Verschwörungen um Aerith‘ Tod

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Ach ja, die Wiederauferstehung von Aerith, lange Jahre eines der beliebtesten Streitthemen unter den Fans von Final Fantasy VII überhaupt und immer noch irgendwie aktuell. Sogar Sqauare Enix Europe, denen man kaum bescheinigen kann, dass sie am Puls der Zeit sind, sahen sich genötigt auf ihrer Webseite offiziell zu erklären, dass es unmöglich ist, Aerith wiederauferstehen zu lassen. Jüngere Spieler, die das Spiel erst durch die neueren Compilation-Teile kennen, werden vielleicht gar nicht so recht verstehen, wobei es sich dabei handelt. Der folgende Artikel versucht aufzuklären, worum es bei diesem Gerücht ging, wie es in die Welt kam und warum die ganze Sache insgesamt mysteriös ist.

Einleitung

In der (nicht mehr existenten) FanZone dementierte sogar Square Enix Europe das Gerücht

In der (nicht mehr existenten) FanZone dementierte sogar „Square Enix Europe“ das Gerücht

Obwohl mancher immer noch glaubt, es sei tatsächlich möglich, Aerith in den japanischen Beta-Versionen zurückzuholen, besteht dennoch die unbestreitbare Tatsache, dass es in keiner Final Fantasy VII Version auf der ganzen Welt – die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde – möglich ist, Aerith wiederzubeleben. Ob Sakaguchi nicht vielleicht irgendwo eine „Special Edition“ für private Zwecke versteckt hat – wer weiß! Möglicherweise war es tatsächlich in einer sehr frühen Version möglich, Aerith wiederzubeleben oder gar zu retten, was aber, angesichts vieler gegenläufiger Berichte der Entwickler, eher unwahrscheinlich ist. In den Versionen, die verkauft wurden aber ganz sicher nicht. Egal ob man eine japanische, amerikanisiche oder deutsche Fassung hat!

Obwohl ich, wie viele andere, der Meinung bin, dass nie der Plan seitens Squaresoft bestand, Aerith zurückkehren zu lassen, kann ich auch die vielen kleinen Hinweise auf ihre Rückkehr nicht ganz ignorieren. Deshalb entschloss ich mich, auf eine Zeitreise zu gehen, um nach den Ursprüngen der Gerüchte zu forschen.

Unglücklicherweise wurden alle Daten, die ich vor ca. drei Jahren zu diesem Thema angelegt hatte, gelöscht. Vieles in diesem Dokument entstammt daher leider nur meinem Gedächtnis, sowie neueren Sekundärquellen. Aber dennoch, begleitet mich ein Stück auf der Suche nach der wahren Geschichte. Im Übrigen stammt dieser Artikel ursprünglich aus dem Jahre 2005!

Eine dumme Forengeschichte und ihre Auflösung

Anfang 1997, in den USA…

Es begann Anfang 1997, irgendwo in einem amerikanischen Final Fantasy-Forum. Irgendein Amerikaner hatte sich die japanische Version von Final Fantasy VII besorgt und gezockt, ohne ein Wort Japanisch zu verstehen. Irgendwann kam die Szene in der Vergessenen Stadt auf CD 2, wo man erfährt, dass die Weiße Substanz bereits aktiviert wurde. Dabei sieht man eine Projektion von Aerith auf dem Wasserfall.

Derjenige hatte natürlich keine Ahnung, was da vor sich ging, er sah nur Aerith, den See, wo sie begraben liegt und die Cetra-Stadt. Bugenhagen, der rumfliegt und irgendetwas aktiviert… Darunter hätte man sich jetzt vermutlich dutzende Dinge vorstellen können, doch besagter Mensch dachte sich etwas aus, was nach ihm noch tausende Zocker beschäftigen sollte: Er hielt diese Prozedur für einen fehlgeschlagenen Versuch, Aerith wiederzuerwecken!

Vermutungen, Spekulationen

Sogleich diskutierte er seine Vermutung in jenem Internetforum, wo sie begeistert aufgenommen wurde. Das Aerith wirklich unabänderlich tot sein sollte – das wollten die meisten nunmal nicht glauben. Vielmehr nahmen sie an, dass es alternative Handlungsstränge gäbe, und in einem davon Aerith gerettet werden könne.

