Teil III – Rätsel um das Verheißene Land

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Diese Interpretation wurde vermutlich um 1997 von John Brittenham verfasst. Die ursprüngliche Quelle ist ungewiss, die älteste bekannte Quelle ist hier zu finden.

Sephiroths Name kommt aus einem jüdischen Text, der Kaballah. Sephiroths Ziel im Spiel ist das – durch Jenova hervorgerufene – Verlangen, eins mit dem Planeten und so zu einem Gott zu werden. Der Mord an Aerith bringt den Spieler dazu, ihn zu hassen, doch lenkt dieser Mord lediglich von der Tatsache ab, dass eigentlich Sephiroth eine tragische Figur ist, die von Jenova gelenkt wird. Beachtet den angstvollen Gesichtsausdruck im Augenblick des Tod. Offensichtlich hatte Sephiroth zuvor aber keine Angst zu sterben; im Gegenteil, es war sein Ziel, seinen Körper zu zerstören und somit zu einer neuen Lebensform zu werden. Seine Todesangst am Ende des Spiels scheint eine grausame Offenbarung anzudeuten, die Erkenntnis, dass er von Jenova manipuliert und benutzt wurde. Persönlich stelle ich mir gerne vor, dass Sephiroths Lebensenergie seine wahre Mutter, Lukretia, besucht um sich zu verabschieden und dann zum Planeten zurückkehrt.

Der Sefirot in der Kaballah steht für die zehn Zweige des „Baum des Lebens“, die durch zweiundzwanzig Pfade miteinander verbunden sind. Die ersten neun Zweige stehen symbolisch für die neun Helden. Der zehnte Zweig wird Malkut genannt und in Harry Geschs Arbeit „Das heilige Buch der Juden“ folgendermaßen beschrieben [Anmerkung des Übersetzers: Da mir dieses Buch nicht vorliegt, habe ich das Zitat selbst neu übersetzt. Dies gilt auch für alle folgenden Zitate]: „Malkut hat keine besonderen Merkmale, sondern ist eine Art Trichter, durch welchen die Eigenschaften der neun Zweige des Sefirot in die physische Welt übertragen werden. Man bezeichnet es deswegen auch als Shechinah, den Geist Gottes.“ Malkut, der zehnte Zweig, wird im Spiel durch die Weiße Substanz dargestellt. Erinnert euch an Aerith Worte über die Weiße Substanz: „[…] aber meine ist besonders. Sie ist für nichts zu gebrauchen.“

Folgendes Zitat aus dem Buch „Die Manna-Maschine“ (orig. The Manna-Machine, 1978) von George Sassoon und Rodney Dale illustriert Sephiroth und sein Schicksal perfekt:

„Für die Babylonier war der Baum des Lebens ein Baum mit magischen Früchten, welche nur von Göttern gepflückt werden konnten. Schreckliche Strafen wurden jedem Sterblichen auferlegt, der es wagte, von seinen Zweigen zu pflücken.“

In der Kaballah wird noch von einem elften, versteckten Zweig berichtet. Dieser Zweig heißt Da’ath und wird im Spiel durch den Lebensstrom versinnbildlicht. In diesem Zitat von Rebecca Salem wird Da’ath beschrieben:

„Hier befindet sich der höchste Punkt des menschlichen Geistes, die Heimat der kreativen Energie, die sich auf der Erde manifestiert.“

In der keltischen Mythologie – deren Entwicklung durch die mystischen Ideen der Kaballah beeinflusst wurde – ist Magie ein Prozess, bei dem die physische Realität durch die reine Macht des eigenen Willens verändert wird. Um Magie benutzen zu können, muss man die fünf Elemente meistern, als da wären: Erde, Wasser, Luft, Feuer und Geist. Sie müssen für die Konstruktion von Sprüchen verwendet werden. Bemerkenswert ist, dass in Final Fantasy – wie auch in beinah allen anderen Rollenspielen – die Zaubersprüche auf diesen Elementen basieren. Wie Bugenhagen es ausdrückte, als er zum ersten Mal auf Cloud traf:

„Spirituelle Energie ist ein Wort das du niemals vergessen solltest.“

Die keltische Mythologie benutzt oft Zahlen, um mystische Ideen dazustellen. Die Drei und all ihre Vielfache sind grundlegende Ziffern, von denen man annahm, dass sie magische Kräfte besitzen. Die Neun wurde als die wichtigste dieser Vielfache angesehen, da sie immer zu sich selbst zurückkehrt. Wenn du die Neun mit einer beliebigen Ziffer multiplizierst und dann die Quersumme bildest, erhältst du immer wieder Neun. Beispiele: 2×9 = 18 und 1+8 = 9 oder 6×9 = 54 und 5+4 = 9.

