Yuffies Geschichte: Kapitel 4

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Es waren nur zwei Tage vergangen, seitdem sie Wutai verlassen hatten. Doch außerhalb der Stadt entdeckten sie eine Hütte, die erbaut worden war. Sie war klein, aber sie bot genügend Platz, um zehn Leute zu beherbergen.

„Ich frage mich, wozu die da ist. In Ordnung! Untersuche sie, Nanaki!“

„Was? Warum ich?“

Verärgert schaute Nanaki Yuffie an, drehte sich aber um, als sie erneut drohte, ihm in die Nase zu zwicken und spurtete voran.

„Das muss wirklich geschmerzt haben.“, sagte Yuri lachend.

Äußerlich schien es ihm gut zu gehen, aber in seinen Gedanken herrschte ein anderes Bild.

„Vielleicht können wir ja die Midgar-Krankheit heilen, indem Nanaki und ich dies durchziehen und ihn weiterhin zum Lachen bringen.“

Kurze Zeit später kehrte Nanaki zurück.

„Vier Menschen, die an der Midgar-Krankheit leiden, sind darin versammelt.“

Yuffie und Yuri blickten sich an, als sie diese Worte hörten.

„Los, Yuri, hoch mit dir.“ drängte Nanaki.

Ohne darauf zu warten, bis Yuri auf Nanakis Rücken gestiegen war, stürmte Yuffie los. Als sie die kleine Hütte erreichte, suchte sie nach einem Fenster. Als sie endlich ein kleines fand, warf sie einen Blick hinein und entdeckte vier Patienten, wie Nanaki es beschrieben hatte.

„Was geht hier vor?!“, sagte Yuffie und drehte sich fragend zu Nanaki um.

„Ich vermute, sie waren aufgrund der Krankheit dazu gezwungen, das Dorf zu verlassen…“

„Wutai hat seine Zeit dafür vergeudet, diese kleine Hütte zu bauen?“

Rennend umkreiste sie erneut die Hütte und fand den Eingang.

„Warte, Yuffie!“

Yuffie ignorierte Nanaki, der sie aufzuhalten versuchte und trat hinein.

„Das ist schrecklich! Schrecklich!“, sagte Yuffie in den Raum.

„Oh, du bist es Yuffie. Es ist schon eine Weile her. Aber über was bist du so verärgert?“, sagte einer der Patienten ruhig. Sogleich wusste sie, wer es war – sie erkannte die Stimme von Yuris Mutter.

„Ihr alle wurdet dazu gezwungen, das Dorf zu verlassen, weil ihr krank seid. Das ist furchtbar!“

Sie verstand den Grund für solch eine Handlungsweise, konnte es aber nicht akzeptieren.

„Es lässt sich nicht ändern. Die Krankheit muss unter Quarantäne gestellt werden.“, antwortete Yuris Mutter, immer noch mit sanfter Stimme.

„Aber… aber!“

„Aber“ war das einzige Wort, das Yuffie hervorbrachte.

„Ich bin froh, dass sie einen Platz für mich geschaffen haben. “, sagte Yuri, der zu ihr stieß.

„Bist du sicher? Bist du dir da wirklich sicher?“

„Fürs Erste. Ich werde es einfach ertragen müssen, bis du eine Heilung findest, Yuffie.“

Was ist, wenn ich keine Heilung finden kann?“

Sie konnte sich einfach nicht dazu überwinden, dies auszusprechen.

„Ah, eine große Verantwortung!“

*** *** ***

Zwei Wochen verbrachte Yuffie damit, nach den Patienten zu sehen. Deren Anzahl stieg kontinuierlich an, obwohl die neuen Patienten nicht in Kontakt mit den unter Quarantäne gestellten Personen kamen.

