Jeder, der Final Fantasy VII gespielt hat, wird sich wahrscheinlich an die Eröffnungssequenz in Midgar erinnern. Manche werden sicher auch die Werbeplakate an den Häusern gesehen haben. Sie werben für ein Theater-Stück namens LOVELESS (in der deutschen Version auch „Ohne Liebe“ genannt), wie man am unteren Bild erkennen kann. Neben der Frau steht noch etwas geschrieben, und obwohl man es nicht genau erkennen kann, so wird es vermutlich „My Bloody Valentine“ heißen.
Über LOVELESS und seine Hintergründe
„Nun“, werde einige vielleicht denken, „schön, aber was soll das? Hat das irgendetwas mit dem Spiel zu tun?“
My Bloody Valentine
Vielleicht nicht, aber wie bei so vielen Dingen in Final Fantasy VII hat auch die Loveless-Werbung eine interessante Hintergrundgeschichte, die recht verblüffend ist, und zudem Hinweise auf eine ganz bestimmte Person enthält.
Zunächst einmal gibt es eine irische Band, die sich „My Bloody Valentine“ (MBV) nennt. 1991 veröffentlichten sie ein Album, welches den Titel – oh, welch Zufall – „Loveless“ trägt. Klingt unglaublich, ist aber wahr. Diese Band und dieses Album gibt es wirklich, wer es nicht glaubt, kann unter dieser URL nachschauen. Irgendwelche Bezüge zum Spiel? Nein, bislang eigentlich nicht, ich fand es nur interessant, dass Squaresoft dies getan hat –– war dies vielleicht ein Scherz unter den Grafikern?
Hinweise auf eine bestimmte Figur
Um aber zum entscheidenen Thema zu kommen: „Loveless“ ist auf eine bestimmte Art und Weise mit dem Tod von Aerith verbunden –– und auch mit einer möglichen Wiederauferstehung!
Wir erinnern uns, kurz bevor man die Nordhöhle betritt kann man noch mal in der Highwind mit allen reden. Spricht man mit Cid, so entwickelt sich folgender Dialog:
Cid: „Hast du je das Schauspiel ‚OHNE LIEBE‘ gesehen?”
[Man muss „Ja“ auswählen]Cid: „Ja? Echt? Na gut. Dieses Schauspiel wird schon seit meiner Kindheit jeden Sommer aufgeführt. Ich erinnere mich, es gerade einmal gesehen zu haben… Da war ich in Midgar, um mich als Pilot zu bewerben. Ich hatte etwas Zeit, und da dachte ich, gehst du eben ins Theater. Heute bin ich kein großer Fan von oder so was. Aber dort bin ich eingeschlafen, wie ich schon gedacht hatte. In der letzten Szene, weckte mich der Nachbar, weil ich zu laut geschnarcht hatte. Deshalb kann ich mich nur an das Ende des Schauspiels erinnern… Die Schwester des Hauptdarstellers fragt ihren Liebhaber,
‚Muß du wirklich gehen?’“
„Und er antwortet,
‚Ich habe es versprochen.
Die Leute, die mich lieben,
warten auf mich.’‚……Das versteh ich nicht.
Überhaupt nicht.
Paß……bloß gut auf dich auf.’‚Natürlich…Ich komme wieder.
Selbst wenn du nicht auf mich wartest.
Ich komme zurück,
weil ich weiß, daß du hier bist.’“
Vielleicht ist es dem ein oder anderen schon aufgefallen. Diese letzten Zeilen aus dem Theaterstück kommen auch im eigentlichen Spiel fast genauso vor. Und zwar als Cloud Aerith in seiner Vision in Gongaga sieht, nachdem er im Tempel des Alten Volkes zusammengebrochen war. Aerith sagt, dass sie nun fortgehen muss, aber dass sie wiederkommen wird, wenn alles vorüber ist. Den genauen Wortlaut habe ich nicht nachgeschlagen, da durch die mangelhafte deutsche Übersetzung vermutlich sowieso die Gemeinsamkeiten verloren gegangen sind.
Jedoch, auch Aerith hat auf eine gewisse Art und Weise versprochen, zu gehen, denn als letzte Cetra kann nur sie „Heilig“ beschwören. Auch die Leute, die sie lieben, also wahrscheinlich das alte Volk, warten auf sie, und zwar im Lebensstrom, im verheißenen Land (wobei an dieser Stelle eigentlich geklärt werden müsste, was das Verheißene Land genau ist, aber dies lasse ich an dieser Stelle mal offen). Und auch Aerith verspricht — auch an anderen Stellen im Spiel —, dass sie wiederkommen wird, sie spricht ständig sogar von der Zukunft. Am Ende des Spiels im Outro, sieht man Aerith’ Hand, wie sie sie Cloud entgegenstreckt. Ohne noch mal im Detail darauf eingehen zu wollen, vielleicht will sie so ihr Versprechen halten, zu Cloud zurückzukehren.
Möglicherweise wollte Squaresoft schon hier den Hinweis erbringen, dass Aerith wiederauferstehen kann. Indem Square Cid von einem scheinbar unwichtigen Theaterstück erzählen lässt, dessen Ende erschreckende Parallelen mit der Geschichte von Aerith und Cloud aufweist.
Damit man mich nicht falsch versteht: ich bin immer noch ein Gegner der Theorien, dass Aerith wiederauferstehen kann, oder dass dies von Square angedeutet würde, doch fand ich diesen Gedanken ganz interessant, so dass ich diesen kleinen — und spekulativen — Artikel geschrieben habe.
Loveless in der Compilation of Final Fantasy VII
Auch in „Advent Children“ sowie in „Dirge of Cerberus“ findet man wieder Plakate von LOVELESS — es ist wohl einfach das Kultstück in der Welt von Final Fantasy VII.
Einen zentralen Platz wird LOVELESS aber in dem PSP–Spiel „Crisis Core: Final Fantasy VII“ einnehmen. Hier einige stichpunktartige Informationen darüber:
- Die neue Figur Genesis ist ein SOLDAT erster Klasse, der oft in dem Epos „Loveless“ (Ohne Liebe) liest. Auch liebt er es, aus diesem Werk zu zitieren.
- Es gibt eine Verbindung zwischen LOVELESS und Final Fantasy VII. LOVELESS ist ein großer Epos, dessen Thematik die Handlung von Crisis Core stark beeinflusst.
- Der Schlußakt von LOVESLESS ist unbekannt und jeder muss seinen eigenen Sinn suchen.
- Genesis bezieht die Handlung des Stücks auf seine eigene Situation als vermeintliches Monster und Endprodukt eines grausamen Experimentes. Er ist auf der Suche nach einer Antwort, die seinem Leben einen Sinn geben könnte.
- Mit dieser Antwort verbunden ist nicht nur Genesis‘ Schicksal, sondern auch das von SOLDAT.
Genaueres zum Gedicht bzw. Bühnenstück lässt sich auf der Netzwerkseite zu Crisis Core finden, im Zentralbereich Analysen & Theorien gibt es eine Interpretation dazu.