden kuriosen Bestandteil zu etwas Leckerem machen.“

„Du streitest nicht ab, dass es bizarre Sachen sein werden?“

Wie könnte sie auch? Sachen wie Troll-, Ork- und Goblin-Fleisch, sogar Sandwürmer… Das nennt man Monsterjagd und nicht Zutatensammeln.

„Weil es stimmt. Aber Schwester Two ist die Einzige, die Dinge wie Goblin-Hirne in leckere Pastete verwandeln kann. In normalem Öl eingelegte, sechsäugige Seewölfe oder Eidechsenbrühe würde man nicht verspeisen.“

Auf keinen Fall kann man solchen Mist essen! Ich will nicht einmal daran denken, dass sich aus solch bizarren Sachen etwas zu Essen kochen lässt. Mal abgesehen von ihrem verdrehten Libido muss noch etwas anderes mit diesen Utahime total falsch sein, nämlich ihre Geschmacksnerven.

„Ja, ich würde das Feinkost nennen.“

„Meinst du?“

„Es gibt nicht viele Gerichte, bei denen man sein Leben riskieren muss, um sie zu kosten. Ich könnte allerdings darauf verzichten.“

Obwohl ich lieber etwas anderes gesagt hätte, beiße ich auf die Zähne und halte mich zurück, was am Einfluss meiner Utahime liegt. In Wahrheit würde ich sie zu gerne fragen, wer solch groteskes Essen wie Giftpilze und anderen von ihr beschriebenen Fraß wagen würde zu sich zu nehmen?

Doch plötzlich werden meine Gedankengänge unterbrochen. …Nicht schon wieder.

„Äh, Five?“

Mit ängstlichem Gesichtsausdruck blicke ich auf, in das Gesicht der Schweine-Frau.

„Du denkst nichts Merkwürdiges, oder?“

Als ob ich das fragen müsste. Man sieht bereits von Weitem, dass du „es“ tun willst.

„Oh, ich denke nie etwas Merkwürdiges.“

Na klar. Es steht dir mitten ins Gesicht geschrieben, dass du nur Sex willst.

„W-wie wär’s mir Frühstück? D-du hast sicher Hunger, oder?“

„Jaaa, ich werde sofort anfangen zu speisen.“

„Five, w-warte…“

Bei dieser Farce mitspielen zu müssen, ist mehr als schmerzvoll.

„Nein, ich warte nicht! Wieso sollte ich?“

Ja ja, schon kapiert. Es liegt in der Natur der Utahime, pervers und anzüglich zu sein. Wahrscheinlich ist ihr sexuell unnatürliches Verhalten eine Art Kompensationen ihrer Gesangskräfte. Man konnte beinahe etwas… Mitleid haben. Aber ich nicht! Wer hat schon Mitleid mit einer übererregten Nymphomanin, die es von morgens bis abends nur treiben will? Unmöglich! So ein Schwachsinn ist absolut unmöglich!

„Warum musst du morgens so sein?“

Ich wünsche, ich könnte im Boden versinken. Warum frage ich das nach so langer Zeit noch? Ich möchte mich beinahe selbst dazu bringen, die Klappe zu halten!

„Das liegt an deinem süßem, verschlafenem Gesicht, da bin ich sicher.“

„Deine Worte und deine Taten sind komplett gegensätzlich, weißt du.“

„Du liebst es, an meinem großen Busen zu schlafen, oder?“

Hach, ich gebe auf.

Davon abgesehen frage ich mich, warum sie nicht aufhören kann, mich überall so klebrig abzulecken. Warum fühle ich mich danach dermaßen unwohl? Weil diese Schweine-Frau eine Stümperin ist, daher.
Der Geruch ihres Speichels, ihre Körperflüssigkeiten… Ich möchte mich am liebsten übergeben. Dann würde ich mich besser fühlen. Aber es ist unmöglich, denn das würde meine Utahime erzürnen. Und dann noch ihre Stimme. Wie ein Hühnchen klingend, das gerade von jemandem erwürgt wird.
Das Allerschlimmste ist aber, wenn sie meinen Körper ableckt, meine Ohren dabei mit verdorbenem Lärm füllt und ihre riesigen Fleischballons auf meinem Bauch ablegt, während sie mit der Hüfte rotiert. Was das für eine Folter ist, kann man sich gar nicht vorstellen…

