Da es trotz mittlerweile verfügbarer offizieller Quellen schwierig ist, Jenova zu bestimmen, lohnt es sich, zunächst die “Jenova-Fragen” zu stellen, d.h. zu klären, welches Wissen man über dieses Wesen besitzt und was man eigentlich noch wissen möchte.
Wir möchte vorausschicken, dass es sich bei den folgenden Texten um Spekulationen und Fan-Theorien handelt. Dies ist leider nötig, da letztlich keine endgültige Klarheit über Jenvova herrscht – es sei denn es reicht einem der Fakt, dass es sich um ein Alien-Wesen handelt.
Wir haben versucht, möglichst nur sinnvolle und allgemein anerkannte Theorien auszuwählen. Zudem gibt es am Ende noch einmal eine subjektive Zusammenfassung. Ob ihr diesen Theorien Glauben schenken wollt, müsst ihr selber entscheiden; fragt bitte nicht, was denn nun wahr ist, darauf gibt es leider keine verbindliche Antwort.
1. Frage nach Jenovas Ursprung
Vielleicht die wichtigste Frage überhaupt, denn hierin liegt bereits der Schlüssel, Jenovas Wesen zu erkennen. Leider kann jedoch schon diese Frage nicht sicher beantwortet werden, so dass viele weitere Vermutungen rein spekulativ sind. Unter dem Einfluss der Compilation kann man aber wohl sagen, dass “Die Reisende”-Theorie die Wahrscheinlichste ist.
Meines Wissens existieren fünf (einigermaßen) sinnvolle Theorien über Jenovas Ursprung:
Die “Unheil vom Himmel”-Theorien
Es gibt eine ganze Reihe von Theorien, die ich unter diesem Namen zusammengefasst habe. Hier sind drei der bekanntesten:
- Jenova landete vor 2000 Jahren gezielt auf dem Planeten Gaia, mit dem Ziel ihn zu übernehmen. Dabei entstand der Nordkrater. Jenova muss also ein sehr großes Wesen sein – wobei es zunächst unwichtig ist, was genau sie ist –wenn sie durch ihren Körper den riesigen Nordkrater aufwerfen konnte. Zudem muss sie äußerst robust sein, da sie diesen Absturz überleben konnte.
- Jenova beschwörte an einem uns unbekannten Ort schon vorab, bevor sie überhaupt den Planeten betrat, den Meteor, der dann auf dem Planeten einschlug, und den Nordkrater schuf. Erst dann fiel sie – zusätzlich – auf den Planeten, vermutlich ohne Schaden anzurichten.
Beide Theorien dürfen allerdings getrost als falsch angesehen werden. Die dritte wiederum ist etwas besser:
- Jenova ist ein weltraumfahrendes Wesen (was auch immer darunter genau zu verstehen ist), das auf irgendeine Weise auf den Planeten kam. Mit dem Meteor, der den Nordkrater aufwarf, hat Jenova nur indirekt zu tun. Demnach waren es die Cetra, welche die zerstörerische Macht der Schwarzen Substanz nutzten und den Meteor beschworen, mit der Absicht, Jenova auf diese Weise zu vernichten.
Einen kleinen Hinweis darauf bieten die Zeichnungen im Tempel des Alten Volkes, die man so interpretieren kann, als hätten die Cetra den Meteor gerufen. Dennoch finde ich auch diese dritte „Unheil vom Himmel“-Theorie nicht ganz überzeugend, auf jeden Fall aber interessant.
“Die Reisende”-Theorie
Jenova ist eine intergalaktische Reisende, die Planeten aufsucht, um diese zu vernichten und sich selbst zu bereichern. Demnach reiste das Wesen auf einem Meteor mit, der (absichtlich oder zufällig) auf dem Planeten Gaia einschlug und den Nordkrater aufwarf. Hieraus ergeben sich mehrere Möglichkeiten, ihr Wesen zu bestimmen.
