„…Du weißt nicht, wo das verheißene Land des alten Volkes ist. Du suchst und reist, bis du es fühlst. Du weißt es einfach, ‚…das ist das verheißene Land‘.“
– Aerith Gainsborough aus Final Fantasy VII –
Ein erster Erklärungsversuch
Die ShinRa glauben, dass das verheißene Land irgendwo auf der Welt versteckt liegt. Es soll besonders reich an Mako-Energie sein. Die ShinRa berufen sich auf eine alte Cetra-Sage, in der es heißt, dass das verheißene Land das Paradies sei, ein Land, welches „höchste Glückseligkeit“ verspricht. Diese Sage wurde von den Menschen jedoch falsch überliefert, denn für die Cetra bedeutet „höchste Glückseligkeit“ etwas anderes als für Menschen.
Die Cetra verbrachten ihr ganzes Leben damit, zu reisen, um den Planeten zu entwickeln und zum Leben zu bringen. Sie kultivierten das Land nicht und die Früchte ihrer Arbeit mussten sie anderen überlassen, wie jenen Cetra, die die Reise aufgaben und zu Menschen wurden. Schließlich kam für einen Cetra Sesshaftigkeit und Nutzung des Landes nicht in Frage. Am Ende ihres langen und beschwerlichen Lebens wünschten sich die Cetra nur Ruhe und Frieden. Ihre Nachtod-Vorstellungen beruhten nicht, anders als in der christlichen und vielen anderen Religionen, auf einem ewigen Leben und Vergebung der Sünden, sondern auf ewiger Ruhe, als Belohnung für ihre Arbeit. Die Suche nach einem verheißenen Land war gleichzeitig das Ziel, denn irgenwann kam jeder Cetra in ein Land, das er besonders liebte. Hier fand er seine letzte Ruhe. Im Augenblick des Todes empfindet er ein überwältigendes Gefühl von „Glückseligkeit“. Dieser Vorstellung von Glückseligkeit wurde dann das Bild eines Verheißenen Landes gegeben.
Das würde bedeuten, dass das Verheißene Land sowohl spiritueller Natur ist („Augenblick des Todes“) als auch real in der Welt existiert, nämlich als individueller Ort, an dem man sterben möchte.
Physisches oder Spirituelles Land?
Ein physisches Land?
Als Rufus und Hojo mit der Highwind den Nordkrater erreichen, glauben sie, dass sie das Verheißene Land erreicht haben, da der Planet hier gewaltige Mengen an Lebensenergie angesammelt hat. Für sie ist das Verheißene Land ein Ort, der reich an Mako ist. Das Verheißene Land wäre also ein real existierendes Gebiet, welches man auf der Landkarte einzeichnen kann. Tatsächlich ist der Nordkrater auf manchen Karten der Final Fantasy VII-Welt auch als „Das Verheißene Land“ eingezeichnet. Aber ist dies wirklich das Land, in das die Cetra zurückkehrten?
Es gibt noch eine weitere, allerdings eher spekulative Theorie, die besagt, dass das Verheißene Land physischer Natur ist: So vermuten manche Spieler, dass die Cetra nicht die ursprünglichen Lebewesen des Planeten gewesen sind, sondern Raumfahrer, die verschiedene Planeten besiedeln und entwickeln (quasi ein Gegenentwurf zu Jenova, die verschiedene Planeten bereist und zerstört). Gerade durch die Filmfortsetzung „Advent Children“, in der es mehrere diesbezügliche Andeutungen gibt, fühlen sich die Vertreter dieser Theorie bestätigt. Das Verheißene Land soll der letzte Planet sein, den die Cetra bereisen. Dort sollen sie sterben und ewige Ruhe finden. Persönlich halte ich aber nicht soviel von dieser Theorie. Eigentlich ist es doch so, dass dies nur eine Erweiterung der allerersten Hypothese darstellt, wonach die Cetra in ein Land zurückkehren, das sie besonders lieben. Das Land (und mit ihm die eigentliche Frage) wird nur auf einen unbekannten Planeten im Weltraum verlagert.
Eine rein geistige Welt?