„Scheint so, als sei die Krankheit nicht ansteckend. Obwohl eine Quarantäne verordnet wurde, wächst die Rate der Infizierten immer noch… Anders gesagt, nun ja, es tut mir Leid, meine Tochter.“

Auch als Godo sich entschuldigte, fühlte sich Yuffie immer noch unwohl. Es war ihr mittlerweile egal, was geschehen war. Sie wollte einfach nur den Grund für all das erfahren. Sie hatte Nanaki gezwungen, das Dorf zu verlassen und ihn beauftragt, Informationen über die Krankheit zu beschaffen. Möglicherweise wäre auch er infiziert worden, wäre er geblieben.

„Hey, Yuffie. Mir ist da etwas aufgefallen.“, sagte Yuri.

„Ich habe darüber nachgedacht, warum manche infiziert worden sind und andere nicht.“

„Du hast etwas herausgefunden?“

„Ja. Die hier an der Krankheit leidenden Personen waren bereits schon zuvor an etwas anderem infiziert oder sind beim Ausbruch des Lebensstroms schwer verwundet worden. Mit anderen Worten, es sind alles Menschen, die annehmen, dass sie sterben werden.“

„Wirklich!?“

„Ja, und das ist nicht nur eine Einbildung von mir. Es ist die Wahrheit. Sogar ich…“

Yuri unterbrach.

„Du dachtest, dass du sterben würdest? Wann?“

„In der Höhle, in die wir gingen. Als ich von diesem seltsamen Wasser durchnässt wurde und das Bewusstsein verlor… Moment!“

Yuri und Yuffie schauten einander an.

„Dieses Wasser!?“

Vielleicht war das Wasser die Ursache für alles.

Sogleich befragte Yuffie die Patienten. Sie wollte wissen, ob sie je seltsames Wasser getrunken hatten oder damit in Kontakt gekommen sind.

Letztendlich konnte jedoch keine klare Schlussfolgerung gezogen werden.

Niemandem war es entgangen, dass sich der Geschmack des Wassers, nachdem der Lebensstrom an die Erdoberfläche hervor gebrochen und wieder verschwunden war, verändert hatte. Keiner hatte sich etwas dabei gedacht, da es für die Bewohner Wutais, die das Wasser aus der Erde pumpten, nicht ungewöhnlich war, da es nach einem Erdbeben meistens anders schmeckte. Abgesehen davon, dass ein Kontakt mit dem Lebensstrom der Grund für alles sein könnte, konnte sie die Möglichkeit nicht ausschließen, dass eine Verbindung zwischen der Krankheit, dem Wasser und dem Zustand, in dem sich die Menschen zu jenem Zeitpunkt befanden, bestand.

Sie berichteten Godo von ihren Vermutungen, die wie folgt lauteten:

  • Gebt Acht, wenn ihr Wasser verwendet. Es ist nicht bekannt, ob das Abkochen von Wasser etwas bringt, aber tut dies, bevor ihr es verwendet.
  • Denkt nicht, dass ihr sterben werdet.

Nach über einem Jahr kehrte eine gewisse Routine in Yuffies Leben ein. Zwei Wochen kümmerte sie sich um die Patienten, zwei Wochen suchte sie nach einer Heilungsmöglichkeit. Wenn sie die Infizierten versorgte, spürte sie stets die Dringlichkeit, eine Heilung zu finden und immer, wenn sie das Dorf verließ, machte sie sich Gedanken um diese. Dies vermittelte ihr ein Gefühl von Routine.

Die Anzahl der Hütten war auf zwei angestiegen. Mittleiweile litten auch drei Kinder an der Krankheit – Brüder im Alter von Acht, Sechs und Vier. Yuffie war überrascht, dass sogar Kinder in diesem Alter bereits daran dachten, zu sterben. Als sie allerdings erfuhr, dass die drei, während sie versuchten, ihren ältesten Bruder aus einem Fluss vor dem Ertrinken zu retten, die Angst verspürten, für immer hinfort gespült zu werden, war sie davon überzeugt, dass die Vermutung, die sie und Yuri über die Krankheit aufgestellt hatten, der Wahrheit entsprechen musste.

Geostigma, wie die Krankheit nun auf der ganzen Welt genannt wurde, verbreitet sich über ein verdächtig aussehendes Wasser. Es drang in die Körper derjenigen ein, die zu Leben aufgegeben hatten oder mutlos waren.