Unser User Bacon weist darauf hin, dass Jenova wahrscheinlich schon zuvor andere Planeten zerstört hat und diese dann als “Schiff” benutzte, um durch das Weltall zu reisen (in Advent Children spricht Sephiroth ebenfalls davon). Der Meteor wäre demzufolge also der Überrest eines Planeten, den Jenova zerstört hat.
Im Lichte der Compilation of Final Fantasy VII erscheint diese Theorie als sehr wahrscheinlich.
“Die Cetra”-Theorie
Jenova ist eine fehlgeleitete Cetra, die die Vernichtung des Planeten ersehnt. Geht man hiervon aus (wobei man damit schon Frage 3 beantwortet), so muss sie sich natürlich schon vorher auf dem Planeten befunden haben, von wo aus sie den Meteor beschwören konnte. Auch hieraus ergeben sich viele weitere Möglichkeiten der Spekulation über ihr Wesen und ihre Intention.
Indes dürfte auch diese Theorie mit einiger Sicherheit falsch sein; dazu gleich mehr.
Wie der Nordkrater entstand
Wo wir gerade bei der Frage sind, wie Jenova auf den Planeten kam, schiebe ich an dieser Stelle einige Theorien ein, wie der Nordkrater – die Wunde des Planeten, die unauflöslich mit Jenova verbunden ist – eigentlich entstanden ist. Dabei greife ich bereits einigen der folgenden Fragen vor, die sich mit Jenovas Wesen beschäftigen.
- Jenova fiel auf den Planeten und verursachte den Krater.
- Ein Meteor, auf dem sich Jenova befand, kollidierte mit dem Planeten, wodurch der Krater aufgeworfen wurde.
- Jenova war eine Cetra, die den Meteoriten beschwört hat, um den Planeten tödlich zu verwunden und mit der so freiwerdenen Lebensenergie sich selbst zu vergöttlichen.
- Die Cetra beschwörten den Meteor, um Jenova zu vernichten.
Die erste Möglichkeit dürfte mit Sicherheit auszuschließen sein – was auch immer Jenova ist, sie ist nicht so riesig, dass sie einen so großen Krater hinterlassen hätte. Möglichkeit drei klingt ganz sinnvoll, doch wird man nie nachweisen können, dass Jenova eine Cetra war. Das ist eine reine Fan-Spekulation, die nicht durch die Aussagen des Spiels gedeckt ist. Ähnliches gilt für die vierte Theorie. Anhänger dieses Ansatzes führen die Malereien im Cetra-Tempel als Beweis an. Dort scheinen Cetra mit der Schwarzen Materia den Meteor zu rufen. Leider gibt es aber keinen konkreten Beleg, dass diese Vermutung zutrifft. Diese Bilder könnten auch als Warnung gedacht sein, was passieren könnte, würde die Schwarze Materia jemals eingesetzt.
Was scheint plausibel? Man erinnere sich dazu an Ifalnas Worte: „Er [der Planet]sagte, ein Objekt sei vom Himmel gefallen und hätte am Aufschlagsort eine große Wunde hinterlassen.“ Demnach dürfte Ansatz Nr. 2 zutreffen, wie bereits unter „Die Reisende“ angedeutet.
2. Frage nach Jenovas Intention
Hier kann man zwei unterschiedliche Vermutungen über ihre Absichten anstellen.
Instinktiv-Gut
Jenova ist eigentlich durch und durch gut und wohlmeinend. Es landet völlig aus Versehen auf dem Planeten. Dass die Cetra mit dem Virus infiziert werden, ist ein bedauerlicher Zufall – wer konnte auch ahnen, dass die so ein schlechtes Immunsystem haben?
Ihr merkt schon, allzu viel halte ich nicht von dieser Theorie, aber es wurde durchaus von manchen vermutet, dass Jenova eventuell unabsichtlich so handelte, wie sie handelte und keine bösartige Intention dahinter steckte.
