Yuffies Geschichte: Kapitel 3

Info

Nachdem sie aus Wutai entkommen waren, gingen die beiden in südliche Richtung an einen Ort, der als Materia-Höhle bekannt war. Einst plante die ShinRa Company in diesem Gebiet einen Mako-Reaktor zu erbauen, was der Auslöser des Wutai-Krieges gewesen war.

Mako-Reaktor Förderungsgebiet. Einfacher gesagt war es ein fruchtbares Land, angefüllt mit dem Lebensstrom. Vor langer Zeit war es ein Ort, den man nur mit einem Chocobo erreichen konnte, der während seiner Aufzucht besondere Fähigkeiten erlangt hatten. Nachdem jedoch der Lebensstrom auf der Oberfläche ausgetreten war, hatte sich die Landschaft verändert und man konnte das Gebiet nun zu Fuß erreichen.

Der Grund, warum Yuri Yuffies Hilfe wollte, basierte nicht nur darauf, dass sie Zeugin der Veränderung werden sollte. Sondern auch, weil ihm insgeheim aufgefallen war, wie anormal sie seit ihrer Kindheit auf Materia fixiert war.

„Es sollte doch wohl eine Materia geben, die die Midgar-Krankheit heilen kann, oder?“, sagte Yuri.

„Midgar-Krankheit“ war der Name, den er der Krankheit, die seine Mutter hatte, gab.

„Leider habe ich nie von so einer gehört.“

„Verstehe…. Gibt es denn niemanden, der etwas darüber wissen könnte?“, fragte Yuri, während er sein neustes Handy hervorzog.

Yuffie hatte eine Idee.

„Warte mal einen Moment.“

Yuffie zog das PHS, welches sie die ganze Reise über benutzt hatte, hervor und hielt es an ihr Ohr. Es kam keine Antwort. Sie hatte keine andere Wahl, als die Nummer zweimal zu überprüfen, die darin gespeichert war. Dann nahm sie Yuris Telefon und wählte sie. Wenig später nahm jemand ab.

„Hallo? Tifa? Ich bin es Yuffie-chan.“

Nach etlichen Erklärungen konnte man hören, wie Tifa Cloud fragte, ob es irgendeine Materia gäbe, die die Midgar-Krankheit heilen könne, aber darüber wusste er nichts. Ihnen war nur bekannt, wie schrecklich die Krankheit war. Sogar in Midgar musste erst eine effektive Heilung gefunden werden. Viele Leuten waren bereits daran gestorben und die Menschen hatten Angst.

Erst der Meteor und nun diese Krankheit.

„Sie wissen es nicht.“

„Ich verstehe…. Irgendeine andere Heilungsmöglichkeit?“

„Schau, dort drüben ist eine Höhle, die zuvor nicht da war. Lass und nach weiterer Materia suchen.“

Ohne ihn anzuschauen gab Yuffie Yuri sein Handy zurück und rannte zum Höhleneingang, der vermutlich beim Ausbruch des Lebensstroms entstanden war. Über eine Stunde untersuchten sie zusammen die Höhle nach irgendwelchen Anzeichen für Materia.

„Was geht hier nur vor!“, sagte Yuffie, ohne ihren Ärger darüber verstecken zu wollen.

„Wahrscheinlich gibt es keine hier, weil es eine relativ neue Höhle ist. Warum hast du diese ausgesucht?“

Yuri schien besorgt. Yuffie wusste keinen besonderen Grund.

„Wenn der Lebensstrom über den Planeten fließt, dann muss er Materia mit sich genommen haben!“, sagte Yuffie, aber letztendlich wusste sie nicht, ob das jemals wirklich geschehen war.

„Tut mir Leid. Ich glaube an dich.“

Seine Stimme zitterte. Yuffie gefiel es nicht, dass sie auf ihrem Weg in die schwach beleuchtete Höhle, gegen Monster kämpfen mussten.

„Komm schon! Wir werden diese Materia finden.“, sagte sie, während sie versuchte, ihre Angst loszuwerden. Sie hatte auch Angst, etwas mehr als sonst, da auch Yuri zum ersten Mal in dieser Höhle war.

„Ich werde nett zu ihm sein, nur ein wenig.“

„Lass uns erst einmal nach draußen gehen und unsere Vorgehensweise noch einmal überdenken.“

Sie konnte Yuris Erleichterung in der Dunkelheit spüren.