Yuris Mutter war gestorben. Dennoch schwor sich Yuri, dass er in Yuffies Anwesenheit stets lächeln würde.

*** *** ***

Ein weiteres Jahr war beinahe vergangen.

Während Geostigma sich weiterhin ausbreitete, war noch immer keine Heilung gefunden. Eine geringe Anzahl von Leuten war der gleichen Meinung über die Verbreitung der Krankheit wie Yuffie und Yuri, aber es gab weitaus mehr Menschen, die glaubten, sie infizierten sich bei Kontakt mit einem Erkrankten. Daher lebten viele der unglücklichen Opfer und deren Familien in Verzweiflung. Dies begünstigte wiederum die Chance, dass die Familienmitglieder ebenfalls erkrankten, was der allgemeinen Bevölkerung den angeblichen Beweis für die Gerüchte um die Infektion lieferte.

Sie war kurz davor, Corel zu erreichen.

Yuffie bemerkte das Geräusch einer Explosion in der Ferne. Sie schaute sich um, um herauszufinden, woher es kam und erblickte bald darauf ein riesiges Luftschiff, welches sich näherte.

Yuffie winkte. Es war ein Modell, das ihr unbekannt erschien, aber sie vermutete, dass es Cid gehören musste.

„Heeeey!“

Sie winkte weiter und hüpfte viele Male auf und ab, aber das Luftschiff flog über sie hinweg. Sie hatte erfahren, dass Cid ein neues Luftschiff baute. Es war nicht leicht, Öl anstatt Mako-Energie als Treibstoff zu verwenden, aber vielleicht hatte er das Problem mittlerweile gelöst. Wenn sie sich von ihrem momentanen Standort aus nach Westen begäbe, würde sie sicherlich bald Rocket Town erreichen.

„Vielleicht sollte ich dorthin gehen.“, aber sie änderte ihre Meinung sogleich.

Das Luftschiff hatte kehrt gemacht.

Es war ein neues Modell, das in der Ferne schwebte, sodass Yuffie nicht von den Druckwellen erfasst werden konnte, während es langsam landete. Winkend lief sie darauf zu.

„Heeey!“

Die Bodenluke öffnete sich und ein rotes Ungetüm sprang augenblicklich heraus.

Mit unglaublicher Geschwindigkeit sprintete Nanaki ihr entgegen. Yuffie streckte ihm ihre Arme entgegen, als wolle sie ihn mit einer großen Umarmung begrüßen. Nanaki sprang mit voller Kraft auf sie zu. Aber Yuffie ging unverzüglich zur Seite und wich ihm aus. Nanaki landete auf dem Boden und protestierte.

„Warum bist du ausgewichen?“

„Du bist größer geworden. Ich will nicht von dir erdrückt werden.“

„So sehr habe ich mich doch nicht verändert.“

„Dann kannst du jedenfalls auch nicht niedlicher geworden sein.“

„Gemein.“

„Hey, Yuffie!“

Cid stieß hinzu. Er sah erschöpft aus. Vielleicht war er sogar dünner geworden.

„Ist das ein neues Modell?“

„Da hast du verdammt nochmal recht! Irgendwie hab‘ ich es fertig bekommen. Wir sind mitten in einem Testflug.“

„Scheint, als ob alles in Ordnung ist.“

„Könnte man so sagen. Aber viel Treibstoff ist nicht mehr übrig. Reicht gerade noch, um den halben Planeten zu bereisen.“

„Das sieht wiederum nicht so gut aus.“

„Ich muss einfach meine Hoffnung in diesen Dickkopf Barret setzen. Er ist auf der Suche nach einem neuen Ölfeld. Ich bin bereits komplett ausgerüstet und die Arbeiter stehen auch sogleich bereit, sollte er anrufen. Ich habe bereits all die benötigten Materialien und bereitstehende Arbeiter, sollte er danach verlangen, aber wo zum Henker könnte er sich auf dem Planeten rumtreiben!?“

Im Widerspruch dazu, was Cid gerade gesagt hatte, schien seine Hoffnung zu schwinden.