In diesem Zusammenhang kann man sich auch fragen, ob es sinnvoll ist von „gut“ und „böse“ zu sprechen. Vielleicht hat Jenova keine andere Wahl, als Planeten zu absorbieren, wenn sie ihr eigenes Überleben sicherstellen will? Aber natürlich neigen Videospiele, genau wie die meisten Bücher und Filme, dazu, die Rollen klar zu verteilen, und Jenova ist aus Sicht der Cetra, und später der Menschen, ganz sicher das Böse schlechthin. Andersherum ist es vermutlich ähnlich.
Instinktiv-Böse
Jenova ist bösartig, aggressiv und von einem unbändigen Vernichtungswillen beseelt. Ihr Absichten sind zerstörerisch, dies ist ihr einziger Daseinszweck. Gilt im Übrigen als offizielle Deutung (siehe „Ultimania Omega“) und ist doch auch viel wahrscheinlicher als der andere Ansatz, oder?
In einer (spekulativen) Abwandlung hiervon wurde argumentiert, dass Jenova von Anfang an das Ziel gehabt habe, sich zu vergöttlichen, da auch Sephiroth dies will. Dagegen spricht aber, dass Jenova vermutlich ein Virus, vielleicht auch ein eine Art von Tier ist, aber kein Lebewesen, das einen Begriff von Göttlichkeit oder dergleichen besitzt. Streben Viren also nach Macht, der absoluten Macht, der Vergöttlichung? Vielleicht in gewissem Sinne schon, schließlich ist es das „Ziel“ jedes Virus, sich zu verbreiten. Allerdings keinesfalls in dem Sinne, dass bewußt eine Vergöttlichung angestrebt würde.
Dies ist zweifelsohne erst die Idee Sephiroths und geht über die Vorstellungskraft von Jenova heraus.
3. Frage nach Jenovas Wesen
Was für ein Wesen ist Jenova eigentlich? Ist sie nun ein monströses Alienwesen, wie man sie in den Kämpfen sieht, ist sie ein menschenähnlicher Alien, wie die Ansicht im Reaktor von Nibelheim erahnen lässt? Ist sie vielleicht gar eine Cetra, ein Mensch oder doch ein Virus?
Das Buch “Ultimania Omega” gibt eine einerseits eindeutige Antwort darauf, lässt aber gleichzeititg vieles offen. So wird Jenova darin als eine intelligente Lebensform beschrieben, die von einem unbekannten Ort des Universums kommt. Diese Lebensform sei heimtückisch, extrem agressiv und gerissen. Intelligent weniger in dem Sinne, wie es ein Mensch wäre, sondern es ist eine instinktive, verschlagene Intelligenz gemeint, wie bei einem bösartigen Tier. Weiterhin sei Jenova instinktiv rein auf Zerstörung ausgerichtet, so dass es unter Verwendung seiner Fähigkeiten andere Lebewesen täuscht und mit seinem todbringenden Virus infiziert. Der einzige Daseinsgrund für Jenova sei die Vernichtung seiner Umwelt.
Jenova ist ein Virus
„Ultimania Omega“ sagt leider nicht ausdrücklich, dass es sich bei Jenova um einen Virus handelt. Auch im Spiel erfahren wir ja lediglich, dass Jenova ein Wesen war, das einen Virus verbreitete. Kann man darauf schließen, dass Jenova selbst der Virus ist? Oder ist dies ausgeschlossen?
Zumindest ich persönlich halte Jenova für einen (intelligenten) Virus. Dafür sprechen u.a. die im „Ultimania Omega“ dargelegten Verhaltensweisen: Befall von anderen Lebenwesen, Reproduzierung als einziger Lebensinhalt, Verbreitung der eigenen Gene.