In Final Fantasy VII wird die Zahl 3 und ihre Vielfache merkwürdig oft eingesetzt. Kurz vor dem Endkampf sagt Barret: „Schau dir die Anzahl an.“ Hier sind einige Beispiele.

  1. Die Party besteht zu jeder Zeit aus 3 Charakteren.
  2. Es gibt insgesamt 9 Charaktere im Spiel. Beachte, dass Sephiroth für kurze Zeit in deiner Party ist, nämlich während Clouds Rückblick und somit die Anzahl auf 10 bringt, die Anzahl Zweige, die man am Baum des Lebens findet. Dies ist eine weitere Art zu zeigen, dass Sephiroth ein Opfer ist, und kein Schurke.
  3. Es gibt 3 Gestalten Jenovas, die man bekämpft: Geburt, Leben und Tod.
  4. Es gibt 6 Personen, die am Anfang ShinRa führen: Präsident ShinRa, Hojo, Scarlet, Heidegger, Palmer und Reeve. Als Präsident ShinRa stirbt, taucht sofort Rufus auf und stabilisiert diese Zahl.
  5. Auf der Weltkarte gibt es insgesamt 30 Orte, die man betreten kann. Ich kam auf diese Zahl, indem ich im offiziellen Lösungsbuch nachschlug. Eigentlich sind es 36 Orte, aber 6 davon sind nur Chocobo-Spuren; obwohl, auch mit ihnen käme man wieder auf ein Vielfaches der Zahl 3.
  6. Jeder Charakter hat 6 Limit Break-Attacken, die er auf natürliche Weise erlernt. Abgesehen von Cait Sith, der nur 2 hat – was 13 von 6 ist. Aber Cait Sith ist auch kein echter Charakter, sondern Reeve von ShinRa. Den siebenten Limit-Break kann man nur durch Meistern der vorherigen sechs erhalten.
  7. Aerith, die wahre Heldin, ist der dritte Charakter, den man im Spiel trifft – nach Cloud und Barret). Beachte, dass man Aerith‘ Namen erst erfährt, wenn man Tifa getroffen hat, wodurch der Anschein erweckt wird, dass Aerith der vierte Charakter wäre – ein weiterer Gegensatz zwischen der ‚offensichtlichen‘ und der ‚versteckten‘ Geschichte im Spiel.
  8. In den Schlusskämpfen des Spieles kämpfen wir gegen vier verschiedene Monster. Jedes der vier Monster repräsentiert drei unterschiedliche Formen sowohl von Sephiroth als auch von Jenova. Man kann das Muster durch die Verwendung folgender Zahlenverhältnisse sichtbar machen; auf der linken Seite haben wir Jenova, auf der rechten Sephiroth: 1-2/3-3/2-1. Addierst du diese Zahlen (1+2+3+2+3+1), so erhältst du 12, ein weiteres Vielfaches von 3. Beachte zudem, dass 4 (die Anzahl der Kämpfe) mal 3 (Anzahl von Sephiroth-Jenova-Formen) ebenfalls 12 ergibt. Wenn du lediglich die mittleren Zahlen addierst (2+3+2+3) ergibt sich 10, die Zahl der Kugeln am Baum des Lebens. Dies soll für die Unsterblichkeit stehen, nach der sowohl Sephiroth als auch Jenova streben.
  9. Es gibt 69 Etagen im Hauptquartier von ShinRa. 69 ist ein zahlenmäßiges Symbol für Vereinigung (und außerdem… na ja, du weißt schon was). ShinRa heißt übersetzt Gott. Wenn man mit diesem Wissen einen Satz bildet, der Jenovas Ziel im Spiel beschreibt, so könnte dieser wie folgt lauten: „Jenova möchte den Planeten zerstören und sich mit dessen Energie aus dem Lebensstrom „vereinigen“, um ein „Gott“ zu werden.“ (Squaresoft hat wirklich eine Menge Planung in dieses Spiel einfließen lassen, nicht wahr?)
  10. Es gibt 241 Typen von Monstern, die in diesem Spiel verstreut sind (die Endkämpfe nicht mitgezählt). Multipliziere 2 mit 4 und addiere 1 und du erhältst 9.
  11. Der erste Cait Sith wird im Tempel des alten Volkes zerstört und durch einen anderen ersetzt. Fügt man noch eine 1 (Reeve) zu diesen 2 hinzu bekommt man wieder eine 3.
  12. In dem Raum mit den Wandgemälden im Tempel des Alten Volkes stehen 9 Säulen. 8 davon befinden sich an der Wand und eine andersartig aussehende befindet sich beim Altar auf der rechten Seite. Sie hebt sich durch eine Kugel an ihrer Spitze ab. Es befinden sich 8 Fackeln in diesem Raum und zudem eine andere Lichtquelle, dargestellt durch ein Abbild der Schwarzen Substanz, welche über dem Pfeiler schwebt. Dieses Abbild der Schwarzen Substanz spendet zu Beginn Licht, verlöscht aber, nachdem es berührt wurde.