In Kürze erreichten sie den Ausgang der Höhle, stießen aber auf ein weiteres Monster. Auf den ersten Blick sah es aus wie ein Maulwurf, aber sein ganzer Körper, war mit Nadeln bedeckt.

„Ein Kinderspiel!“, kreischte Yuffie, um sich selbst und Yuri Mut zuzusprechen, bevor sie angriff.

Der Shuriken, welchen sie mit ihrer ganzen Kraft warf, verletzte das Monster. Es rächte sich, indem es einen, aus seinem Mund fliegenden Feuerball auf sie abschoss. Yuffie schaffte es gerade so, auszuweichen, als der Feuerball an ihr vorüberzog. Yuri, der hinter ihr gestanden hatte, vollzog ebenfalls ein dramatisches Ausweichmanöver. Der Feuerball schlug auf den Boden zwischen ihnen auf und explodierte.

„Mach schon, Yuri!“, rief Yuffie ihrem Freund zu, dessen Aufmerksamkeit die Explosion auf sich gezogen hatte. Panisch schrie Yuri auf.

„Sokuhenka Shourai!“

In diesem Moment kehrte Yuffies Shuriken wie ein Bumerang zu ihr zurück und sie warf ihn erneut auf das Monster. Dessen Klingen töteten das Monster, in dem es von ihnen zerteilt wurde, und die beiden hatten den Kampf gewonnen.

„Komm schon, Yuffie, der sollte mir gehören.“

„Du warst viel zu langsam. Langsam und verängstigt. Aber es sieht so aus, als ob du trainiert hast.“

„Meine Bewegungen mögen langsam sein, aber wenn es um Techniken geht, bin ich nicht schlecht.“

„Nein, nein. So darfst du nicht denken. Die Geschwindigkeit ist fundamental. Aller klar?“

Doch während Yuffie immer noch mit ihrer Schnelligkeit angab…

„Schau, Yuffie!“

Yuris Gesicht war angsterfüllt.

„Schau dir das an.“

An der Stelle, wo der Feuerball des Monsters explodiert war und einem winzigen Krater hinterlassen hatte, strömte eine Flüssigkeit aus. Im Inneren der schwach beleuchtenden Höhle konnte man nicht sagen, was genau es war, aber es schien kein Wasser zu sein. Yuffie rannte, sie zitterte am ganzen Körper. Sie konnte eine böse Präsenz fühlen, die von der Flüssigkeit ausging.

„Lauf!“

Yuffie wurde schneller. Hinter ihnen brach die Flüssigkeit, die begonnen hatte, aus dem kleinen Krater zu fließen und über den Boden zu strömen, plötzlich rascher aus. Es fing an, Wände und Decke der Höhle ebenfalls zu bedecken. Schon sehr bald holte es sie ein und die Flüssigkeit strömte direkt über ihnen von der Decke. Sich mit ihren Händen schützend rannten sie unbeirrt weiter. Yuffie schrie, als sie den Ausgang, an dem sie eine Markierung, um sich nicht zu verlaufen, aufgestellt hatte, erreichten.

Ihre Sicht wurde klarer. Sie waren jetzt außerhalb der Höhle. Es war hell im Mondlicht. Yuffie schaute sich um. Die Flüssigkeit mit der entsetzlichen Präsenz hatte sich verlangsamt, floss aber aus der Höhle, aus der sie gekommen waren, ins Freie. Als Yuffie dies beobachtete, bemerkte sie, dass die Flüssigkeit schwarz war.

„Yuri, das Wasser ist schwarz.“

Aber es kam keine Antwort.

„Yuri?“

Kurz zögerte Yuffie, bevor sie zurück zur Höhle lief. Nahe dem Höhleneingang fand sie Yuri auf dem Boden liegend. Sie versuchte, ihm aufzuhelfen, aber selbst unter Einsatz all ihrer Kraft war sein Körper zum Hochheben für sie allein zu schwer.

„Steh auf, Yuri! Steh auf.“

„Ich kann nicht. Geh, Yuffie! Wenn du hier bleibst, dann wirst du…“

„Idiot! Ich kann nicht für dich auf deine Mutter aufpassen!“

Yuffie drehte Yuri um, sodass er nach oben blickte und sie versuchte, ihn mit all ihrer Kraft, die sie aufwenden konnte, aufrecht zu erhalten.

„Geh einfach…“

Eine schwarze Flüssigkeit blubberte aus seinem Mund.