Das Wesen, welches die Cetra als Jenova kannten, wäre dann…
- in diesem Sinne lediglich ein Wirtskörper gewesen, den der Virus zuerst befiel, und durch den er weiter verbreitet wurde;
- oder aber eine Illusion gewesen. Wir wissen, dass Jenova über starke Illusionsmagie verfügt. Sie kann jede beliebige Gestalt annehmen.
Jenova ist ein Alien
Wir wissen mit Sicherheit, dass Jenova die „Krise, die vom Himmel kam“ ist, dass ihr Ursprung also außerhalb Gaias liegt. Demnach ist Jenova ein Alienwesen. Dabei muss sie nicht notwendigerweise ein Virus sein. Tatsächlich heißt es im Spiel, dass Jenova den Cetra das Virus „angehängt“ habe – und nicht, dass sie selbst einer ist.
Dieser Ansatz ist unspektakulär und man kann wenig dazu schreiben. Er deckt sich aber gut mit allen bekannten Fakten. Die Wahrheit ist häufig viel einfacher, als man denkt. Eine hundertprozentige Sicherheit besteht aber natürlich auch bei diesem Ansatz nicht.
Jenova ist eine Cetra
Eine ältere Theorie besagt, dass Jenova eine Frau vom Volk der Cetra war. Wie man weiß, gehört die Schwarze Substanz zum natürlichen System des Planeten, ihre Wirkung war dem Alten Volk demnach bekannt. Wäre Jenova nun also eine extrem machthungrige und bösartige Person gewesen, so könnte sie doch versucht haben, diese Substanz einzusetzen, um Meteor zu beschwören, den Planeten zu vernichten und sich selbst zu einer Göttin zu erheben – also in etwas das gleiche, das auch Sephiroth vorhat. Wie oben schon erwähnt, bieten die Malereien im Tempel des Alten Volkes einen Hinweis darauf: Dort scheinen Cetra den Meteor zu beschwören.
Unter anderem wäre dadurch erklärt, warum schon einmal ein Meteor auf die Welt krachte und dabei den Nordkrater schuf. Vielleicht war der Zauber aber zu schwach, so dass der Planet nicht zerstört wurden. Jenova wurden von ihren eigenen Leuten besiegt und versiegelt, die Schwarze Substanz in den Tempel verwandelt, damit niemand mehr deren grausame Macht missbrauchen könnte. Leider hatte Jenova aber auch einen Virus entwickelt, mit dem sie ihr Volk vor ihrer Niederlage infizierte. So führte sie also die Vernichtung der Cetra herbei.
Das alles klingt ja gar nicht mal verkehrt, hat aber (mindestens) zwei Schönheitsfehler: Zum einen – ihr ahnt es sicher schon – widerspricht diese Theorie „Ultimania Omega“. Zum anderen aber, widerspricht es auch dem Spiel selbst: Denn in der Wahrnehmung der Cetra war Jenova keinesfalls eine der ihren, sondern etwas Fremdes, eben die „Krise, die vom Himmel kam“.
4. Frage nach Jenovas Gestalt
Klingt ähnlich wie die dritte Frage, legt aber mehr Wert auf das Aussehen des Wesens. Vor allem geht es darum, ob Jenova überhaupt eine wahre Gestalt hat.
Man sieht ihre wahre Gestalt doch in den Kämpfen!
Wie erwähnt, wird Jenova oft für ein Alien gehalten. Was wäre dann sinnvoller, als anzunehmen, dass ihre wahre Gestalt einem der Alien-Monster entspricht, die man im Spiel bekämpft und die ihren Namen tragen.
Genauer: dass die Form „Jenova-Synthese“, der man sich im Nordkrater stellt, die wirkliche, wahre und echte Jenova sei, wiedervereinigt mit ihren Zellen und bar jeder Illusionsmagie, die sie normalerweise in die Gestalt Sephiroths annehmen lässt. (Es sei noch einmal daran erinnert, dass der vermeintliche Sephiroth, den man im Spiel verfolgt, in Wirklichkeit Jenovas Torso ist, welcher die Gestalt Sephiroths angenommen hat und sich zur Wiedervereinigung begibt.)
