Als Elena bei ShinRa anfing, war Cliff Resort bereits ein lang vergessener Rückzugsort. Die felsige Landschaft, die aussah, als hätten Riesen willkürlich Felsbrocken aufgehäuft, war definitiv unnormal. Ldiglich die zahlreichen Häuschen, welche auf den natürlichen Ebenen des Terrains errichtet worden waren, hätten vielleicht etwas Farbe in die Szenerie gebracht. Doch hatte man sich erst einmal an diesen Ort gewöhnt, gab es nichts mehr zu entdecken. Man besucht es einmal, schießt ein paar Souvenirfotos und das war genug. Es gab kaum einen Grund ein zweites Mal dorthin zu gehen. Der ShinRa-Konzern besaß überall auf der Welt Urlaubsorte, doch jeder würde zustimmen, dass dieser ein Reinfall war.
„Ich meine, wirklich -“
Es ist gerade einmal 2 Jahre her, da herrschte der ShinRa-Konzern über den Großteil der Welt. Es gefiel Elena nicht, dass der Präsident, welcher an oberster Stelle dieses Imperiums gestanden hatte, seine Zeit nun an solch einem trostlosen Ort verbringen musste. Er befindet sich in einer schlechten gesundheitlichen Verfassung. Aus Sicherheitsgründen war es erforderlich von Städten abgeschieden zu sein. Allerdings war es auch nur 2 Stunden Fahrt von den Städten entfernt, was dem Team es erleichterte hin und her zu pendeln. Es gab einige Dinge, die für diesen Aufenthaltsort sprachen, doch das alles änderte nichts daran, dass es ein langweiliger Ort war. Der offizielle Name wurde, auf den Vorschlag des Präsidenten hin, von Cliff Resort in Healin geändert, doch dies bedeutete nicht, dass sich hier sonst irgendetwas wirklich geändert hatte.
„Aaarrhh.“
Nichts passiert hier. Auf den Außenplatz standen einige Bänke, auf denen die unter Geostigma leidenden Leute saßen, erzählend und lachend, einige von ihnen darauf fixiert gesund zu werden, während sie die Schmerzen hinnahmen. Genau wie gestern, und der morgige Tag würde wahrscheinlich dem selben Beispiel folgen. Nicht einmal das Wetter änderte sich wirklich.
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„Elena sieht gelangweilt aus“, sagte Rufus Shinra zu seinem Untergeordnetem Tseng, als er von dem Fenster der Lodge weg trat.
„Ich würde gerne mit dem nächsten Projekt beginnen -“ Rufus machte eine Pause und kämpfe sich zurück zu seinem Rollstuhl.
„Sehr wohl, Sir. Ich werde Elena dies gleich mitteilen. Jedoch habe ich vor, es Reno und Rude noch vorzuenthalten. Dieses neue Projekt ist spannender, ich befürchte, dass sie ihre Arbeit in der Stadt vernachlässigen könnten, wüssten sie die Details.“
„Na schön. Hast du die Geheiminformationen über Jenova zusammengesammelt?“
„Noch nicht, Sir.“
Jenova, ein monströses Wesen, welches aus dem All kam. Niemand wusste, welche Form es zur Zeit angenommen hatte. War es ein vertrocknetes Stück Fleisch oder hatte es die Gestalt einer bizarren Kreatur angenommen. Jedoch glaubte Tseng, dass wenn es in ihrer Nähe wäre – egal ob als Haufen Fleisch oder als Kreatur – sie ganz sicher davon wüssten.
