Eine Interpretation der Endsequenz

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Lange Jahre war das Ende von Final Fantasy VII Gegenstand unzähliger Spekulationen gewesen. Eine frühere Version dieses Artikels (die mittlerweile entfernt wurde) hatte ich etwa im Jahr 2001 verfasst, damals stark beeinflusst von Brittenham. Schon damals war der Inhalt eigentlich recht umstritten, darum entschied ich mich, am Ende die drei geläufigsten Thesen zusammenzufassen – stellvertretend für die vielen (oft wirklich verrückten) Meinungen. Der Interpretationsansatz ließ diese drei Deutungen zu.

Das meiste davon hat sich als falsch herausgestellt – zumindest in dem Sinne, wie Square Enix das Ende nunmehr höchstoffiziell selbst kommentiert. Die Informationen dazu kommen aus dem Film “Advent Children”, dem Handyspiel „Before Crisis“ und vor allem aus der Geschichte “Maiden who Travels the Planet”. Es sei dazu gesagt, dass die Erkenntnisse in der nachfolgenden Interpretation quasi von “offizieller Seite” bestätigt sind, da die Erklärungen in den genannten Werken gegeben werden.

Was wirklich geschah – Die Meterokastrophe

Die Ankündigung von Advent Children allein hat alle Theorien über das Ende der Menschheit verworfen, da diese ganz offensichtlich überlebt hatte. Auch der “Reinigungseffekt” den Brittenham nahegelegt hatte – und woraus ich gefolgert hatte, dass die Menschen wieder zu Cetra werden – trat nicht ein. Im Gegenteil, die Menschen wurden durch den Lebensstrom nicht gereinigt, sondern die im Lebensstrom vorhandenen Jenova-Zellen machten die Menschen krank. Diese Krankheit, die eine allergische Reaktion des menschlichen Körpers auf Jenova-Zellen ist, nennt man Geostigma. Über den Verweis erfahrt ihr mehr über diese Krankheit.

Zur Rolle von HEILIG und des Lebensstromes

Was aber war die Bewandtnis des Lebensstroms gewesen? Man war oft davon ausgegangen, dass HEILIG entweder zur Zerstörung des Planeten beitragen würde oder aber eine Täuschung gewesen sei und dass der Lebensstrom die wahre Antwort des Planeten auf die Bedrohung darstelle. Wie Bugenhagen einmal sagte, würde der Planet eines Tages selbst Maßnahmen zu seiner Rettung ergreifen – und dabei alles vernichten, was ihm schadet. Wenn man davon ausging, war es nur logisch anzunehmen, dass der Planet dabei die Menschen vernichten würde, sofern er sie nicht reinigte.

Tatsächlich war HEILIG keine Täuschung. Es ist aber richtig, dass HEILIG zu schwach war und beinah versagt hätte. HEILIG stellt sich wie ein Schutzschild zwischen Meteor und Midgar und scheint Meteor zu attackieren, doch unterliegt schließlich. Der Meteor bleibt unbeschadet zurück und hat sich sogar noch weiter vorgearbeitet. Die Wirkung von HEILIG scheint verpufft und die Zerstörung nimmt immer größere Ausmaße an. Red XIII wird daraufhin in der entsprechenden Videosequenz am Ende des Spiels sagen:

“Es ist zu spät für HEILIG. Der Meteor nähert sich dem Planeten. HEILIG hat den entgegengesetzten Effekt.”

Wie HEILIG und der Lebensstrom zusammenwirken

Die letzte Aussage scheint nahezulegen, dass HEILIG mit METEOR zusammenarbeitet, sie sich also bei der Vernichtung der Menschheit ergänzen und so den Planeten retten. Die Annahme ist aber falsch, den wenn der Meteor den Planeten trifft, stirbt auch der Planet und nicht nur die Menschen. Wollte der Planet die Menschheit auslöschen, könnte HEILIG erst den Meteor stoppen und gleichzeitig die Menschen vernichten. Niemals aber würde der Planet dies durch METEOR geschehen lassen. Denn HEILIG und METEOR waren immer schon als Gegensatzpaar angelegt gewesen. HEILIG ist nicht eine “Täuschung” wie es manchmal beschrieben wird und hat nicht den den entgegengesetzten Effekt. Die Betonung in Red XIIIs Aussage liegt auf “zu spät”.

Klärung brachte Square Enix aber erst nach vielen Jahren mit der Novelle “Maiden who Travels the Planet”. Dort heißt es in Kapitel 7, dass die starke Anziehungskraft, die zwischen Erde und Meteor besteht – und welche die Wirbelstürme erzeugt – verhindert, dass HEILIG sich direkt gegen den Meteor richten kann. Vielmehr unterliegt HEILIG den Anziehungskräften, da diese schon zu stark geworden sind. HEILIGs Kräfte werden darum in die falsche Richtung geleitet und unterstützen so die Zerstörungen. Dies war keinesfalls beabsichtigt – der Zauber kam einfach zu spät und war dann zu schwach.