Dies ist durchaus sinnvoll und logisch: Jenova ist ein groteskes Ungeheuer, das als Waffe einen Virus einsetzt, mit dem es andere Lebewesen ebenfalls in Monster verwandelt. Nichts, was im Spiel gesagt wird, spricht dagegen. Ob es wahr ist kann man aber nicht mit völliger Sicherheit sagen.
Irritierend, und vermutlich auch der Grund, warum viele Leute sich nicht mit dieser Aussage zufrieden geben, ist aber, daß die Überreste Jenovas im Nibelheim-Rekator menschlich aussehen, bzw. vielleicht auch von einer Cetra stammen könnten. Mit den Monstern aus den Kämpfen hat dieser Körper jedenfalls wenig gemein. Darauf baut die nächste Theorie auf.
Und sie ist doch eine Cetra!
Professor Gast identifizierte Jenova als eine Cetra. Wusste er nicht, was er tat? Hatte sie ihre Gestalt geändert, um ihn zu täuschen? Nein, es war anders. Das Virus Jenova hatte eine weibliche Cetra infiziert und diesen Körper als “Wirt” missbraucht. Auf Gaia erscheint sie darum als weiblicher Cetra, deren Körper man z.B. im Nibelheim-Reaktor und später im ShinRa-Hauptquartier sieht.
Diese Theorie dürfte einige Anhänger haben und klingt auch halbwegs sinnvoll. Ob sie zutrifft, kann indes nicht mit Sicherheit gesagt werden. Wenn dies stimmen sollte, müsste man aber auch annehmen, dass Jenova selbst der Virus ist, und nicht einen Virus verbreitet. Dies wiederum deckt sich nicht mit den Aussagen Ifalnas aus dem Spiel.
Ist das bei Gestaltwandlern nicht unerheblich?
Wenn man es sich einfach machen will, weist man einfach auf ihre Fähigkeit des Gestaltwandelns hin. Da sie beliebig zwischen männlich, weiblich, Monster, Mensch und Cetra wechselt, ist es müßig sich zu fragen, welche Gestalt ihre “wahre” ist.
Dies wird man wohl niemals rausfinden – vielleicht gibt es auch gar keine wahre Gestalt Jenovas und sie ist immer, als was sie einem erscheint. Und diese Erscheinung hängt letztlich von ihrem Gegenüber ab, dessen Gedanken sie liest und auf ihre Illusion anwendet. Insofern könnte man Jenova vielleicht auch in einer psychologischen Richtung als Symbol für menschliche Urängste deuten. Vielleicht wurde Jenova auch erst unter dem Einfluss der Cetra zu etwas Bösem, könnte man diesen Gedanken weiterspinnen.
Der angebliche Körper Jenovas gehört Lukretia
Dies ist eine ganz nette, aber auch höchst spekulative Theorie, wonach der weibliche Körper aus dem Nibelheim-Reaktor Lukretia gehört. Genaugenommen handelt es sich um eine ganze Reihe von Spekulationen rund um Lukretia, die in amerikanischen Foren entstanden sind und in der Zeit vor der Compilation of Final Fantasy VII recht beliebt waren. Ich will nicht allzu ausführlich darauf eingehen, denn das ganze ist falsch. Lukretia ist bei der Geburt Sephiroths gestorben, aber aufgrund der Jenova-Zellen, die sie trug, konnte sie nicht zum Planeten zurückkehren. Zitat: „Ich wollte sterben… Aber die Jenova in mir wollte mich nicht sterben lassen“. Man kann wohl annehmen, dass Lukretia zu einem Shinentai geworden ist. So erscheint sie später in der Höhle hinter dem Wasserfall, wenn man diesen Ort mit Vincent aufsucht.