Yuffie ließ sich an einem Ort, der irgendwo zwischen der Höhle und Wutai lag, nieder.

„Los, Yuri. Lauf schon. Wenn du stirbst, wird dies auch meine Schuld sein.  Man wird  behaupten, du seist an der Midgar-Krankheit gestorben, weil du mit jemanden geflohen bist, der kürzlich aus Midgar zurückkam — nämlich mich. Sie werden mich dessen beschuldigen.“

„Du hast mich also bloß den ganzen Weg hierher geschleppt…“, stammelte Yuri, als ob er große Schmerzen zu ertragen oder Schwierigkeiten zu atmen hatte, „…wegen dieses Grundes!?“

„So ist es.“

„…Das ist nicht der wahre Grund, oder—“

Yuri brach ab. Panisch blickte Yuffie auf Yuri.

Es ist alles in Ordnung. Er ist immer noch am Leben. Irgendwie muss ich ihn zurück zu seiner Mutter bringen.“

Yuffie stand auf und streckte erneut ihre Arme aus, um Yuri zu stützen.

*** *** ***

„Soll ich dir helfen?“

Sie drehte sich um und sah Red XIII.

„Red!?“

„Kannst du mich nicht Nanaki nennen? “, sagte Nanaki verärgert über den Namen.

„Was machst du hier?“

„Um die Welt zu sehen habe ich mich auf eine Reise begeben. Ich habe sie gerade erst begonnen.“

Nanaki trug Yuri ohne Anstrengungen auf seinem Rücken. Er lag mit dem Kopf nach unten gerichtet auf seinem Rücken wie etwas Nasses, was zum Trocknen aufgehängt wurde und Yuffie legte ihre Hand auf ihn, sodass er nicht herunterfallen konnte.

Nanaki erzählte ihr, wie er geplant hatte, Wutai als seinen Ausgangspunkt zu wählen und von dort nach Osten zu pilgern. Er entschied sich für Wutai, da es an der Grenze der westlichen Region lag. Yuffie erzählt ihm, dass Wutai im Zentrum der Welt liege, welches durch die Meere geschützt sei und sich weit bis nach Osten und Westen erstrecke – eine Weltansicht, die man nur von jemandem, der in Wutai aufgewachsen war, erwarten würde.

Yuris Rücken zitterte. Yuffie fürchtete, dass er Krämpfe hatte. Aber als sie in sein Gesicht blickte, lächelte er. Die schwarze Flüssigkeit, die aus seinem Mund kam, hatte nachgelassen.

„Erzähl mir etwas Interessantes, Nanaki.“, sagte Yuffie mit leiser Stimme.

„Hmmm…“

Nanaki dachte nach.

„Oh, ja. Ich habe ein neues Handy. Mir wurde gesagt, das PHS sei wirklich überholt gewesen. Als ich mit Cloud und den anderen nach Midgar zurückkehrte, haben sie mir eines gegeben. Eigentlich musste man dafür bezahlen, aber der Verkäufer in einem Telefongeschäft gab so viele kostenlos ab, wie er nur konnte. Er dachte, dass sich die Menschen zu große Sorgen machten, wenn sie in diesen schweren Zeiten mit keinem Kontakt aufnehmen könnten. Er ist eine freundliche Person.“

„Hmmm, kannst du ein Telefon benutzen?“

„Natürlich. Es dauert eine Weile, aber wenn ich es auf den Boden lege und meine Krallen benutze, geht es. Mit etwas Übung kann ich es bedienen.“, antwortete Nanaki als er Yuffie beunruhigt anschaute.

„Ich werde es dir aber nicht aushändigen.“

„Gib es her!“

Yuffie stellte sich vor Nanaki und er blieb stehen.

„Es ist besser, wenn ich es habe. Also, wo ist es?“

Sie musterte Nanaki scharf.

„Du meinst das ernst, oder?“

Als Nanaki das sagte, bemerkte sie den Gürtel um seinen Hals herum, der unter seinem Fell versteckt war. Es schien, als wäre der Gürtel gerade lang, seinen Körper nur einmal zu umgreifen. Sie hockte sich hin und spähte auf Nanakis Hals. Was sie dort erblickte, sah verdächtig nach einem kleinen, strapazierfähigen Lederbeutel aus.