„Im Übrigen, Sir, was planen sie zu tun, nachdem wir es lokalisiert haben?“
„Mein Vater -“antwortete Rufus Shinra, während er in die Ferne starrte. „Er hatte seinen Blick auf den Lebensstrom geworfen, welcher durch den Planeten fließt, nannte es Mako Energie und machte sie für die Gesellschaft zugänglich. Mako veränderte die derzeitigen industriellen Strukturen von Grund auf und die Menschheit erhielt dadurch einen Reichtum, wie sie ihn nie zuvor gekannt hatte.“
„Richtig.“
„Mit dem immensen Vermögen und der Macht, welche er erlangte, begann er, auch wenn ein gewisser Teil in seinen eigenen Taschen landete, das meiste in neue Bereiche zu investieren. In massivem Ausmaß und frei von Moral. Und einer von diesen Bereichen war die Erforschung von und das Experimentieren mit Jenova. Dies führte letztendlich zu der Geburt eines Monsters namens Sephiroth.“
Sephiroth. Das Monster, ein Hybrid aus Mensch und Jenova, besaß unfassbar große Kräfte im Kampf. Die Darstellung seiner Fähigkeiten auf dem Schlachtfeld führten dazu, dass er als Held gepriesen wurde. Jedoch war sein Herz nicht so stark wie sein Körper. Als der Held von den Umständen seiner Geburt erfuhr, erklärte er sein Erbe als Sohn Jenovas und wurde dadurch wahnsinnig. Er lehnte sich gegen die Firma auf und sehnte sich weiterhin nach der Auslöschung der gesamten Menschheit. Während des Kampfes gegen Sephiroth, wurde die ShinRa Company zerstört und der Planet beinahe dazu gebracht wieder zu Sternenstaub zu werden.
„Mein Vater verließ die Bühne zu diesem Zeitpunkt bereits sehr früh und ließ uns, diese Albträume erlebend, zurück. Weit entfernt von angemessen, würdest du nicht auch sagen?“
Tseng sah Rufus an, weder abstreitend, noch zustimmend.
„Ich bin nicht mein Vater,“ sagte Rufus mit Eindringlichkeit in seiner Simme, seinen Rollstuhl zum Fenster bewegend. Er konnte die an Geostigma leidenden Leute im Hof sehen.
„Ich werde dies zu einem Ende bringen, ein für allemal.“
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Elena stand am Eingang des Waldes, welcher sich hinter dem Areal der Lodge erstreckte. Der Wind, den Geruch des Mooses tragend, während er durch die Bäume zog, versetzte ihr kurzes, blondes Haar in Bewegung.
„Könnte bitte irgendetwas passieren!“
Nicht gerade der professionellste Gedanke, doch dies waren nun mal ihre Gedanken. Sie drehte ihren Kopf leicht herum, prüfend, um sicher zu gehen, dass niemand sie gehört hatte und ging los. Als sie den sich wild schlängelnden Weg entlang ging, geriet das größte Gebäude des Erholungsortes in ihr Blickfeld. Auch wenn das „größte“ Gebäude nur ein einstöckiges Blockhaus war, in das maximal etwa 30 Leute passten. Es wurde derzeit als eine Art Erholungshalle genutzt.
Sie legte die letzten paar Schritte zurück und stand vor der Tür, welche von innen sicher verschlossen war. Sie drückte einen Knopf rechts neben der Tür und betätigte somit die Türklingel. Nach ganzen zehn Sekunden bekam sie eine träge Antwort von Throp, einem jungen Mann, welcher ihr Kollege Reno in der Stadt aufgelesen hatte.
„Miss Elena?“
„Ich mache meine Runde! Komm schon, mach auf!“, befahl Elena, ohne sich die Mühe zu machen ihre Frustration zu verbergen. Nach einer kurzen Pause öffnete sich die Tür.
„Hier ist alles in Ordnung, Ma’am.“
Throp sprach in einem enthusiastischem Ton, während er sich durch das struppige, ungeschnittene Haar fuhr, welches scheinbar seit einer ganzen Weile kein Wasser mehr gesehen hatte. Sein massiger Körper, welcher Elena weit überragte, war so käsig wie es nur ging. Sein Bauch bildete einen deutlichen Hügel unter seinem Shirt. Nicht mal ansatzweise für eine Wachmannschaft geschaffen, doch sie waren etwas knapp an Personal. Dieser Mann symbolisierte in gewisser Weise den derzeitigen Stand der ShinRa Company. Elena schlängelte sich an dem Behemoth vorbei und trat in die Hütte, während sie in einer mittlerweile routinemäßigen Art den Raum inspizierte. Von links nach rechts. Von rechts nach links. Ja, alles in Ordnung,