Ich frage mich, ob dieser seltsame, alte Knacker mit mir tauschen würde. Sicherlich störte es ihn überhaupt nicht, der Partner dieser Schweine-Frau zu sein. Solange nur ein Loch zur Verfügung steht, scheint es da keine Probleme zu geben. Es gibt sicher keinen Mann, zu dem es besser passt ein Apostel zu sein, als zu ihm.
Ich hätte gern einen Zauberspruch, um drei oder vier von ihm zu machen. Hey, gute Idee! Bei der nächsten Gelegenheit werde ich diese intelligente Schwester darum bitten.

Gott, wann bist du mit dem Reiten fertig!? Du bist so schwer! Hör endlich auf, du Vogelscheuche! Ich wünschte, ich könnte dich ein für alle Mal töten!

…Kann ich allerdings nicht. Ich habe es bereits versucht, sie von hinten zu erstechen, jedoch…

„Was tust du da, Dito? Du ungezogener Junge.“

Als ich ihre Stimme hörte, fiel das Schwert zu meinen Füßen. Ihre Worte hatten meinen Händen die Kraft entzogen, es zu halten. Kein Apostel kann sich seiner Utahime widersetzen. Niemals. In jenem Augenblick erinnerte ich mich wieder an dieses Wissen…
Allein die Erinnerungen an jenen Tag lässt mich den Wunsch verspüren, sterben zu wollen. Wirklich.

Warum muss ausgerechnet ich ihr Apostel sein? Warum sie meine Utahime? Einer anderen Utahime zu dienen wäre in Ordnung gewesen. Nein, ob sie besser sind, weiß man nicht. Aber ich glaube, keine ist schlimmer als diese hier. Die zwei Trottel aus dem Land der Wüste scheinen glücklich, der alte Knacker hat seinen Spaß. Dass nur ich den Kürzeren ziehe, ist absolut unfair.
Hm? Habe ich da nicht noch jemanden vergessen? Der Idiot, der Alte, und da ist noch einer. Ähm… Ach egal.

Von all dem abgesehen wünschte ich, sie würde endlich mal fertig werden. Die Ritzen an der Decke habe ich schon gezählt. Ich möchte wirklich nicht noch mit den Wänden anfangen…

„Ah. Gerade ist es zwecklos…!“

Gerade? Es ist immer das Gleiche. Egal wie viele Stunden du es versuchst. Du fühlst nichts. Sexbesessen und dennoch unfähig, etwas zu fühlen… das ist das Einzige, wofür ich dich besser bemitleiden sollte. Ach, armes Ding. Aber du verdienst es nicht. Miststück.

„Mein lieber, süßer Dito. Zieh nicht so ein Gesicht.“

So ein Gesicht? Was für ein Gesicht ziehe ich denn? Was für ein Ausdruck es auch sein mag, der muss dir doch gefallen.

„Fives Gier und Appetit sind drei Mal so schlimm wie bei einer normalen Person, aber dein Geschlechtstrieb ist etwa dreißig Mal so stark.“

„Oh wow, was für ein Kompliment!“

„…Das war kein Kompliment.“

„Du bist so ein guter Junge. Wo möchtest du deine Belohnung?“

„Es ist eher eine Strafe als eine Belohnung.“

„Hm? Würde dir das besser gefallen?“

Würde es nicht, kommt aber am Ende aufs Gleiche hinaus. Das hier ist Folter.