Ein Strang dieser „Lukretia-Theorien“ besagte jedenfalls im Groben, dass es sich bei dem Frauenkörper in Nibelheim in Wirklichkeit um Lukretia gehandelt haben soll. Der wahre Körper Jenovas, der vielleicht mehr Ähnlichkeit mit den Aliens aus dem Spiel hat, habe sich nach den zahlreichen Experimenten „aufgelöst“ und existiere nicht mehr. Jedoch sei Lukretia durch die Behandlung mit Zellstrukturen des Alienwesens selbst zu einer Art „neuen Jenova“ geworden. Nachdem sie aber bei Sephiroths Geburt gestorben war, versiegelte man den von der Behandlung enstellten und mutierten Körper im Reaktor, wo sich zuvor die richtige Jenova befunden hatte.
Das ganze entbehrt jedoch jeder Grundlage und ergibt keinen rechten Sinn. (Die Befürworter dieser Theorie haben das ganze etwas plausibler dargestellt, als ich in meiner Nacherzählung; leider sind mir die gespeicherten Foren-Beiträge verloren gegangen, so dass ich die Argumente nicht mehr wiedergeben kann. Falsch ist das ganze dennoch.) Zudem wird nicht geklärt, wie Jenovas wahrer Körper aussah – insofern wird die eigentliche Frage durch diese Theorie mehr verdeckt denn aufgehellt.
5. Frage nach Jenovas Geschlecht
Diese Frage erscheint etwas grotesk – meistens wird einfach angenommen, sie sei weiblich. Das liegt wohl vor allem daran, dass Sephiroth sie immer als “Mutter” bezeichnet und weibliche Artikel wie “sie”, “ihr” und “ihre” im Zusammmenhang mit Jenova benutzt werden.
Natürlich ist sie eine Frau, aber…
Jenova sieht rein äußerlich ziemlich weiblich aus – sie hat Brüste und den geradezu klassischen Körperbau einer Frau; man beachte die schlanke Taille und die ausgeprägten Hüften. Sephiroth bezeichnet Jenova als seine Mutter. Professor Gast nennt Jenova einen Organismus, aber aus seinen Aufzeichnungen geht auch hervor, dass sie eine Angehörige des Alten Volkes sei: “Professor Gast nannte den Organismus Jenova… […] Jahr X, Monat X, Tag X. Jenova als Angehörige des alten Volkes bestätigt…” (vergleiche: FF VII, CD 1, Clouds Rückblick in Kalm). Zwar täuschte sich Gast damit, dass Jenova eine Cetra war, doch man darf annehmen, dass er wenigstens ihr Geschlecht korrekt bestimmten konnte.
Andererseits, alle anderen Figuren sprechen von Jenova als “es”. So z.B. Ifalna, die Jenova immer nur “Krise, die vom Himmel kam” nennt, und Sätze wie “Es kam zunächst als Freund…” spricht. Barret beispielsweise sagt zu Jenova „Ding“ und spricht von ihr auch nur als “es”. Wie kann es also sein, dass Jenova mal als weiblich und mal als geschlechtlos beschrieben wird? Nun, Sephiroth bietet auf diese Frage vermutlich keine verlässliche Antwort – er denkt, Jenova sei seine Mutter und daher muss sie für ihn auch weiblich sein. Welche anderen Figuren außer ihm und Gast bleiben dann noch, die bestätigen könnnen, dass Jenova weiblich ist?
Es ist männlich
Es ist gibt noch einen weiteren Hinweise darauf, dass Jenova nicht weiblich sein könnte – abgesehen davon, dass beinah jede Figur im Spiel “es” sagt. Zwei der Jenova-Lebensformen, nämlich Jenova GEBURT und Jenova LEBEN, haben “Fortsätze” an ihrem Kinn, welche man für Bärte halten könnte. Ist “sie” also in Wirklichkeit ein Kerl? Tatsächlich spricht Iphalna in der PlayStation-Version mal von “he”/”er” dann wieder von “it”/”es”.