Ich habe noch viele weitere Stellen im Spiel gefunden, an denen die Drei eine besondere Rolle spielt, aber ich denke, ich habe meinen Standpunkt ausführlich dargelegt, so dass man diese wiederkehrenden Zahlenmuster im Spiel als erwiesen ansehen kann. Haltet beim nächsten Durchspielen einfach nach weiteren Beispielen Ausschau. Bemerkenswert ist, dass die Vielfachen der Altersangaben jeder Figur Vielfache von Drei sind, mit Ausnahme von Aerith, Tifa und Yuffie (die alle potentielle Liebhaberinnen Clouds sind; auch wenn es selten vorkommt, dass Yuffie mit Cloud ausgeht – ich hatte nie die Gelegenheit dazu, mir dieses „Date“ zu erspielen). Aerith ist 22, dies entspricht der Anzahl der Pfade, welche die Zweige des Baums des Lebens verbinden. Tifas Alter ist 20, und ich bin nicht sicher, was dies bedeuten soll, könnte mir aber vorstellen, dass die Null Tifas Geheimnis gegenüber Cloud symbolisiert. Yuffie ist 16 Jahre alt, und multipliziert man 1×6, so erhält man 6, ein weiteres Vielfaches von 3 (Yuffie ist weiterhin die sechste Figur, die zur Gruppe stößt, wenn man sie gleich bei der ersten Gelegenheit in die Gruppe aufnimmt.)

Wie bereits erwähnt, gibt es in Final Fantasy VII drei Dreiecks-Konstellationen, die jede für sich Cloud und Aerith beinhalten. Diese sind:

  1. Cloud, Aerith, und Zack
  2. Cloud, Aerith, und Tifa
  3. Cloud, Aerith, und Sephiroth

Da es drei Dreiecke sind, ergibt die Anzahl ihrer Kanten 9, also die Zahl, welche stets zu sich selbst zurückkehrt. Diese Dreiecke verdeutlichen die vielen Entscheidungen, die Cloud im Spiel treffen muss und die seine Entwicklung als Charakter entscheidend beeinflussen:

Die Wahl zwischen Tifa und Aerith ist offensichtlich und obliegt dem Spieler. Die Wahl zwischen Aerith und Zack wird durch Clouds Schwur verkörpert, sich fortan nicht mehr zu belügen. Zack steht für die falsche Vergangenheit, die sich Cloud unter Jenovas Einfluss konstruiert hat. Aerith dagegen verkörpert Clouds Verbindung zur Realität („Ich suche nach Dir.“) Die Wahl zwischen Aerith und Sephiroth ergibt sich, wenn Cloud an Ende von CD1 den Gehorsam gegenüber Sephiroth verweigert und Aerith nicht tötet. Wenn Cloud sich im zweiten Dreieck für Aerith entscheidet, so wird sie zum Fixpunkt aller drei Dreiecke. Hier eine kleine Veranschaulichung:

(C=Cloud, A=Aerith, T=Tifa, S=Sephiroth, Z=Zack)

C
S/A
A/Z
C A/T C

Wenn du diese Dreiecke genau betrachtest, erkennst du ein viertes, umgedrehtes Dreieck, bei dem Aerith alle Eckpunkte bildet. Diese drei Punkte liegen in der Mitte und werden von Cloud außerhalb des Dreiecks umschlossen. Aerith in Cloud. Was bedeutet das? Wie Cloud es in einem Gespäch mit Tifa am Ende der zweiten CD ausdrückt „Jeder besitzt etwas unersätzliches, an das er sich hält.“

