Yuffies Geschichte: Kapitel 1

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In der Vergessenen Stadt.

Yuffie und die anderen waren noch einmal an den kleinen See zurückgekehrt, an dem Aerith ihr Leben verloren und sich von allen verabschiedet hatte, um ihr mitzuteilen, dass der Kampf gegen Sephiroth vorüber war. Sie alle standen schweigsam um den Altar des Sees herum. Niemand von ihnen redete, aber jeder von ihnen sprach zu Aerith mit ihren eigenen, inneren Worten.

„Lebewohl.“

Es war die leise Stimme von Vincent. Als Yuffie sich umdrehte um ihn anzusehen, flatterte sein roter Umhang bereits hinter ihm.

Was ist mit ihm los?“, dachte Yuffie. „Ist das seine Art, sich von uns zu trennen?“

„Warte – Waaarte!“, schrie sie und eilte ihm hinterher.

„Wie kannst du dich einfach so auf diese Weise von uns trennen? Du weißt doch, wir sind sowas wie Kriegskameraden.“

Ihr Einwand hielt ihn nicht auf. Sie rannte voraus und die beiden standen sich gegenüber. Er sah aus, als ob er auf einen Punkt starrte, der in weiter Ferne lag. Yuffie wusste nicht, was er dachte oder was ihm durch den Kopf ging, aber sein Blick war sehr stark. Sie trat beiseite und wusste sofort, dass sie ihn nicht aufhalten konnte.

„Pass auf dich auf.“, sagte Vincent, als er an ihr vorüberging.

Yuffie hätte derartige Worte nie von ihm erwartet und erkannte, was gerade geschehen war. Es war, als ob sie zum ersten Mal in sein Herz blicken konnte.

Cloud, Tifa, Barret, Cid und Red XIII beobachteten sie.

„Sieht so aus, als ob er irgendwo hingehen muss.“, erzählte Yuffie, als sie zu ihren Kameraden zurückkehrte.

„Zu dieser Frau wahrscheinlich. Es wird Zeit, dass ich auch gehe“, sagte Cid.

„Ja, du hast recht. Dasselbe gilt auch für mich.“, stimmte Barret zu.

Alle haben jemanden, den sie sehen wollen.“, dachte Yuffie.

Sie verstand dies, konnte aber ihre Gefühle nicht zurückhalten.

„Wisst ihr… ihr alle nehmt die Sache irgendwie ziemlich leicht.“

„Es bedeutet einfach nur, dass wir alle wissen, dass wir uns immer wieder treffen können.“, sagte Cid und war im Begriff zu gehen.

Cloud und Tifa nickten. Sogar Red XIII stimmte ihnen zu.

„Red XIII reißt sich doch nur zusammen.“, dachte Yuffie.

„Ja.“ Als sie anfing, es genauso aufzufassen, wie die anderen, akzeptierte sie das, was geschehen würde.

„Lasst uns gehen.“ Cloud und Tifa machten sich auf den Weg.

Ja. Sobald wir diesen Ort verlassen, bedeutet es wirklich ein Lebewohl für uns alle.“, dachte Yuffie. „Aber das ist in Ordnung. Ich werde unsere Trennung mit all meiner Energie genießen, die ich habe.“

„He, wartet!“ Barret erhob plötzlich seine Stimme.

„Oh man, diese Trennung ist ruiniert. Deswegen mag ich den alten Mann nicht.“

Sie blickte zu ihm herüber und sah, wie er die Materia von seinem prothetischen Arm entfernte und sie Cloud übergab.

„Was machen wir hiermit?“

„He, warte!“

Da sie erkannte, dass sie etwas sehr Wichtiges vergessen hatte, erhob Yuffie ihre Stimme. Sie hätte beinahe den eigentlichen Grund ihrer Reise vergessen.

„Kann ich die gesamte — Nein, ich meine, kann ich nur die Hälfte der gesamten Materia haben? Ich werde sie mit nach Wutai nehmen und dort sicher aufbewahren. Also, ich werde sie vielleicht auch benutzen. Nur ein wenig.“

Die Augen all ihrer Kameraden blickten sie an. Sie liebte es, im Mittelpunkt zu stehen, aber dieses Mal fühlte sie sich auch ein wenig schuldig. Um diese Schuld zu verbergen, sprach sie weiter.