Wie es dort weiter heißt, sammelt Aerith in der höchsten Not all ihre Kraft und vereinigt ihre Gedanken mit allen Seelen im Lebensstrom. Durch diese geballte Macht erhebt sich der Lebensstrom aus der Erde. Er ebnet HEILIG den Weg, dann doch noch zu wirken. So wird der Meteor zerstört.

Die Schlußsequenz

„Happy End“ für die Menschheit

Was nun die Schlusssequenz angeht, so erklärte Nomura in den “Reunion Files”, dass die letzten Szenen des Spiels ein Symbol für das mittlerweile harmonische Zusammenleben von Mensch und Natur seien. Die Ruinen Midgars wären damit nicht “zurückerobert” worden, sondern vielmehr konnte die Menschheit ihr Leben in Einklang mit der Pflanzen- und Tierwelt bringen. Ob der Planet sich davon beeindrucken lässt?

Wie Advent Children, aber auch Maiden who Travels the Planet zeigen, übernimmt Aerith Gainsborough nach ihrem Tod die Kontrolle über den Planeten. Dass sie den Lebensstrom aktiviert, um den Planeten zu retten ist selbstverständlich. Dass sie in Advent Children den Menschen eine Heilung für Geostigma bietet, dagegen nicht. Offensichtlich hält Aerith die Menschheit sehr wohl für fähig, in Frieden mit dem Planten zu leben und sichert daher ihr Überleben.

Da der Planet nun mit Aerith identisch ist, braucht sich die Menschheit keine Sorgen mehr darüber zu machen, dass ihnen der Planet schaden könnte – denn so würde Aerith nie handeln.

Woher kommen Nanakis Kinder?

Was nun die Frage angeht, warum Red XIII im Abspann Kinder hat, so scheint dies durch Kapitel 18 von Before Crisis geklärt zu sein; so gibt es dort ein weibliches Wesen von Nanakis Art namens Dinne (auch Deneh). Bugenhagen deutet in Before Crisis zudem an, dass es noch einige wenige weitere Exmplare von Nanakis Rasse geben könnte. Auch in Final Fantasy VII sagt er gegen Ende ähnliches, obwohl es vorher geheißen hatte, Nanaki sei der letzte seiner Art. Es steht zu vermuten, dass Dinne die Mutter von Nanakis Kindern ist, die man im Abspann von Final Fantasy VII, bzw. im Intro von Advent Children sieht. Dies würde eines der ganz großen Rätsel von Final Fantasy VII aufklären. Nämlich, wie Nanaki an den Nachwuchs gekommen ist.

Schlußbemerkung

Als Schlussbemerkung sei angemerkt, dass innerhalb von Square Enix die Bedeutung der Endsequenz umstritten zu sein scheint. Als Advent Children veröffentlicht wurde, deutete Kitase in einem Interview mit EGM an, dass der Epilog des Spiels die Ausrottung der Menschheit darstellen könnte.

Wie man unter “Die Schlußsequenz” nachlesen kann, befindet sich diese Aussage in Widerspruch zu der Meinung Nomuras. Prinzipiell wäre es natürlich denkbar, dass die Menschheit nach Advent Children und Dirge of Cerberus noch einige Jahre überlebt und schließlich doch vom Planeten vernichtet wird. Da es nach der Meteorkatastrophe bzw. der Freilassung von HEILIG aber keinen Anlass mehr für den Planeten gibt, sich der Menschheit zu “entledigen”, kann man wohl davon ausgehen, dass letztere Aussage von Tetsuya Nomura das allgemeingültige Schlusswort bleiben wird. Wie oben erläutert wird dies auch durch die Entwicklung in der Compilation nahegelegt. Herr Kitase konnte sich anscheinend mit seinen Ansichten nicht durchsetzen.

Muss man nun also dies alles so glauben, wie von offizieller Seite verkündet? Wenn man Final Fantasy VII für sich betrachet, mit Sicherheit nicht. Die Compilation ist aber nur verständlich, wenn man der Interpretation folgt, die die Entwickler vorgeben.

Die Endsequenz von Final Fantasy VII (zugleich die Eröffnungsszene aus Advent Children) ist damit also das abschließende und gute Ende, sowohl von Final Fantasy VII,als auch der Compilation. Dies wird sich wohl selbst im Zuge eines – möglichen – weiteren Ausbaus der Compilation über Dirge of Cerberus hinaus, nicht mehr ändern.