Im Baum des Lebens sind die ersten neun sefirot in Dreiergruppen angeordnet. Jede Dreiergruppe besteht aus einem männlichen, einem weiblichen und einem sie verbindenen Element. Die drei Gruppen stehen stellvertretend für

  1. Die Gedankenwelt
  2. Die Welt der Gefühle und der Moral
  3. Die Welt der Natur.

Achte darauf, wie dies den oben erläuterten Dreiecksstrukturen gleicht. Selbst Tifa könnte man als männliches Element ansehen, da sie im Spiel als eine Art „Wildfang“ mit männlichen Charakterzügen dargestellt — sie ist Kampfsportexperte und trägt Männerkleidung [Anmk. des Übersetzers: Es ist unklar, warum der Autor denkt, dass Tifa Männerkleidung trägt. Vermutlich kannte er nicht die Zeichnungen von ihr. In der Spielgrafik könnte man ihren Mini-Rock vielleicht für eine kurze Hose halten], —  während Aerith mehr etwas von einem „engelhaften Kind“ hat und obendrein auch noch sehr, sehr feminin ist.

Jede der drei Dreiergruppen am Baum des Lebens repräsentiert ein unterschiedliches Element. Das erste, die Gedankenwelt, offenbart sich in der Wahl zwischen Zack und Aerith, vor die Cloud innerlich während seines Aufenthalts im Lebensstrom gestellt wird. Die Welt der Gefühle und der Moral wird durch Clouds Wahl Tifa zwischen Aerith verkörpert – die beiden Frauen, mit denen er potentiell zusammenkommen könnte. Das dritte Element der Natur schließlich, zeigt sich, als Cloud den Mord an Aerith verweigert, der ihm von Sephiroth/Jenova befohlen wird.

Alles in der „offensichtlichen“ Geschichte hat eine parallele Entsprechung in der „versteckten“ Geschichte. Es gibt sogar drei weitere Dreieckskonstellationen, die im Gegensatz zu den eben besprochenen stehen. Diese Dreiecke lauten wie folgt:

  1. Hojo, Jenova, und Sephiroth
  2. Hojo, Jenova, und Lucretia
  3. Hojo, Jenova, und Professor Gast

Die Struktur kann folgendermaßen dargestellt werden:

(H=Hojo, J=Jenova S=Sephiroth, G=Gast, L=Lucretia)

H
L/J
J/G
H J/S H

Wieder hängt alles von den Entscheidungen ab, die Hojo treffen muss. Die Wahl zwischen Jenova und Sephiroth (seinem leiblichen Sohn) ist gemacht, als er sich dazu entscheidet, seinem Sohn JENOVA-Zellen zu verabreichen, während er noch im Mutterleib (der Gedankenwelt) ist.

Die zweite Entscheidung trifft er, wenn er seine Geliebte und sein ungeborenes Kind, das sie trägt, für das JENOVA-Projekt von Professor Gast hergibt und Mutter und Kind nach der Geburt voneinander trennt. So erzeugt er für Sephiroth die Illusion, dass Jenova seine Mutter sei (die Welt der Gefühle und der Moral).

Seine dritte Wahl trifft Hojo, als er Professor Gast tötet (Welt der Natur). Wenn man die Anzahl der Figuren in diesen Konstellationen addiert (5+5) erhält man schon wieder 10.

Zieht man Sephiroth ab, da er in beiden Dreicks-Konstellationen vorkommt, bekommt man wiederum die 9 heraus (verdammt, langsam wird das echt verwirrend).

Das umgekehrte Dreieck, welches in dieser Figur durch die drei Berührungspunkte zwischen Jenova und Aerith hervorgehoben wird, ist ein wichtiges Symbol der keltischen Mythologie. Man nennt es das Dreieck der Offenbarung. Die Dreiecke symbolisieren die Erschaffung des Lebens durch drei Punkte:

  • Gott (Männliches Element)
  • Göttin (Weibliches Element)
  • Offenbarung der Schöpfung