„Wisst ihr, ich war gerade auf Materia-Suche. Ich traf euch, weil ich meiner Intuition als Materia-Jägerin folgte. Die Materia, die ihr alle hattet, waren einfach zu verlockend.“

ShinRas Forschung, Technologie und Wissen um das Leben des Planeten erlaubte es ihnen, die Materia mit ,,Macht“ zu versehen, welche Cloud und seine Gruppe besaßen, die aber nicht natürlich hergestellt werden konnten.

„Um ehrlich mit euch allen zu sein, wusste ich damals nicht genau, hinter was ihr alle her gewesen seid und auch über eure Vergangenheit war mir nicht viel bekannt. Sogar jetzt, denke ich, ist es das gleiche. Aber ich kämpfte mit euch allen, oder? Und das nicht aufgrund der Materia. Ich wollte nur nützlich sein, auch, wenn ich es nicht gerade sehr war. Wir sind jetzt Freunde. Kommt schon, denkt mal drüber nach. Wie viele Male habe ich euch bereits in Not geholfen?“

Als sie fertig war, dachte Yuffie: „Verdammt. Dieser Teil ist nicht wahr.“

„Ja, du hast uns oft geholfen, “ sagte Tifa.

Yuffie war verwirrt. „ Du bist das ideale Kind, so fröhlich und stark.“

„Häh!?“

Yuffie war überrascht und wartete darauf, dass Tifa fortfahren würde. Aber Tifa lächelte und schwieg.

„Meinst du das im Ernst?“ fragte Yuffie ohne nachzudenken.

„Mmhmm.“, nickte Tifa sofort.

„Eheheh.“

Yuffie dachte über das, was sie gerade gehört hatte, nach und errötete.

Sie war überrascht, dass sie möglicherweise die Materia ohne Widerwillen bekommen würde.

„Was hältst du davon, Barret?“ Cloud drehte sich plötzlich um, um ihn zu fragen.

Warum zur Hölle fragst du ihn danach?“, dachte Yuffie, schwieg aber.

„Hmmm… “, sinnierte Barret. „Es stimmt, dass Yuffie eine gute Freundin von uns ist. Aber es ist etwas ganz anderes, wenn es um  Materia geht, oder?“

„Nein, ist es nicht! Es ist dasselbe. Absolut dasselbe! Ich weiß, dass vielleicht alles vorbei ist, jetzt, wo wir Sephiroth besiegt haben. Aber ich habe einen großen Traum und der ist, Wutai wieder erstarken zu lassen. Um das zu ermöglichen ist es grundvoraussetzend,  Materia zu besitzen.“

„Wiedererstarkung, eh…..“ Dieses Mal war es Cid, der sich zu Wort meldete.

„Sei ruhig, alter Mann!“ Yuffie funkelte ihn an.

„Wenn es das ist, was du benötigst, ist Midgar dann nicht viel schlechter dran?“

„Das stimmt.“ Nachdem Cloud Cid zugestimmt hatte, versank er in Gedanken.

„Hey, Yuffie. Wie wäre es damit? Wir werden dir die Materia geben.“

„Alles klar!“

„Aber ich werde sie sicher verwahren.“

„Ähm… versuchst du gerade, ein Kind auszutricksen?!“ Da sie dachte, dass sie zum Narren gehalten wurde, stand sie auf, um zu protestieren.