Bis vor einer Woche noch, wurde diese Halle als Labor zur Entwicklung neuer Medizin genutzt. Sie hatten daran gearbeitet eine Arznei für die Behandlung einer der von Geostigma hervorgerufenen Symptome zu finden, allgemeiner Schmerz. Es hatte sich bereits gezeigt, dass die Hypers, die das Unternehmen für SOLDAT hergestellt hatte, ein wenig schmerzstillend waren. Das Forschungsteam hatte diese Hypers analysiert und erfolgreich einen ähnlichen Stoff synthetisiert. Mit Hilfe der Patienten des Erholungsorts hatten sie klinische Studien durchgeführt und zuletzt ein Medikament entwickelt, welches tauglich für die Massenproduktion war. Die Herstellungsmethode wurde kostenlos kleinen und großen Organisationen, die in der Lage waren den Stoff zu produzieren, mitgeteilt, so auch der World Regenesis Organization. Es war Elena, die das Projekt vorgeschlagen hatte und herum gereist war, um es möglich zu machen. Das Team, mit dem sie zusammen gearbeitet hatte, war alles, was von ShinRas früherer Wissenschafts- und Chemieabteilung übrig geblieben war. Mehr als ein paar von den Mitgliedern dieser Abteilungen hatten ihr Gewissen gegen einen brillanten Kopf eingetauscht. Elena war äußerst misstrauisch, wenn es darum ging ihnen freie Hand zu lassen. Niemand konnte sagen, welch gefährliches Machwerk sie hätten erschaffen können, weshalb sie ständig ein Auge auf sie hatte. Doch ihre Ängste stellten sich als unbegründet heraus. Die Forscher, welche sich in Healin zusammentaten, waren hingebungsvoll und gutherzig. Sie arbeiteten nahezu Tag und Nacht ohne Pause und fanden bereits nach extrem kurzer Zeit eine Medizin. Elena bereute es ihnen nicht vertraut zu haben und an dem Tag an dem sie diesen Ort wieder verließen, drückte sie ihren Respekt und ihre Dankbarkeit jedem einzelnen gegenüber aus.
Der Großteil des Equipments, Zubehörs und der medizinischen Apparate, welche in der Halle standen, waren bereits zusammengepackt und an einer Wand in der Nähe des Eingangs aufgestapelt. Es sollte an diejenigen, welche planten weiter an Geostigma zu forschen und an Ärzte in Edge und anderen Städten, welche Patienten behandelten, gespendet werden.
Auf dem Regal im hinteren Teil des Raumes waren luftdicht verpackte Metallbehälter, welche Proben der Medizin beinhalteten. Es gab zwei dieser Behälter, einer für die Patienten dieses Erholungsortes. Da nur eine begrenzte Anzahl an Dosen zur Verfügung standen, wurde streng kontrolliert und Buch darüber geführt, wann diese ausgegeben wurden. Der andere Behälter würde zusammen mit Forschungsergebnissen und der Herstellungsanleitung an die WRO übergeben werden, sobald diese bereit waren.
„Oh dies habe ich schon alles überprüft. Alles ist in Ordnung.“, sagte Throp zu Elena, als diese sich dem Medizinschrank näherte.
„Ich muss dem Verfahren dennoch folgen.“
„Richtig, ja…“
Sie nahm die Verteilungsaufzeichnungen, ohne sich weiter nach Throps Gemurmel umzudrehen und öffnete den Deckel des Metallbehälters. Die Medizin auszugeben und dies zu notieren waren Tsengs, ihres Bosses Aufgabe. Tsengs akribische Handschrift formte eine Linie die gesamte Seite herunter. Nachdem sie die Spalte mit der verbleibenden Anzahl an Dosen kontrolliert hatte, verglich sie diese mit dem Inhalt des Behälters. Alles in Ordnung. Als nächstes kontrollierte sie das Thermometer in der Dose. Die Medizin war sensitiv gegenüber Temperaturveränderungen, welches die Wirksamkeit beeinflusst. Nichts extremes, wie eine völlige Wirkungslosigkeit, Giftigkeit oder ähnliches, doch es war bestätigt, dass dies die Effizienz abschwächt. Es würde bald in Sicherheit lagern, doch bis dahin benötigte es sorgsamen Umgang.
„Du hast heute wieder gute Arbeit geleistet. Alles ist in Ordnung,“ sagte Elena, sichergehend, dass Throp sie hören konnte. Während sie sprach begutachtete sie den anderen Behälter. Von außen sah er gleich auch, doch dieser war mit einem zusätzlichen Sticker versehen, sodass sie nicht vertauscht werden konnten.
„Dieser hier ebenso -“
Es sah aus, als sei dieser Aufkleber mindestens einmal entfernt wurden.
„Throp, warst du an diesem Behälter?“
„’Türlich nicht!“
Throp stritt es augenblicklich ab. Elena nahm ihr Handy aus dem Halter um ihre Hüfte und rief ihren Chef an.