Man könnte auch sagen, dass der Lebensstrom das Verheißene Land darstellt, bzw. genauer gesagt, dass es einen Teil im Lebensstrom gibt, in dem die Seelen der Cetra nach ihrem physischen Tod weiterleben. Dies wäre eine Art von klassischer Jenseitsvorstellung, wie man sie so ähnlich in vielen echten Religionen finden kann. Die Seelen normaler Menschen, wie auch aller Lebewesen, gehen in den Lebensstrom ein und verschmelzen mit anderen Seelen, aus denen neues Leben dann geboren wird. Nur die Cetra können ihre Seele und ihr Bewusstsein im Lebensstrom erhalten, erreichen so also „ewiges Leben“. (Tatsächlich kann dies u.a. auch Jenova.) Demnach existiert das Verheißene Land also nicht in der physischen Welt, es ist ein spiritueller Ort in einer höheren Wirklichkeit, die den normalen Menschen verschlossenn bleibt. Jüngste Entwicklungen lassen dies aber weniger stimmig erscheinen. In Maiden who Travels the Planet erfährt man, dass viele Menschen, die in Final Fantasy VII gestorben sind (z.B. die Leute von Avalanche) im Lebensstrom weiterexistieren, ohne vollständig ihr Bewußtsein zu verlieren. Auch tritt Aerith als Cetra dort nirgends in eine Art Verheißenes Land ein.
Egal ob nun „der Planet“ oder ein anderer Planet, am sinnvollsten ist es wohl zu sagen, dass das Verheißene Land sowohl physischer als auch spiritueller Natur ist, wie es schon ganz am Anfang dieser Sektion gesagt wurde.
Verschiedene Erklärungsversuche aus dem Spiel
Im Folgenden soll ein bißchen auf die unterschiedliche Erklärungsansätze eingegangen werden, die einem von verschiedenen Spielfiguren angeboten werden und zudem ein kombinierender Ansatz vorgestellt werden, der die drei vorherigen Überlegungen vereint.
Nordkrater als Verheißenes Land
Oben erwähnt wurde bereits der Nordkrater als Verheißenes Land. Sowohl Sephiroth als auch ShinRa definieren – aus unterschiedlichen Gründen – den Nordkrater als Verheißenes Land. Deswegen wird z.B. auf manchen Karten der Nordkrater als „Promised Land“ bezeichnet. Wenn man gar nicht viel theoretisieren will und sich einfach an diese Fakten hält, könnte man sagen, dass der Nordkrater tatsächlich das Verheißene Land ist.
Ruhestätte des Alten Volkes
Das Verheißene Land, das ist die Ruhestätte des Alten Volkes lautet eine andere Erklärung, aber den Menschen bleibt diese Ruhestätte, dieses Jenseits verschlossen. Diese Erklärung erhält man vom „Alten Hago“ im Cosmo Canyon. Diese Sichtweise wurde oft so ausgelegt, dass das Verheißene Land vor allem eine ausschließlich für Cetra zugängliche Stätte sei. Eine Vermutung lautete etwa, dass die Cetra im Lebensstrom ihren Willen behalten und in einer Art „abgetrennten Sonderabteil“ innerhalb des Lebensstroms bleiben, während normale Menschen ihr Bewußtsein verlieren.
Während der letzte Punkt (Menschliche Seelen lösen sich zwangsläufig im Lebensstrom auf) nach den verschiedensten Titeln der Compilation of Final Fantasy VII unhaltbar geworden ist, kann man wohl dennoch an der Aussage festhalten, dass für die Cetra der Lebensstrom das Verheißenes Land ist – zumindest laut dem „Alten Hago“.
Geliebte Heimat
Andererseits mag das Verheißene Land – und hier könnte man sich auf eine Aussage Aerith‘ stützen – auch ein Land sein, welches ein Cetra besonders liebte. Also die Heimat eines Cetras. Gerade Aerith‘ legt an einer Stelle im Spiel nahe, dass das Verheißene Land etwas individuelles sein könnte, wenn sie sagt, sie wolle „ihr eigenes Verheißenes Land finden“. Muss jeder für sich selbst herausfinden, was sein Verheißenes Land ist?
Individueller, kombinierter Ansatz
Ausgehend von dem letzten Satz unter der Überschrift „Physisches oder Spirituelles Land?“ (das Verheißene Land ist sowohl „… als auch …“), den teils sehr unterschiedlichen Ansätzen verschiedener Spielfiguren, und der Aussage Aerith‘, sie müsse ihr eigenes Verheißenes Land finden, könnte man einen individuellen Ansatz formulieren:
Das Verheißene Land ist, was auch immer die betreffende Person als ihr Verheißenes Land definiert.
Solch ein Ansatz ist natürlich ziemlich vage, hat aber den Vorteil, dass er alle anderen Definitionen in sich vereint. Da es keine bessere Erklärung geben kann (und dies von den Entwicklern vermutlich auch so gedacht ist), eignet sich der individuelle Ansatz zur Definiton des Verheißenes Landes meiner Meinung nach am besten.