Nun hatte man damals noch nicht die Tools, die wir heute haben, um nachzuweisen, dass gar keine alternativen Sequenzen existieren. Einige geschickte Spieler probierten aber mit einem Gamebuster herum und cheateten merkwürdige Gegenstände ins Inventar, die niemand kannte. Wie etwa die Unterwassersubstanz.

Zur Erklärung: Die japanische Version von Final Fantasy VII war lückenhaft, da Squaresoft nicht mehr genug Zeit hatte, alles einzubauen und sie den Release nicht noch weiter verschieben wollten .(Das lukrative Weihnachtsgeschäft war ihnen bereits entgangen.) So kam es, dass die Unterwassersubstanz auf den CDs schlummerte, man sie allerdings im regulären Spielablauf nicht erwerben konnte – da auch „Emerald Weapon“ komplett fehlte und man diese Substanz nur für diesen Gegner braucht.

Nun wusste ja niemand, wofür diese Gegenstände wirklich gedacht waren (zumindest bis zum Release von Finnal Fantasy VII in Amerika im Spätsommer – diese  Version war nämlich komplett) und folglich gab es wilde Spekulationen, wofür sie gedacht seien. Was bot sich mehr an, als anzunehmen, diese Substanz sei für eine Mission gedacht, um Aerith wiederzubeleben?

Ben Lansing schaltet sich ein

Irgendwann schaltete sich ein gewisser Ben Lansing in die Diskussion ein. Lansing hatte ebenfalls die Importversion aus Japan gespielt, war allerdings des Japanischen einigermaßen mächtig, so dass er die scheinbare Wiederauferstehungsszene als das verstanden hat, was sie wirklich war: Man erfährt, dass Aerith noch rechtzeitig vor ihrem Tod HEILIG beschworen hatte.

Nun hätte Lansing die Sache aufklären könnnen, aber er wollte die Leute ein bißchen verarschen. Er gab sich als Übersetzer aus, der angeblich kurzzeitig an der Lokalisierung von Final Fantasy VII für den amerikanischen Markt mitgearbeitet habe. Während seiner Arbeit hätte er angeblich Zugang zu Geheiminformationen gehabt und außerdem wollte er gesehen haben, wie Aerith wiederbelebt wurde. Auch lieferte er eine relativ komplexe Anweisung, wie der Wiederbelebungsprozess von Statten gehen sollte.

Schon damals wurde dies von vielen bezweifelt. Andererseits gab es genug Leute, die Lansing Glauben schenkten. Sie gründeten einen eigenen Chatroom, in dem sie sich trafen, es wurden Thesen ausgetauscht, Lansing plauderte sein so genanntes „geheimes Insiderwissen“ aus, und so weiter. Lansing hatte viel Spaß dabei, da ihm genügend Leute jedes Wort glaubten. Hätte man sich informiert, hätte man erfahren, dass die amerikanische Version von Final Fantasy VII in den japanischen Studios von Squaresoft intern übersetzt und bearbeitet wurde und absolut keine Außenstehenden daran beteiligt waren. Aber wie das so ist, finden sich stets Leute, die auch der dümmsten Lüge Glauben schenken.

Trotz Aufklärung ein Selbstläufer

Irgendwann tauchte Lansing ab, doch die Gerüchte blieben. Da Lansings Methode nicht funktionierte, dachten sich andere Leute eben ihre eigenen Methoden aus. Die Sache wurde zum Selbstläufer. Große Spielemagazine brachten die Story, Squaresoft-Mitarbeiter wurden danach befragt. Doch obwohl diese versicherten, dass man Aerith nicht zurückholen könne, glaubten viele Leute weiter an Lansings Geschichte. Die US-Version und dann die europäischen Versionen gaben dem Wiederbelebungs-Gerücht neue Nahrung. Plötzlich meinte jeder etwas darüber zu wissen; von Lansing wussten viele schon gar nichts mehr.

Dieser meldete sich ca. ein halbes Jahr später mit einem Geständnis, in dem er alles aufklärte und nochmal klar machte, dass das ganze nur ein Witz war. Ein Witz mit Folgen, denn die Gerüchte hielten sich viele Jahre. Als CetraConnection im Jahr 2003 eröffnet wurde, gab es noch genügend Leute aus Foren in aller Welt, die Neulingen von Aerith‘ Wiederauferstehung erzählten und selbige „bei Kumpels“ schon gesehen haben wollten. Die meisten wussten sicherlich, dass nichts davon wahr ist, aber sie wollten eben ihrerseits Leute verarschen. Glücklicherweise kann man mittlerweile wohl sagen, dass niemand mehr diesen Unsinn glaubt.