„Du verstehst alles falsch. Der größte Teil unserer Materia ist für den Einsatz im Kampf bestimmt, richtig? Dieser wäre für Wutai von keinem großen Nutzen. Daher würden wir nur die verwenden, die für Heilung zuständig sind. Und den Rest bewahre ich auf. Ich denke, dass ich die Erfahrenste bin, wenn es um gefährliche Materia geht.“

„Es stimmt, dass wir keine weitere Ausrüstung für den Kampf brauchen— aber…“

„Ja?“

„Auch, wenn wir sie nicht benutzen können, so werden wir uns doch sicherer mit ihr fühlen, oder?“

„Dann lass uns das so machen. Du kehrst nach Wutai zurück und wenn du dich unwohl ohne Materia fühlst, dann melde dich bei mir. Und wir denken dann nochmal darüber nach.“

Cloud sprach in einem sanften Tonfall aber am Ende war seine Entscheidung, die Materia zu behalten, für Yuffie klar. Und es war so, wie er sagte. Selbst, wenn Wutai Materia mit unermesslicher Macht besitzen würde, dann wären diese wahrscheinlich nicht gerade nützlich. Die Zeiten hatten sich geändert. Sogar Yuffie verstand das.

„In Ordnung. Du passt besser gut auf meine Materia auf. Denn ich bin jetzt diejenige, die die meiste Materia in der Welt besitzt. Was hältst du davon?“

*** *** ***

Yuffie war gerade auf ihrer Heimreise nach Wutai und sprach mit dem Chocobo, auf den sie die ganze Zeit ritt.

„Denkst du, ich sollte irgendwo neue Kleider kaufen? Diese Kleider sind wegen der langen Reise total verschlissen.“

Yuffie dachte an all die Leute aus Wutai, die, wie sie erwartete, sie willkommen heißen würden. Sie war sich sicher, dass alle wussten, dass der Planet der Katastrophe METEOR wegen ihnen entkommen konnte. Deshalb würden sie sicherlich alle zusammenkommen, um ihre Geschichte zu hören.

„Oh, warte! Diese abgetragene Kleidung wird mir helfen, die Mühen, die ich auf mich genommen habe, besser zu zeigen. Ja, das ist es, was ich tun werde. Ich behalte diese Kleidung an, so wie sie ist. Aber viel wichtiger, ich muss meine Geschichte  vorbereiten.“

Jedoch wurde Yuffie klar, dass sie nicht wusste, warum diese bedeutenden Ereignisse überhaupt geschehen waren und aus welchem Grund die Welt kurz vor ihrer Zerstörung gestanden hatte.

„Das ist nicht gut…“

„Wie haben sie alle wohl darüber gedacht? Was war das Ergebnis, das aus ihrem Denken entstanden ist?“

Es gab viele Dinge, die Yuffie, welche sie nur zeitweise auf ihrer Reise begleitet hatte, nicht wusste.

„Ich wünschte, ich hätte sie danach gefragt… Aber wie auch immer. Ich werde einfach etwas improvisieren müssen.

Der einstige SOLDAT Sephiroth, der von den bösen ShinRa erschaffen wurde, erdachte sich unglaublich böse Taten. Als Cloud und seine Freunde gegen ShinRa kämpften, verfolgten sie Sephiroth. Als Sephiroth eingekreist war, versuchte er, die Schwarze Materia zu benutzen, um einen Meteor zu beschwören, der auf den Planeten einschlagen sollte. Wir setzten unser Leben aufs Spiel und konnten ihn aufhalten.

Ja, perfekt! So wird es leicht für sie sein, es zu verstehen.“

Was Yuffie allerdings nicht wusste, war, dass einige Details, die ihrerseits nicht bekannt waren, bereits in Wutai die Runde machten. Mit der Ausnahme, dass auch sie an dem Ganzen beteiligt gewesen war.

„Hey.“

Wutai war in Sichtweite. Yuffie war einige Male während ihrer Reise dorthin zurückgekehrt, aber das Gefühl war anders, nachdem etwas vollendet war. Sie stoppte den Chocobo und blickte aus der Entfernung  zu ihrem Haus.

„Huh? Warum muss ich bloß…?“ Yuffie verstand nicht, warum sie Tränen hinfort wischte.

Es war früh am Morgen. Nachdem sie ihren Chocobo freigelassen hatte, rannte sie die ihr bekannten Pfade entlang, ohne dabei aufzublicken. Sie rannte mit Höchstgeschwindigkeit auf das Haus zu, in dem sie erwartete, ihren Vater Godo anzutreffen. Sie wollte nicht, dass irgendeiner aus der Stadt jetzt schon erfuhr, dass sie bereits zurück war. Obwohl sie sich dazu entschlossen hatte, ihre getragenen Kleider anzubehalten, wollte sie zumindest ihr Gesicht waschen.