„Entschuldigung, Tseng, Sir? Haben Sie den Aufkleber von der Medizin genommen? Von der, die versandt wird.“
Während sie seiner Antwort zuhörte, blickte sie aus dem Augenwinkel hinüber zu Throp, welcher mit einem vorwurfsvollen Blick im Gesicht aus dem Fenster sah. Wieso schaut er aus dem Fenster? Elena drehte sich überspitzt herum und drehte ihm so den Rücken zu.
„Dachte ich mir. Verstanden, Sir!“
Sie bemerkte, wie Throp sich langsam dem Ausgang näherte. Er unterschätzt mich – nein, die ShinRa Company ebenso.
„Ich werde schießen,“ warnte sie in einer tiefen Stimme. Throp stoppte und duckte den Kopf.
„Setz dich dort hin.“
Mit ihrem Kinn wies sie in Richtung eines Klappstuhls und Throp befolgte dies träge. Paketband von einem der Regale nutzend, fesselte sie die Hände und Füße des Riesen an den Stuhl.
„Du wartest hier.“
Als sie nach draußen ging, begann sie in eine andere Richtung als dem Weg, der hinunten zum Lodge-Areal führte, zu laufen – zur Grenze zwischen Ödland und Wald. Die Richtung in die Throp durch das Fenster geschaut hatte. Die Wurzeln der Bäume ragten aus dem Boden wie Stolperdrähte. Den Wurzeln ausweichend, rannte Elena wie ein Hund auf der Jagd durch den Wald. Der Gedanke daran, dass Throps Komplize oder vielleicht sogar der Anführer sich kurz vor ihr befinden könnte lies sie aufgeregt werden. Genau so sollten die Turks sein. Die Medizinentwicklung war ein Projekt, dass ihr am Herzen lag, doch dies hier war ein spezieller Einsatz. Es ist in Ordnung der Welt zuliebe oder aber für einen Kollegen zu arbeiten, doch führend waren die Turks der ShinRa Company verschrieben. Sie würden tun was auch immer notwendig sei, um die Firma zu beschützen.
Als sie sich dem Rand des Waldes näherte, fand sie ihre Beute. Ein dicklicher Mann mit einem unsicheren Stand, war gerade dabei den Wald zu verlassen.
„Keine Bewegung!“
Der Flüchtige bliebt überraschenderweise wie befohlen stehen und drehte sich herum. Ein junger Mann, dem der Schweiß lief. Seine welligen Haare klebten an seiner Stirn und Schweißtropfen fielen von den Haarspitzen. Seine eckige, schwarz umrandete Brille rutschte ihm fast vom runden Gesicht. Er trug ein grünes Sweatshirt, von dem er geglaubt haben muss, dass es ihn gut durch den Hintergrund des Waldes tarnen würde. Seine Hose war dunkelgrün. Jedoch, zwischen den blass braunen Baumstämmen hätte sie nicht mehr hervorstechen können. Diesen erbärmlichen Anblick zu sehen, nahm Elena den Wind aus den Segeln.
„Bitte, lassen Sie mich einfach gehen!“ rief der Mann, sein Gesicht knallrot. Anschließend begann er erneut wegzurennen.
„Das soll wohl ein Scherz sein.“
Elena sammelte ihre Fassung und lief ihm nach. Er darf den Wald nicht verlassen. Es muss ein Fahrzeug auf ihn warten. Wo auch immer er herkommt, unmöglich, dass ein Mann wie er durch die Einöde gelaufen ist.
Gerade als sie ihn fast eingeholt hatte, klingelte ihr Telefon. Als sie dran ging hörte sie Tsengs Stimme am anderen Ende. Sie blieb stehen und blickte dem Mann in Grün nach, als dieser davon kam. Er war verzweifelt am Laufen und sah so aus, als würde er jeden Moment umkippen.
„- Ja, Sir. Ich werde sofort zurückkommen.“
Elena seufzte als sie auflegte.
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„Nun dann-“. Tseng bückte sich, zu seinen Füßen sprechend. Nun samt Stuhl auf dem Boden liegend, blickten Throps Augen durch den Raum. Blut aus seiner Nase befleckte den Boden.
„Wo lebt dieser Fabio Brown?“
»Hier geht es bald weiter mit Kapitel 3