Die drei Dreiecke veranschaulichen Hojos Entscheidungen, die schließlich zur Erschaffung des „falschen“ Sephiroths führten, der nie eine andere Möglichkeit hatte, außer der Sklave Jenovas zu werden. Die Dreiecke mit Cloud scheinen zu symbolisieren, dass Cloud auf irgendeine Art Aerith am Leben erhalten könnte. Doch wie sollte das möglich sein? Schauen wir uns doch einige der Hinweise an, die im ganzen Spiel verstreut sind. Präsident ShinRa wird von Sephiroth auf die gleiche Weise ermordet, wie später Aerith. Er wird in seiner Position unmittelbar von Rufus ersetzt, was Aerith‘ Wiedergeburt vorausdeuten könnte.
Wenn Aerith in Clouds Visionen spricht, kurz bevor sie in die Stadt des Alten Volkes aufbricht, sagt sie:

„Das Geheimnis ist hier ganz nah. Sollte es zumindest. Ich spüre es. Es fühlt sich an, als ob ich von etwas geleitet würde. Nun, ich werde jetzt gehen. Ich komme wieder, wenn alles vorbei ist.“

Diese Zeile impliziert, dass Aerith klar ist, dass sie von einer höheren Macht beschützt wird und dass sie in Sicherheit ist, wenn sie zu HEILIG betet. Immerhin weiß sie, dass Sephiroth hinter ihr her ist. Vermutlich wusste sie auch, dass Jenova die wahre Bedrohung ist, da die Stimme ihrer Mutter es ihr gesagt haben könnte. Erinnere dich auch daran, dass HEILIG die „ultimative Weiße Magie“ ist, also die Magie der Heilung. Falls irgendein Zauber eine Wiederauferstehung bewirken könnte, dann HEILIG. Wenn Tifa und Cloud in die Stadt des Alten Volkes reisen, um herauszufinden, was Aerith dort wirklich wollte, führen sie dieses Gespräch:

Tifa: „Ich frage mich, was Aerith gefühlt hat, als sie auf diesem Altar war.“

Cloud: „Ich bin sicher, sie wollte ihr Leben für den Planeten geben.“

Tifa: „Tatsächlich? Ich denke nicht, dass es so ist. Ich glaube nicht, dass sie mit ihrem Tod gerechnet hat, sondern dass sie immer zurückkommen wollte. Sie sprach ständig von „nächsten Mal“. Sie sprach öfter von der Zukunft, als irgendjemand sonst von uns…“

Wenn wir später im Spiel die Kirche in Midgar wieder betreten, sehen wir dort eine Erscheinung Aerith‘, die verschwindet, wenn wir uns nähern. Aerith ist noch nicht zum Planeten zurückgekehrt, aber warum? Worauf wartet sie? Als Aerith sich im Schlafenden Wald von Cloud entfernt, sehen wir, dass sie in eine weiße Lichtkugel läuft, die HEILIG symbolisiert. Schau dir genau an, wie Aerith bei Ihrer Beerdigung im Wasser versinkt. Achte auf die Kugel unter ihr. Während diese Szene ausgeblendet wird, erscheint ein kreisförmiges Licht, welches die Kugel umgibt. Es wird kleiner und kleiner, während Aerith versinkt, so als ob es ihren Körper aufnehmen würde.

Aerith taucht zweimal während der Endsequenz auf. Das erste Mal, als sie ihre Hand aus dem gleißenden Licht HEILIGs nach Cloud ausstreckt – so, als ob HEILIG einen neuen Körper für sie erschaffen würde. Dies könnte aber auch bedeuten, dass Aerith nach Cloud greifen will, ihn in HEILIG und somit zu sich in den Lebensstrom hineinziehen möchte, da Cloud kurz davor ist, von dem Felsvorsprung zu fallen und zu sterben.

In der allerersten Szene des Spiels, schaut uns Aerith direkt an, ihre Augen sind offen (Leben). Wenn Sephiroth sein Schwert aus ihrem leblosen Körper zieht, schließen sich ihre Augen (Tod). In der allerletzten Szene beobachten wir, wie sich Aerith‘ Kopf hebt und sie ihre Augen öffnet (Rückkehr zum Planeten oder Wiedergeburt). Wir haben bereits herausgefunden, dass viele der wichtigen Wahrheiten dieses Spiels in Szenen veranschaulicht werden, in denen wir sie nicht unbedingt vermuten.