„Hehehe, ich habe es gefunden.“

„Yuffie, das werde ich mir merken.“

„Natürlich. Vergiss mich niemals.“

Nanaki schien aufgegeben zu haben, als Yuffie ihre Hand nach dem Beutel ausstreckte.

„Yuffie, ich werde dir meines geben.“ Es war Yuri.  „Ich habe auch eins. Aus Midgar.“

„Was meinst du damit, du hast auch eins?“

„Also…“

Yuffies Kopf glühte vor Wut, als sie erfuhr, was passiert war.

„Du Dreckskerl!“

„Es tut mir Leid. Ich glaube, ich bin derjenige, der die Krankheit nach Wutai gebracht hat. Plötzlich breitete es sich auf meine Mutter aus. Dann von meiner Mutter auf meine Freunde… Ich dachte, wir könnten möglicherweise eine Heilungsmethode finden…. Lass mich für einen Moment herunter. Danke, Nanaki.“

Zusammen setzten sie sich auf den grasigen Boden – Nanaki gänzlich ausgestreckt liegend – und wurden von Wind umweht, während sie Yuris Geschichte lauschten.

Yuri hatte schon vor einigen Monaten erfahren, dass seine Mutter erkrankt war. Es war eine Krankheit, die gewöhnlich bei Erwachsenen auftrat. Seine Mutter wurde sehr willensschwach und sagte immer, sie würde bald sterben. Irgendwie wollte er ihr helfen. Er erinnerte sich an Yuffie, mit der er einst spielte und entschloss sich, dass zu tun, was sie getan hatte – sich auf die Suche nach Materia zu begeben. Jedoch hatte Yuri nicht den Mut, die Grenzgebiete zu erforschen und reiste  nach Midgar, um das ShinRa-Unternehmen um Hilfe zu bitten. Gerade zu der Zeit, als Meteor am Himmel erschien. Viele Male besuchte er das ShinRa-Gebäude, aber wegen all der Aufregung und dem Chaos schenkten sie seinem Anliegen kein Gehör. Manche der Mitarbeiter hatten Mitleid mit ihm, aber letztendlich erfuhr er, dass die Materia, die er benötigte, nicht öffentlich verkäuflich war, sondern lediglich als Ausrüstungsgegenstand von ShinRa-Soldaten verwendet werden durfte.

„Und dann kam der Tag. Ich wartete in einem billig Hotel auf das endgültige Vorüberziehen des Lebensstroms. Alle flüchteten von den höheren Plattengebieten, aber ich bahnte mir meinen Weg entgegen der Menge nach oben. Viele Menschen haben sich von dort die Krankheit eingefangen.“

Danach eilte Yuri zurück nach Wutai. Als seine Mutter ihn fragte, wo er gewesen sei, antwortete er, er habe sich in Gold Saucer amüsiert.

„Ich brachte es nicht fertig, ihr zu erzählen, dass ich beim Versuch, Materia zu finden, um sie zu heilen, versagt hatte.“

„Hmm, ich verstehe, wie du dich fühlst.“

Natürlich war es überflüssig zu erwähnen, dass er selbst zu einem Flüchtling geworden war, aber daran konnte man jetzt nichts mehr ändern.

„Hey, hör mal.“, unterbrach ihn Nanaki, „Man erzählt sich, Materia sei die Kristallisation des Wissens des Alten Volkes.“

„Ja, ich habe davon gehört.“

„Möglicherweise waren selbst die vom Alten Volk nicht dazu in der Lage gewesen, die Krankheit deiner Mutter zu kurieren. Vielleicht existierte diese zur Zeit des Alten Volkes nicht. Also gibt es vielleicht auch keine Materia, die die Krankheit heilen könnte.“, sagte Nanaki.

„Hey, Nanaki, sag‘ sowas nicht! Kann doch sein, dass wir sie einfach noch nicht gefunden haben.“

„Aber denke doch einmal darüber nach. Wenn solch eine Materia wahrlich existieren würde, gäbe es nicht so viele Infizierte… Aua!“

Yuffie zwickte Nanakis Nase mit ihren Fingern. Sie dachte, dass er vielleicht Recht haben könnte. Und das machte sie wütend. Nanakis Vermutung bedeutete, dass es keine Möglichkeit gab, die Krankheit zu bekämpfen, an der die Menschen litten und qualvoll starben, während eine schwarze Flüssigkeit aus ihren Körper hervor floss.

„Ich hasse dich, Nanaki.“

„Was!?“

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