Godo stand an der Tür und hämmerte an eine Säule.

„Was machst du?“

Godo drehte sich um, als er Yuffies Stimme hörte.

„Ich bin zurück. Es ist alles vorbei.“

Godo nickte mit Zufriedenheit.

„Ich bin froh, dass du sicher zurück bist, Yuffie. Aber, meine Tochter, höre mir zu, die Stadt steckt in großen Schwierigkeiten. Unterstütze mich. Wutai benötigt Hilfe von jungen Leuten wie dir.“

Er hob einen Beutel voller Werkzeuge auf den Rücken und ging in Richtung Stadtmitte.

„Hey, warte!“

Yuffie folgte ihm hastig. Ihr Vater schien es eilig zu haben und ging zügig voran.

„Du hast doch von den Ereignissen gehört, in denen ich verwickelt war, oder? Was ist mit dem Begrüßungskomitee? Wo sind denn alle?“

Als Yuffie protestierte, erzählte sie auch kurz darüber, wie sie und ihre Freunde den Lebensstrom beschworen und den Planeten gerettet hatten. Godo hielt an,  drehte sich um und blickte sie mit zweifelndem Gesichtsausdruck an.

„Ich weiß nichts darüber, was ihr getan habt. Was ich aber weiß, ist, dass die Welt sich in einer Notlage befand, die die närrischen ShinRa und die verrückten SOLDATen verursacht hatten. Und am Ende war es der Wille des Universums, diesen Zwist zu beenden und es beschwor METEOR, aber unser Planet  verteidigte sich selbst, indem er den Lebensstrom freisetzte und ihn zerstörte — So verstehe ich die Sache.“

Godo sprach mit einem ernsten Gesichtsausdruck.

„Der Wille des Universums? Wer hat sich diese dumme Geschichte ausgedacht?“

„Das ist meine Interpretation. Vielleicht sieht die Wahrheit anders aus, aber was ich weiß, ist genug. Und Yuffie – hör auf zu erzählen, dass du daran beteiligt warst. Die Auswirkungen des Lebensstroms sind enorm. Auch wenn die Menschen verstehen, dass er den Planeten gerettet hat, gibt es immer noch einige, die unglücklich über die Ereignisse sind.“

„Was?!“

Yuffie erhob ihre Faust und schlug aus Protest in die Luft.

„Was ist nur mit dieser Stadt passiert—“

Yuffie schaute sich um während sie sprach, verärgert darüber, was sie hörte. Sie hatte es nicht bemerkt als sie ankam, aber viele der Gebäude waren beschädigt. Auch die alte Trainingshalle mit dem roten Dach hatte jetzt ein großes Loch in der Wand. Sie konnte auch viele Ziegel, die vom Dach gefallen waren, umherliegen sehen.

„Was ist passiert?“

„Der Lebensstrom kam hierdurch. Es war eine entsetzliche Nacht, als die Gebäude erschüttert wurden. Vielleicht ist es nichts im Vergleich zu den Opfern in Midgar, aber hier gibt es viele, alte Gebäude. Du kannst den Schaden von außen wahrscheinlich nicht sehen, aber die Säulen und die Balken sind vermutlich gebrochen. Es wäre nicht verwunderlich, wenn diese Häuser eines Tages zusammenfallen würden. Deshalb verwende ich diesen Hammer, um— Was ist los, Yuffie?“

Yuffie starrte auf die Menschen, die sich um sie versammelten und die Gebäude reparierten. Viele von ihnen waren bandagiert.

„Sind alle in Ordnung? Ist irgendjemand schwer verletzt?“

„Es gibt durchaus eine Anzahl von Verwundeten. Aber nicht Viele von ihnen sind schwer verletzt.“

„Also ist es eine geringe Anzahl.“

„Das stimmt, aber was könntest du dagegen schon machen? Jetzt komm, hilf mir, das Gebäude zu reparieren.“

Godo nahm einen neuen Hammer aus dem Werkzeugkasten und übergab ihn Yuffie.

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