Die wohl mit Abstand absurdeste Szene im gesamten Spiel ist die Theateraufführung im Gold Saucer, die während Clouds und Aerith‘ Date stattfindet. Das Ganze ist so albern, dass wir es überhaupt nicht als wichtig erachten (ein weiterer Trick, mit dem uns das Spiel von der Wahrheit ablenken will). Gehen wir davon aus, dass sich aus den Anweisungen des Spiels heraus das Happyend ergibt. Betrachten wir nun diese Szene. Ich werde die Stellen kommentieren, die ich für wichtig halte, und beschreiben, was sie im Klartext bedeuten.

Erzähler: Vor langer, langer Zeit… Ein dunkler Schatten erschien über dem Königreich Galdia. (Jenova, „die Geflügelte aus der Hölle“, begann 30 Jahre vor Beginn der Handlung damit, den Planeten systematisch zu zerstören)  Prinzession Rosa wurde von dem bösen Drachenkönig Valvados entführt! (Aerith wurde von Sephiroth/Jenova getötet) Was soll nur aus ihr werden? (Was ist Aerith‘ Bestimmung?) Zu dieser Zeit, erschien der legendäre Held, Alfred!

Ritter: Oh…du musst der legendäre Held sein…Alfred! *Hey, du bist dran* (Du musst eine Entscheidung treffen) *Ja, du* *Räusper* Oh…du musst der legendäre Held sein…Alfred! Ich spüre es in meinem Herzen. Bitte… bitte rette Prinzessin Rosa (In deiner Seele kannst du Aerith retten) Auf der Spitze eines gefährlichen Berges…wohnt der böse Drachenkönig, Valvados… (Im Nordkrater lebt Jenova. Beachte, dass Jenova und Valvados aus drei Silben bestehen) … der Prinzession Rosa entführt hat… (der/die Aerith getötet hat) Doch du kannst das Böse noch nicht besiegen… (Cloud ist sich über seine wahre Identität noch nicht klar und kann darum noch nicht gegen Jenova bestehen) Sprich mit jemandem, der dir helfen kann… (Sprich mit Tifa Lockheart, die den Schlüssel zu Clouds Vergangenheit „verschlossen“ (lock(ed)) in ihrem „Herzen“ (heart)  trägt)

… Cloud hat jetzt die Wahl …

  1. Der Ritter (Symbol der Stärke)
  2. Der Zauberer (Symbol der Weisheit)

Sagen wir, dass Cloud den Zauberer erwählt…

Zauberer: Ich bin der große Zauberer Vorman (Ich bin die Wahrheit) Was wünscht du zu wissen?

Cloud: Die Schwäche des bösen Drachenkönigs. (Jenovas Schwäche)

Vorman: (Wahrheit und Liebe)Ahh, die Schwäche des bösen Drachenkönigs. Das muss, dass muss… Ja! Das muss wahre Liebe sein! Die Macht der Liebe…ist die einzige Waffe, die dem bösen Drachenkönig widerstehen kann (Nur Liebe kann Aerith vor dem Tod bewahren) Oh, was wird nun passieren? (Nur Cloud kann Aerith Schicksal bestimmen) Oh…legendärer Held…schau nur!

Valvados: Aaah! Ich bin der böse Drachenkönig… Valvados (Ich bin Jenova) Ich habe die Prinzessin nicht angerührt (Aerith ist innerhalb von HEILIG sicher) Ich habe…dich erwartet!

Aerith: Bitte hilf mir, sagenumwobener Held *psst… richtig so?*(Bitte rette mich vor Jenova, Cloud!)

Valvados: Gaah! Hier komme ich, legendärer… Alfred! Ich kenne schon deinen Namen (Ich kontrolliere dich schon die ganze Zeit).

Vorman: Und jetzt legendärer Held…rette deine Geliebte…mit einem Kuss! Die Macht der wahren Liebe!! (Aerith wird durch Clouds Liebe zurückkehren)

Aerith: Cloud, ich meine Alfred!

Valvados: Arrgh! Verflucht… die Macht der…Liebe!!!