„Warum bist du überhaupt so unersättlich?“

„Unersättlich? Ich?“

Das merkst du nicht mal? Ich schätze, für dich ist es mehr als bloße Unersättlichkeit. Wie viele Positionen du auch ausprobierst, von denen du gehört hast, oder wie viele Stunden du darauf verwendest, es wird sich nie gut für dich anfühlen. Die Libido einer Utahime ist stärker als die normaler Menschen, aber das reicht dir nicht, stimmt’s? Hast du nie darüber nachgedacht, dass dein Handeln total falsch sein könnte?
Hoffst du, mit wer weiß wie vielen Menschen in die Kiste zu springen wird daran irgendetwas ändern? Wie viele Kleider du in deinen Kleiderzimmern auch besitzen magst, du bist nicht zufrieden. Vielleicht, weil dir nicht eines davon steht? Du unterziehst den Menschen in deiner Umgebung einem nach dem anderen einer Gehirnwäsche, um sie zu deinen Dienern zu machen, weil es sonst niemanden gibt, der dich liebt, nicht wahr? Bedauernswert!
Gegen deine Gefühlskälte wird es keine Heilung geben, kein Kleid wird je gut an dir aussehen. Und keiner auf dieser weiten Welt wird verrückt genug sein, dich zu lieben.
Aah, meine arme Utahime! …Aber das ist nur eine Lüge. Ich bemitleide dich nicht. Vielmehr empfinde ich… Schadenfreude.

Hm? Was ist das? Gerade spüre ich eine Regung zwischen meinen Augenbrauen. Hastig berühre ich sie. Danach meine Wangen und meinen Mund. Ja, zweifellos. Genau in diesem Moment runzle ich die Stirn. Aber wie? Verabscheut es Five nicht, wenn ich eine Grimasse ziehe?

„Was ist los, Five?“

„Ah…“

„Es ist ungewöhnlich für dich, im Bett abzudriften.“

Es überrascht mich, was mit ihr los ist. Ah, aber Five erlangt schnell ihre Fassung zurück und wird zur gewohnt unersättlichen, arroganten, tyrannischen Utahime. Das weiß ich, da sowohl meine Stimme als auch meine Gesichtsmuskeln mir nicht länger gehorchen und ich mich nicht mehr rebellisch äußern kann. So wie immer.

„Wie gemein. Sogar ich habe Dinge, über die ich nachdenken muss.“

„Bist du sauer?“

„Nein.“

Das ist eine Lüge. Jedoch, weshalb scheine ich verstohlen in dein Gesicht zu blicken und mit schwacher Stimme zu sprechen? Wieso ist mein Mimik ängstlich verzogen?
Bist du innerlich wütend, weil ich deine Gedankengänge unterbrochen habe? Oder weil ich gemerkt habe, dass du durcheinander bist?

Apostel können sich ihrer Utahime nicht widersetzen. Ja, ich kann nicht mal einen Finger gegen diese Frau erheben, geschweige denn meinen Willen durchsetzen. Ich muss mich benehmen, wie es ihr gefällt, sagen, was sie hören möchte. Ich bin ein perfekter Sklave.

Genau das hat sie einst zu ihrer freundlichen, älteren Schwester gesagt.

„Ich liebe diesen Jungen von ganzem Herzen! Jedes kleine Stück von ihm! Sogar seine gemeinen, bösartigen Eigenschaften.“

Natürlich liebst du diesen Jungen. Er macht ja auch alles, was dir gefällt.
Du magst meine gemeinen, bösartigen Eigenschaften? Schwachsinn. Du bestimmst, wie frech ich bin, und lässt es nie über deine Erwartungen hinauswachsen. Jedes bisschen meiner selbst, das dir nicht gefällt, unterdrückst du. Als Beweis lässt sich anführen, dass ich dir niemals sagen kann, was ich dir wirklich sagen will.

„Wie wär’s, wenn wir weitermachen?“

„Was!? Noch weiter!?“

Obwohl ich nicht wirklich überrascht bin, werde ich dazu gezwungen so zu tun als ob ich es wäre. Nein, ich will es nicht. Ohne eigenes Zutun bekommt sowohl meine Gesicht als auch meine Stimme eine überraschte Note. So viel dazu.

„Ich mache nur Spaß.“

Ja, ich weiß. So, wie ich von deiner Verlogenheit, deinen Täuschungen, deiner Eitelkeit und deiner Sturheit weiß. Ich kenne alles an dir. Du bist die Personifikation von Gier und Kontrolle, alles in deinem Herzen ist finster. Aber ich hasse diese Hässlichkeit nicht, obgleich du schmutzig und verrottet im Inneren bist, weil…

Weil ich dein Apostel bin.