Belege dafür, dass Aerith wiederbelebt werden sollte

Aerith und Highwind

Diese Szene mit Aerith auf der Highwind gab es ja nicht im Spiel, warum wird Aerith mit der Highwind auf diesem Artwork gezeigt?

Das ist leicht erklärt. Irgendwie muss sich Aerith nach Junon reingeschlichen haben. Später trifft man sie nämlich auf der Fähre. Während sie in Junon war, kann sie leicht zur Highwind gegangen sein, wie man auf dem Artwork sieht. Das ist sogar sehr wahrscheinlich, immerhin fragt sie Cloud später, ob er auch das Luftschiff gesehen habe und sie wünscht sich, auch einmal damit fliegen zu dürfen – was ja leider nie für sie in Erfüllung gehen wird.

Die Prinzessinenwache

Aerith‘ „Ultimative Waffe“ weicht von denen der anderen ab. Die Waffe ist deutlich schwächer, erzeugt AP, hat ein anderes Schachtsystem… Die sollte NIE die Ultimative Waffe sein

Wenn man eine Hauptfigur überraschend sterben lassen will, wird man ihr nicht plötzlich eine Spezialwaffen geben, die sich von den anderen Waffen zu diesem Zeipunkt des Spiels so deutlich unterscheidet. Da könnten manche schon vermuten, dass Aerith nicht in der Party bleiben wird, was den Überraschungseffekt verdirbt.

Große Lehre

Wenn man Aerith letzten Limit-Break erwirbt, ist sie schon tot. Bestimmt wollte Square, dass man die „Große Lehre“ einsetzen kann.

Es ist kein Problem, die „Große Lehre“ noch zu Lebzeiten Aerith‘ zu erwerben (dank Buggy und der Fähre in Costa del Sol). Wenn man genügend Zeit investiert, kann man diesen Limit-Break auch schon zu ihren Lebzeiten erlernen. Ihr letzter Limit-Break ist somit als Anreiz für den Spieler zu sehen, ihn rechtzeitig zu erwerben und zu benutzen und eine besondere Herausforderung für erfahrene Zocker.

Die geheime Höhle

In der Wildnis vor der „Vergessenen Stadt“ gibt es eine geheime Höhle, die man nicht betreten kann. Bestimmt hat das etwas mit ihrer Wiederauferstehung zu tun. Warum sollte sie sonst da sein?

Um eine Welt realistisch zu gestalten, muss man auch solche „sinnlosen“ Höhleneingänge einbauen. Der Spieler soll eben das Gefühl haben, theoretisch jeden Punkt der Welt betreten zu können — auch eine am Wegesrand liegende Höhle. Tatsächlich ist es natürlich unmöglich alle Plätze zu betreten und von den Entwicklern auch nicht beabsichtigt.

Gleiches gilt für die Tür beim Wasseraltar, unbetretbare Durchgänge in den Mako-Reaktoren oder kleine Nebenräume in Häusern. Dies sind Verzierungen, aber keine Geheimnisse oder vergessene Schauplätze.

Der Geist in der Kirche

Und was ist mit „Aerith‘ Geist“ den man nach ihrem Tod in der Kirche sieht?

Man (die Fan-Gemeinde) ist schon vor Jahren übereingekommen, dass dies ein Programmierfehler ist, da ihr „Geist“ auch auf CD 1 auftaucht, als sie noch lebt! Und selbst wenn es (später auf den anderen CDs) ihr Geist wäre, müsste dies nicht ihre Rückkehr bedeuten. Wenn man mit der Gaia-Theorie und dem Konzept des Lebensstroms in Final Fantasy VII vertraut ist, weiß man, dass Aerith‘ Geist tatsächlich im Lebensstrom weiterlebt – aber als Geist und ohne wiederkehren zu können.

Dies wird auch aus der in dem Buch „Ultimania Omega“ zählenden Novelle „Maiden Who Travels the Planet“ ersichtlich. Es könnte gut sein, dass Aerith‘ bzw. ihre spirituelle Energie in die Kirche zurückkehrt und dort als Schemen sichtbar ist (zumindest für Cloud, die Kinder bemerken sie nicht). Diese Idee wurde zum Beispiel in  Advent Children aufgegriffen, wo Cloud am Ende die Geister von Aerith und Zack in der Kirche sieht – ohne das ein Zweifel bestünde, dass die beiden tot sind und nur im Lebensstrom weiterexistieren.