Doch schieben wir das einmal auf die schlechte Übersetzung (in der PC-Version heißt es durchgängig “es” bzw. “it”) und nennen die vermeintlichen Bärte einen “Damenbart” – dass Jenova männlich sein könnte, verkompliziert alles und führt doch zu nichts.
Es ist ein… “Es”
Wenn man davon ausgeht, dass Jenova ein Virus ist, wäre sie ohnehin ungeschlechtlich. Und wenn die monströsen Alien-Gestalten ihren wahren Körper zeigen – spielt da das Geschlecht noch eine Rolle? Einigen wir uns doch darauf, dass sie ein “Es” ist, auch weil die meisten Figuren im Spiel, einschließlich Ifalna, die es als Cetra am besten wissen muss, Jenova als “Es” bezeichnen.
Dass sie einen weiblichen Körper hat – der, mit dem die ShinRa experimentierte – lässt sich leicht erklären, wenn man an die Virus-Theorie glaubt. Jenova bewegt sich in dem Körper einer weiblichen Cetra, genauer dem Wirtskörper, auf den sie übergesprungen war. Dieser Körper war aber nie ihre wirkliche Gestalt und Kategorien wie “männlich” oder “weiblich” bedeuten für einen intergalaktischen Parasiten ohnehin wenig.
Kleine Zusammenfassung
Es gibt sicher noch weitere Theorien, als die hier aufgeführten. Eine sehr schöne Zusammenstellung auch der abgefahrensten Ideen bietet JENOVA.org, von wo auch viele der hier aufgeführten Ansätze kommen. Ich denke, die hier aufgeführten sind die bekanntesten (und stimmigsten). Ausgehend von dem Obenstehenden, möchte ich ganz subjektiv an dieser Stelle darlegen, wofür ich Jenova halte:
- Jenova ist eine Lebensform mit einer gewissen “Klugheit” und zweifellos beeindruckenden Fähigkeiten, dennoch ein trieb-gesteuertes Wesen, das auf Vernichtung programmiert ist.
- Als eine Art “parasitärer Virus” befanden sich ihre Zellstrukturen auf einem im Weltall umherirrenden Kometen, der zufällig auf dem Planeten Gaia einschlug.
- Dort “sprang” dieser Parasit auf die erst beste Cetra über, den er finden konnte. Im Körper dieser Frau – und dabei ständig die Gestalt wechselnd – suchte dieser Virus sich zu reproduzieren (indem er die Cetra infizierte und verwandelte) und sein Vernichtungswerk auszuführen.
- Eine spekulative aber interessante Frage ist, ob die “verwandelten” Cetra zu Menschen wurden und die Menschen in diesem Sinne “Kinder Jenovas” sind, die ihr (Zerstörung-)Werk fortsetzen. Aber das nur am Rande.
- Letztlich wurde Jenovas “Wirtskörper” versiegelt – man muss wohl annehmen, dass die überlebenden Cetra immun gegen den Virus geworden waren. Dennoch existierten der Virus in den Zellen dieses Körpers weiter.
- Durch die künstliche Erschaffung Sephiroths unter zu Hilfenahme von Zellen aus Jenvovas altem Wirtskörper, wurde das Virus weitergetragen. Ob nun Sephiroth Untertan dieses Parasiten namens Jenova wurde, oder aber er sich dessen Fähigkeiten zu nutze machen konnte (interessanter Gedanke: Sephiroth ist „Jenova 2.0“, eine Weiterentwicklung des ursprünglichen Parasiten), sollte besser an anderer Stelle diskutiert werden.
Ich hoffe, ich konnte einen lesenswerten Überblick über die zahlreichen Theorien verschaffen und ein bisschen Licht ins Dunkle bringen. Sinnvolle Anmerkungen und Korrekturvorschläge sind immer willkommen. Besucht doch unser Forum und diskutiert dort über Jenova.