„Also hast du Barret getroffen!“

„Ja. Sieht so aus, als habe er einiges durchgemacht, aber im Moment geht es ihm gut. Also, kleiner Rundflug gefällig?“

„Nein.“

„Was zum Teufel?! Du hast deine Reisekrankheit immer noch nicht geheilt?“

Kann sie denn überhaupt geheilt werden?“, dachte Yuffie. Aber sie beschloss, dass es besser wäre, zu erwidern.

„Warum sollte ich sie heilen? Das ist schließlich Yuffie-Chans einziger Schwachpunkt. Ein Mädchen wird nicht geliebt, wenn sie keine Schwächen hat.“

„Du bestehst aus nichts anderem außer Schwachstellen. Also keine Sorge, junge Dame.“

„Was soll das denn bitte heißen!“

„Na ja, egal. Ich will dich nicht zwingen. Pass auf dich auf.“

Als Cid sich umdrehen wollte, um zu seinem Luftschiff zurückzukehren, rief Yuffie, die sich gerade an etwas erinnerte, hinterher:

„Hey, Cid.“

„Was.“

„Es gibt eine Materia, die Geostigma heilen kann, richtig?“

Als Nanaki diese Worte hörte, schweifte sein Blick in die Ferne.

„Du glaubst, es gibt eine, oder?“, sagte Cid, während er ihr in die Augen blickte.

„Natürlich!“

Cid hob den Daumen hoch, als er ihre, mit einer lauten Stimme verkündenden Antwort hörte.

„Dann gibt es auch eine!“, nickte er ihr zu.

Während Yuffie zuschaute, wie Cid zu seinem Luftschiff zurückging, begann sie darüber nachzudenken.

„Echt lästig. Genau deshalb ist der alte Mann seltsam. Er weiß, dass es keinen Beweis dafür gibt, dass eine existiert. Aber es sind eben die Worte, die ich mir erhoffte.“

Bald wandelte sich das stille Geräusch der Antriebsmotoren in ein aufbrausendes Getöse und das Luftschiff erhob sich hoch in die Luft. Es richtete sich in Richtung Rocket Town aus, bevor es davon flog und schließlich verschwand.

„Haa…“, murmelte Nanaki, „Man hat mich zurückgelassen.“

„Ich bin immer noch hier.“

„Wohin gehst du nun?“

„Zu einer Materia-Höhle im Norden.“

Sie konnte aus Nanakis Gesichtsausdruck nicht lesen, was er dachte. Aber aufgrund seiner niedergeschlagenen Haltung konnte sie ihm ansehen, dass es etwas gab, was er sagen wollte. Yuffie sprang schnell auf seinen Rücken, lehnte sich vor und umschlang seinen Hals mit ihren Armen. Sie überkreuzte ihre Handgelenke und drückte sie fest zusammen. Nanakis Vorderbeine gaben nach.

„Das tut weh, Yuffie.“

„Sag schon! Erzähl mir, worüber du gerade grübelst.“

„Werde ich. Aber lass mich erst los.“

Yuffie lockerte ihren Griff.

„Ich dachte gerade dasselbe wie schon einst. Vielleicht gibt es keine Materia, die Geostigma zu heilen vermag.“

Yuffie blieb ruhig und verstärkte erneut ihren Griff.

„Ich sagte doch, es schmerzt!“

„Geostigma schmerzt noch viel mehr.“

„Ja.“

Nanaki nickte leicht und machte sich auf gen Norden. Damit gestattete er Yuffie indirekt, auf seinem Rücken sitzenbleiben zu können.

Während Yuffie von einer Seite zur anderen wiegte, dachte sie:

„Indem ich meine Suche nach Materia fortsetze, bin ich zur Hoffnung von Yuri und allen Patienten geworden. Daher kann ich nicht aufgeben, eine Materia-Jägerin zu sein.“

~ Ende von Yuffies Geschichte ~

Fortsetzung folgt mit Nanakis Geschichte

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