Aus Squares Leichenkiste: Seltene Fakten

Findige Leute haben sich als Ergebnis der obigen Geschichte an die Arbeit gemacht und tief in den Eingeweiden von Final Fantasy VII gewühlt. Dabei haben sie teilweise Erstaunliches ans Tageslicht gebracht.

Gespräche mit einer Toten

Viele Kritiker der Auferstehungsgeschichte bemängeln, dass ja Hinweise auf Aerith‘ Aktivitäten auf den CDs 2 und 3 geben müsse, wenn man sie zurückholen könnte. So z.B. Textstellen oder aber alternative Videosequenzen, die jedoch nicht existieren. Die Verteidiger der Wiederauferstehungsgerüchte erwidern daraufhin gerne, dass Squaresoft alles wieder aus dem Spiel rausgenommen habe – aus welchen Gründen auch immer.„Alles Quatsch“ entgegnen daraufhin die Gegner. Tatsächlich? In der Tat spricht Aerith auch nach ihrem Tod an mehreren Stellen, beispielsweise nach der Snowboard-Fahrt im Großen Schneegebiet.

Zugegeben, das ist vermutlich bloß der Fehler irgendeines Programmierers. Es handelt sich ja schließlich um keinen story-relevaten Satz, sondern um einen Standard-Spruch, den jede Figur an dieser Stelle ablässt. Vielleicht hat die verantwortliche Person einfach vergessen, dass Aerith an dieser Stelle schon tot ist. Möglicherweise aber auch nicht. Wenn es tatsächlich stimmt, dass Squaresoft unter Zeitdruck, kurz vor der Veröffentlichung alles herausgenommen hat, was in irgendeiner Weise mit der Wiederauferstehung von Aerith und ihrem weiteren Leben auf CD 2/3 zu tun hat, dann müssen sie beinahe zwangsläufig Dinge übersehen haben – auch wenn es nur ganz kleine Details sind. Das wäre nur menschlich. Dies wäre zumindest die Argumentation der Befürworter der Auferstehungs-Hypothese.

Immerhin bleibt es nicht nur bei diesem einen Hinweis. Weitaus interessanter ist folgendes:

TRND53

Im Spiel existiert der so genannte Bildschirm „TRND53“, welcher normalerweise nicht betretbar ist. Durch den „Debug-Room“ ist es jedoch möglich an diesen Ort zu gelangen.

Man kann sich in diesem Bildschirm nicht bewegen, es wird noch nicht einmal Cloud oder irgendeine andere Figur angezeigt.

Was dies mit Aerith zu tun hat? Ihr Theme wird hier gespielt. Während des gesamten Spiels wird ihr Theme nur an den Stellen gespielt, die unmittelbar mit Aerith zu tun haben. Leider ist nicht mehr feststellbar, wofür genau dieser Bildschirm entworfen wurde, aber es muss mit Aerith zu tun haben — sonst würde hier nicht ihr Theme gespielt werden. Eine genauere Untersuchung mit dem Tool „7Mimic“ ermöglichte untenstehende Bilder (links der Bildschirm, den man tatsächlich während des Spiels betritt, rechts der mysteriöse Bildschirm):

Links der Bildschirm TRND51 — der normale Raum aus dem Spiel — und daneben TRND53, dessen Verwendungszweck unbekannt ist.

Diese Bilder mussten stark zusammengestaucht werden, aber wenn man sie vergrößert kann man sie gut erkennen. Links seht ihr den Ort, an dem Cloud Sephiroth die schwarze Substanz überreicht. Rechts den Raum „TRND53“. Meiner Meinung nach besteht eine starke Ähnlichkeit zwischen den beiden Bildschirmen, um nicht zu sagen, dass es der selbe Ort ist – bloß in verschiedenen graphischen Varianten.

Was hat Square damit bezweckt, zwei verschiedene Varianten des gleichen Ortes zu machen und BEIDE auf die CD zu pressen? Dass die Gestaltung der Orte im Laufe der Produktion mehrmals geändert wurde, ist ja möglich und einsichtig. Doch warum befindet sich dann ein nicht benutzter Raum im Spiel? Ist er einfach vergessen worden? Und wenn ja, ist er vergessen worden, weil einfach ein Programmierer übersehen hat, das sich noch eine veraltete Version dieses Bildschirms unter den Dateien befand; oder handelt es sich um ein Relikt der Wiederauferstehungsszene, die vergessen wurde?

