Entwickleraussagen über Aerith‘ Tod

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Dass man den Tod von Aerith in aller Welt unter Fans diskutiert hat, ist auch den Entwicklern nicht entgangen. Zudem wurden sie häufig von Journalisten darauf angesprochen. Im Folgenden einige repräsentative Aussagen, die aus Interviews mit Tetsuya Nomura und Yoshinori Kitase geführt wurden.

Begründungen für den Tod von Aerith

Einmal etwas ganz anderes machen

Im Gespräch mit der britischen Zeitschrift EDGE sagte Nomura, dass er Aerith‘ Tod vor allem als Chance sah, mal eine weniger klischeehafte Geschichte zu erzählen. Auch hält er es für ein falsches Beispiel, wenn starke Helden sich für die „Schwachen“ aufopfern – dies sei zudem wenig realistisch.

Die zwei meist debattierten Punkte zwischen Fans in aller Welt, sind immer noch der Tod von Aerith und die Endsequenz mit Sephiroth. Mit diesem Plot wollte ich dem Spieler ein starkes Gefühl vermitteln, er sollte etwas verstehen.
Als wir damals das Spiel designten, war ich total frustriert über diese klischeehaften Geschichten, in denen der Held jemand anders liebt und dann in dramatischer Weise sein Leben opfert, um diese Liebe zu beweisen. Dies ist in Spielen wie Filmen der Fall, egal ob sie aus dem Westen oder Osten kommen.
Ich wollte aber etwas anderes ausdrücken, etwas, das realistisch ist. Oder finden sie es richtig, so ein falsches Beispiel abzugeben?

(Tetsuya Nomura in der EDGE (UK), Ausgabe April 2003)

Den Tod realistisch darstellen

Einerseits als Überraschungseffekt, andererseits, weil der Tod so realitischer wirke. Diese Gründe gibt Nomura im Gespräch mit der deutschen PLAY! an, auf die Frage, ob er sich „für Aerith‘ Tod entschieden [habe], um die Story noch dramatischer zu machen?“. Seine Antwort:

Es war schon fast ein Markenzeichen der bisherigen FF-Spiele, das sich ein Charakter opfern musste. Und meistens war es eine mutige und starke Spielfigur, ganz wie Barret. Also erwartete jeder, dass er sterben würde. Ich denke aber, der Tod sollte etwas Plötzliches und Unerwartetes sein. Außerdem erschien Aerith‘ Tod natürlicher und realistischer.
Im Nachhinein glaube ich, die heftigen Reaktionen darauf sind ein Zeichen dafür, dass wir bei Aerith‘ Erschaffung alles richtig gemacht haben. Wenn die Fans ihr Ableben einfach so hingenommen hätten, wäre sie keine effektive Spielfigur gewesen.

(Tetsuya Nomura in der PLAY!, Ausgabe 03/2006)

Eine ganz ähnliche Begründung lieferte Yoshinori Kitase in der EDGE. Auch wendet er sich dagegen, den Opfertod in der Kunst zu verklären:

In der echten Welt liegen die Dinge völlig anders. Man braucht sich doch nur einmal umzusehen, niemand möchte auf diese Art sterben [Anmerkung: Einen Heldentod]. Man stirbt an Krankheiten oder in Unfällen. Der Tod kommt plötzlich und er hat keine Vorstellungen von „Gut“ oder „Böse“. Er hinterlässt auch keine heroischen Gefühle, sondern nur Leere.
Wenn man einen geliebten Menschen verliert, spürt man vor allem diese große, leere Lücke und man denkt ‚Hätte ich nur geahnt, dass es so kommen wird, dann hätte ich alles anders gemacht‘. Solche Gefühle sollten die Spieler haben, eben ein Gefühl wie in der Realität, nicht wie in Hollywood.

Yoshinori Kitase EDGE (UK), Ausgabe April 2003)

Über die Möglichkeit einer Wiederauferstehung

Unter Fans heiß diskutiert war (und ist) das Thema einer Wiederauferstehung Aerith‘ von den Toten. Auch dazu nahmen die Entwickler Stellung.

Was dagegen spricht

Über die unter Fans viel diskutierte Möglichkeit einer Wiederauferstehung von Aerith, äußerte sich Kitase wie folgt:

Man hat von uns erwartet, dass wir sie wieder zum Leben erwecken würden, da dies der übliche Weg in Spielen ist. Aber das taten wir nicht. Wir hatten das von Anfang an so entschieden. Wir erhielten sehr unterschiedliche Reaktionen von den japanischen Spielern. Einige reagierten sehr traurig auf Aerith‘ Tod, andere wiederum wütend. Wir erhielten sogar eine, an unseren Autor gerichtete, Petition, in der wir dazu aufgefordert wurden, Aerith zurück ins Leben zu bringen. Aber es steckt zuviel Bedeutung in ihrem Tod, als dass wir dies jemals getan hätten.

Yoshinori Kitase EDGE (UK), Ausgabe April 2003)

Wieso Aerith sterben musste

In der PLAY! erwähnte Nomura einmal, wie es überhaupt dazu kam, dass Aerith sterben musste. Dies unterstützt die Aussage Kitases, dass ihr Tod von Anfang an fest eingeplant war. Auf die Frage, ob die Idee zu Aerith‘ Tod wirklich bei einem Telefongespräch zwischen ihm und Kitase entstand, sagte er:

Das ist lustig! Einige Magazine brachten diese Story, aber immer nur den Anfang und das Ende. Die Leute denken, ich wollte Aerith umbringen und durch Tifa ersetzen. Aber tatsächlich dauerte das Gespräch zwischen Herrn Kitase und mir sehr, sehr lange. Ursprünglich sollten nur drei Charaktere mitspielen: Cloud, Barret und Aerith. Können sie sich das vorstellen? Wir wussten jedoch von Anfang an, dass eine der Figuren sterben musste. Cloud als Hauptakteur – das kam nicht in Frage. Und Barret… nun, das wäre irgendwie zu offensichtlich gewesen. Nach einer langen Debatte entschieden wir uns also für Aerith.

(Tetsuya Nomura in der PLAY!, Ausgabe 03/2006)

Abschließende Bemerkungen

Ich denke, diese repräsentativen Meinungen zweier wichtiger Entwickler von Final Fantasy VII, zeigen deutlich, dass 1) ihr Tod von Anfang an fest eingeplant war und 2) aus welchen Gründen sie sich für diese Option entschieden. Es war also niemals geplant, Aerith auferstehen zu lassen.