König: Oh, schau! Die Liebe hat triumphiert. Kehren wir zurück und feiern alle! (Clouds Liebe hat Aerith zurückgebracht)

Erzähler: Oh, wie tiefgründig ist die Macht der Liebe („tiefgründig“ ist doppeldeutig zu verstehen, im übertragenen Sinne als „innerhalb“ oder „im Untergrund“, da HEILIG tief im Inneren des Planeten verwahrt wird) Und so leben unsere Geschichte und unser legendärer Held glücklich und zufrieden weiter. (Cloud besiegt seine Feinde und findet Aerith im Verheißenen Land wieder)

Dies alles hängt davon ab, wie sich Cloud (der Spieler) entscheidet. Jedes Detail der Handlung in diesem Spiels bedeutet in Wirklichkeit etwas anderes, als es bei oberflächlicher Betrachtung zu bedeuten scheint. Wenn du Tifa gegenüber Aerith bevorzugst, brichst du das Dreieck an der Stelle, die Aerith und das Dreieck der Offenbarung symbolisiert. Ich denke, Aerith‘ Wiederauferstehung hängt davon ab, wen Cloud im „Liebesdreieck“ auswählt. Wenn er Aerith wählt, dann vervollständigt er das Dreieck der Offenbarung und bringt sie auf diese Weise zurück, nämlich durch die Macht der Liebe, wenn HEILIG ihn berührt – beachte, dass Aerith‘ Hand auftaucht, nachdem Cloud mit HEILIG in Berührung kam und dass diese Szene dann blitzschnell zu Tifa wechselt, die Cloud ihre Hand reicht.

Wenn er Tifa wählt, kehrt Aerith in den Lebensstrom zurück. Immerhin wird dir jedes gute Rollenspiel die Möglichkeit bieten, das Schicksal deiner Hauptfigur zu beeinflussen. Erinnere dich daran, was Aerith über das Verheißene Land sagt: „Du weißt nicht, wo sich das Verheißene Land befindet. Du suchst und reist, bist du es fühlst. Dann weißt du einfach, …dies ist das Verheißene Land'“.

Das Verheißene Land ist kein Ort, sondern etwas, das man in seinem Herzen findet. Wenn Cloud am Ende des Spiels in die Realität zurückgeworfen wird, sagt er zu Tifa: „Ich glaube, ich verstehe jetzt. Eine Antwort vom Planeten… Das verheißene Land… Ich denke, dort kann ich sie treffen.“

Cloud weiß irgendwie, dass er Aerith zurückbringen kann, indem er sie in seinem Herzen am Leben hält. Falls Cloud in Aerith verliebt ist, dann wartet sie im Verheißenen Land, was erklärt, warum sie wiedergeboren wird, als  Cloud HEILIG berührt. Aber Aerith liebt Cloud, ganz gleich, was er für sie empfindet. Falls Cloud Tifa bevorzugt, hat sie keinen Grund, zurückzukommen. Sie bleibt dann im Lebensstrom bei ihrem eigenen Volk. Das Rätsel um die Wiederauferstehung und den Lebensstrom ist zweideutig. Aber wenn du die mythologischen Hinweise verstanden hast, wird die Wahl zwischen Tifa und Aerith klarer, weshalb ich denke, dass dies Aerith‘ Schicksal bestimmt.

Ich denke, dass Square dieses Rätsel in ihr Spiel als eine Art „Belohnung“ eingebaut haben, für die Leute, die sich ausgiebig mit der Mythologie auseinandergesetzt haben, auf der das Spiel basiert. Sie wollten etwas verschlüsseln, was nur verstanden werden kann, wenn man die feinsten Bedeutungsebenen des Spiels verstanden hat.

Ich kann darum sehr gut nachvollziehen, dass Square of Japan Final Fantasy VII selbst übersetzt hat. Es waren viel zu viele symbolische Elemente in diesem Spiel verschlüsselt, als dass man es hätte riskieren können, diese von einem Externen falsch übersetzen zu lassen. Final Fantasy VII besitzt eine Tiefgründigkeit, sowohl in seiner dramatischen Handlung als auch in seinem Symbolismus, die nie zuvor von einem anderen Rollenspiel erreicht wurde. Ich habe noch nie ein Videospiel gespielt, welches mich mehr herausgefordert hätte, seine Geschichte gründlich zu überdenken, bevor ich sie verstehen konnte. Diese Geschichte ist sehr verwirrend und ich hoffe, dass es mir gelungen ist, diese Erzählung und ihren faszinierenden mythologischen Hintergrund verständlich zu erläutern. Wenn ich alles richtig gemacht habe, wird dieses FAQ die Anerkennung, die Final Fantasy VII gebührt, nochmals bekräftigen und Fans des Spiels dazu anregen, es nochmal aus einem anderen Blickwinkel zu spielen…

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