So viele Fragen, so wenige Antworten! Weder 7Mimic noch Cosmo bringen Aufschluss über Bildschirm TRND 53 – keine Texte wurden hier von den Machern hinterlegt, keine Pfade, auf denen die Charaktere sich bewegen könnte. Nur das „Aerith‘ Theme“ wird abgespielt. Die Funktion dieses Raums wird wohl immer ein Geheimnis bleiben.

Nutzlose Gegenstände

Da uns dies nicht weiterbringt — wenden wir uns also den nächsten Auffälligkeiten zu, den nutzlosen Objekten in Final Fantasy VII. Warum wurden Objekte wie der Superauslöscher, die Masamune-Kopie oder Dios Tagebücher in das Spiel eingebaut? Zur reinen Belustigung? Immerhin, diese Objekte mussten für hunderte Gerüchte herhalten, nicht bloß bezüglich Aerith‘ Wiederauferstehung, sondern auch im Zusammenhang mit Sephiroth, Zack und anderen.

Als die japanische Version erschien, waren es noch deutlich mehr Objekte, die keine Verwendung hatten und einige davon, konnte man ohne Cheat-Tools überhaupt nicht erwerben. Nachdem Squaresoft manchen dieser Objekte mit den kompletten US- bzw. EU-Version einen Sinn gegeben hatte, blieben jedoch wie gesagt, einige der obigen Objekte übrig. Was lag näher, als anzunehmen, dass Final Fantasy VII immer noch nicht komplett sei? Tatsächlich sollte man das jedoch nicht überbewerten, denn wahrscheinlich dienen Masamune-Kopie und Dios Tagebücher und wie sie alle heißen, tatsächlich nur der Belustigung. So ungewöhnlich, wie manchmal behauptet wird („Es gab ja noch nie ein Spiel, bei dem sinnlose Objekte vorkamen!“) ist das eigentlich gar nicht. Und zumindest versteckte Objekte, also solche, die man ohne Cheats nicht erreichen kann, gibt es ja nun auch nicht mehr. Oder?

Eine Quest, die gecancelt wurde

Das Gegenteil ist der Fall. Was nur wenige wissen: Neben diesen nutzlosen Objekten gibt es auch zwei Schlüsselobjekte, die man normalerweise nicht im Spiel erhalten kann, die jedoch mit dem Tool „Jenova“ ins Spiel cheatbar sind. Dabei handelt es sich um die Schlüsselobjekte Brief an die Frau bzw. Brief an die Tochter. Hier der Beschreibungstext, den Final Fantasy VII anzeigt:

„Brief an eine Frau in Kalm“

bzw.

„Brief an ein kleines Mädchen in Kalm“.

Ein kleines Mädchen in Kalm – klingt stark nach Marlene. Und die Frau, vielleicht Elmyra? Ein Brief ihres Mannes, der in Wutai gefallen ist? Oder wollte Cloud sich bei ihr entschuldigen, dass er Aerith nicht retten konnte? Vielleicht hätte man ja ursprünglich Marlene in Kalm besuchen können, um ihr enen Brief zu bringen, was dann aber rausgestrichen wurde. Doch was bedeutet das schon für Aerith? Eben, nichts! Man kann daraus nichts sinnvolles mehr rekonstruieren.

Sollte ihr Tod zu einer anderen Zeit stattfinden?

Die beste Theorie, die mir bekannt ist, besagt, dass Aerith erst am Nordkrater hätte sterben sollen und dass ihre Ermordung, aus unbekannten Gründen vorverlegt wurde. Belege dafür sind, dass…

  1. … sie nach ihrer Ermordung in der Vergessenen Stadt Dialog hat.
  2. … offensichtlich ein nicht benutzter Raum am Nordkrater exisitiert, an dem ihr Theme gespielt wird.
  3. … jener Raum dem besagten Raum ähnelt, an dem Cloud die Schwarze Substanz übergibt.
  4. … Objekte ohne Zweck existieren, die unter Umständen mit Aerith bzw. ihrer Adoptivmutter zu tun haben.

Zudem könnte eine Vorverlegung ihres Todes eine mögliche Erklärung für den berühmten „Handschuh-Fehler“ in dem Video sein, in dem Aerith Ermordung gezeigt wird. Darin trägt Sephiroth zunächst keine Handschuhe (als er in der Luft fliegt); am Boden, nachdem er Aerith getötet hat, trägt er plötzlich welche.

Möglicherweise übernahmen sie den ersten Teil einer älteren, alternativen Sequenz (Sephiroth erwacht in dem Eisblock beim Nordkrater, springt herab und tötet Aerith) und erstellten einen neuen Schluss in der Vergessenen Stadt (dabei gaben sie ihm aus Versehen Handschuhe). Im ersten Teil des Videos, während Sephiroth sich in der Luft befindet, kann man nicht erkennen, an welchem Ort das ganze stattfindet.

Ein Grund, warum die Entwickler Aerith‘ Tod vorverlegten, könnte sein, dass es …

  1. … ein schockierender, aber künstlerisch gelungener Abschluss für die erste CD war.
  2. … sonst zu viele Dinge am Nordkrater gleichzeitig passiert wären.

Diese Nordkraterszene bedeutet, betrachtet man lediglich den Charakter Cloud Strife, einen entscheidenen Einschnitt in dessen Entwicklung. Hier bricht seine „Lügenwelt“ endgültig zusammen und aus dieser Katastrophe heraus wird er in die Lage versetzt, nun zu sich selbst zurückzufinden. Man könnte davon sprechen, dass sich hier ein Wendepunkt der Handlung befindet (eigentlich sind es sogar mehrere Wendepunkte). Gleichzeitg Aerith an dieser Stelle sterben zu lassen, würde diesen Wendepunkt überschatten. Falls es also eine Vorverlegung gab, könnte dies ein Grund dafür sein.

Bewertung und abschließender Kommentar

Was bleibt am Ende zu sagen? Also, es war niemals geplant Aerith wieder lebendig zu machen – NIE. Alle Gerüchte, die ursprünglich durch das oben erwähnte Forum verbreitet wurden, sollten nun endgültig zerschlagen sein. Zum Glück hat dies inzwischen eigentlich jeder begriffen. Doch ganz wird man wohl nie davon loskommen, dafür haben sich die Gerüchte im Laufe der Jahre zusehr in den Köpfen der Final-Fantasy-VII-Fans festgesetzt. Neben den in diesem Artikel aufgeführten Fakten werden aber wohl auch Advent Children und Maiden who Travels the Planet dazu beitragen, auch die letzten Zweifler zu überzeugen.

Dennoch belegen Dinge wie der versteckte Bildschirm oder die deaktivierten Schlüsselobjekte, dass für Final Fantasy VII noch wenigstens eine weitere Sidequest geplant war, die vermutlich dem Termindruck zum Opfer fiel. Warum diese dann nicht nachträglich in die westlichen Versionen eingebaut wurde? Wer weiß schon, was Squaresoft sich dabei gedacht hat. Vermutlich war diese Quest am Ende doch nicht so bedeutend, als dass sich der Zeit- und Geldaufwand dafür gelohnt hätte. Anders, als bei der nachträglich hinzugefügten „Zack-Szene“ im Labor von Nibelheim, die ja für das Gesamtverständnis der Handlung äußerst wichtig ist.

Die Möglichkeit, dass Aerith tatsächlich zu einem späteren Zeitpunkt hätte sterben sollen klingt relativ plausibel, ist aber am Ende auch egal. So traurig für viele ihr Tod auch war, es würde die gesamte Geschichte des Spiels durcheinander bringen, wenn man sie retten/wiederbeleben könnte. Und wann sie nun stirbt, ist letztlich egal, aber dass sie sterben muss, darüber waren sich die Entwickler von Anfang an einig. Tetsuya Nomura sagte einmal in einem Interview:

Im Nachhinein glaube ich, die heftigen Reaktionen darauf sind ein Zeichen dafür, dass wir bei Aerith‘ Erschaffung alles richtig gemacht haben. Wenn die Fans ihr Ableben einfach so hingenommen hätten, wäre sie keine effektive Spielfigur gewesen.

Was für ein Abschluss für diesen Artikel! Ich hoffe, das Lesen hat Spaß gemacht und ihr seht jetzt etwas klarer, wie zu diesem Gerücht gekommen ist.