Sind die Genome das Gegenteil der Schwarzmagier?

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Genome und Schwarzmagier sind beide zu einem bestimmten Zweck erschaffen worden. Man könnte meinen, dass sie das gleiche Schicksal teilen und daher viel verbindet. Doch ist dem wirklich so? Bei näherer Betrachtung stellt sich heraus, dass sie zwei Faktoren grundlegend unterscheidet – die Zeit und eine Seele.

Ein großes Thema für die Schwarzmagier spielt die ihnen gegeben, kurze Lebenszeit und die damit verbundene Angst und Ungewissheit vor dem Tod. Besonders die Bewohner des Dorfes der Schwarzmagier fühlen sich mit dem Tod, dem von ihnen bezeichneten „Stehenbleiben“, konfrontiert. Sie fürchten und fragen sich, was es zu bedeuten hat. Kurzum, sie zeigen Emotionen und Empathie. Als Paradebeispiel lässt sich Vivi anführen, der sich viele Gedanken um seine Existenz macht und mit seinen Freunden und Artgenossen Freud und Leid durchlebt.
Doch warum können sie fühlen? Es lässt sich damit begründen, aus was Schwarzmagier bestehen. Ihre Existenz wurde aus dem Nebel erschaffen, den der Baum Iifars emittiert. Der Nebel ist lediglich ein Nebenprodukt, das beim Kreislauf, die Seelen Gaias mit denen Terras im Zyklus des Lebens auszutauschen, anfällt.

Seelenfänger: „Der Nebel wird nicht absichtlich erzeugt… Er ist nichts weiter als ein Abfallprodukt, ausgestoßen über die Wurzeln des Baumes. […] Nur hatte Kuja wohl das Abfallprodukt zweckentfremdet und für seine eigenen Ziele missbraucht. […] Er schuf aus diesem Nebel Waffen. […] Kuja taufte sie „Schwarzmagier“. Eine Lebensform geschaffen aus der Finsternis des Nebels.“

Somit ist der Nebel ein Kollektiv der Seelen Gaias, die aus dem Kreislauf verbannt wurden. Das lässt den Schluss zu, dass Schwarzmagier aus Seelen geschaffen wurden, die alle Verhaltensweisen und Empfindungen eines normal geborenen Wesens besitzen.

Die Genome hingegen sind von Garland erschaffene Geschöpfe, denen keine Seele gegeben wurde und die bei der Wiederauferstehung Terras für die erwachenden Seelen als Gefäße bereit stehen sollen. Sie besitzen nicht die Fähigkeit, reflektierend zu denken oder zu empfinden.

Zidane: „Froh…? Weißt du überhaupt, was es bedeutet, froh zu sein? Kennt ihr das Gefühl der Freude überhaupt? Ihr seid doch alle nur willenlose Kreaturen ohne Seele!“

Mikoto: „Daran kann man nichts ändern… Schließlich wurden wir so erschaffen. Und hier vergewissern wir uns gegenseitig unseres Daseins als leere, seelenlose Körper, die darauf warten, erfüllt zu werden… […] Sie sind nur leeren Hüllen… So wie du und ich… Das wirkliche Volk von Terra schläft noch… Sie schlafen bereits eine halbe Ewigkeit… Aber die Zeit wird kommen, in der Gaia zu Terra wird… […] Seit jeher haben die Terrianer neue Planeten zu ihren eigenen gemacht, um zu überleben… Ist dieser Zeitpunkt gekommen, werden die Genome mit den Seelen der Terrianer gefüllt… Dann ist ihre Wiederauferstehung vollkommen…“

Da sie keine Seele besitzen und ihr Dasein bis zu dem Tage fristen, an dem Gaia zu Terra wird und ihre Körper von Terras Seelen erfüllt werden, spielt Zeit keine Rolle.
Die Welt Terra, die sich in einem transzendenten Zustand befindet, ist von jeglicher Zeitrechnung losgelöst – nichts fließt, alles steht still.

Genom: „Ist dieses Wasser denn niemals still?“

Schwarzmagier Nr. 87: „??? …Normalerweise fließt Wasser doch immer.“

Genom: „Das Wasser in Bran Barlu schwankte nur leicht… Aber es stand immer still und wartete darauf, dass die Zeit vergeht…“

Schwarzmagier Nr. 87: „Man sagt doch auch, die Zeit fließt? Oder heißt es doch, die Zeit vergeht?“

Genom: „Auf Gaia fließt also das Wasser und vergeht die Zeit…“

Die Genome benötigen anscheinend nicht einmal Schlaf und das Verständnis von Tag und Nacht (sich ändernden Zeiten) ist ihnen fremd.

Zidane: „Hey, gibt‘s hier in der Gegend einen Platz, wo man sich ausruhen kann?“

Genom: „Ausruhen… Zu welchem Zweck?“

Zidane: „Was ist denn das für ‘ne Frage… Wenn es Nacht wird und ihr müde seid, geht ihr doch auch schlafen, oder nicht?“

Genom: „Mit „Nacht“ …beschreibst du den Zustand der Dunkelheit?“

Genom: „Ist die Zeit gekommen, erhalten wir die Seelen… Erst dann beginnt auch unser Körper zu wachsen…“

Das lässt die Vermutung zu, dass, solange auf Terra der Fluss der Zeit und der Seelen still steht, die Genome ewig existieren. Allerdings bedeutet es nicht, dass sie leben, weil sie nicht wissen, was ein Leben ausmacht (Denken und Fühlen). Dass Zeit für die Genome keine Rolle spielt, wird auch anhand einer Aussage von Garland über Kuja deutlich, der als Genom mit einer Seele eine Ausnahme darstellt.

Garlant: „Als Gefäß für die Seelen warst du unnütz. Glaubst du, ich hätte so einem Genom ewiges Leben geschenkt? […] Die Lebensdauer deiner Seele ist nur von begrenzter Zeit… Und deine Zeit ist bald abgelaufen… […]“

Kuja: „… … Ha…hahahahaha. Ich wusste doch. dass du ein schlechter Verlierer bist. Meine Seele erlischt? …Ist es das, was du andeuten willst? Hahaha… Das ist nichts weiter als eine Lüge, um mir meinen Triumph zu verderben, nicht wahr? … … Antworte, Garlant!!“

Garlant: „Du warst lediglich ein Todesgott auf Zeit… Das ist der wahre Sinn deiner Existenz.“

Kuja: „[…] Hahaha… Welch Ironie des Schicksals…! Jetzt, wo ich endlich die ersehnte unermessliche Kraft in meinen Händen halte, soll meine Seele erlöschen? Sterben…? ICH? […]“

Wieso sonst sollte Kuja annehmen, er könne ewig existieren, wenn es nicht die anderen Genome ebenfalls könnten, zu denen er gehört? Da er jedoch eine Seele erhielt und damit die Fähigkeit, zu fühlen und ein Bewusstsein zu entwickeln, ähnelt Kujas Existenz mehr den Schwarzmagiern, die er selbst erschuf, als den Genomen.

Kuja: „Verhöhne mich, Zidane!! Ich, der über die Schwarzmagier lachte! Und jetzt stellt sich heraus, dass ich selbst nur eine Marionette bin?!“

Vivis Annahme jedoch destabilisiert die Theorie, Genome seien bloß seelenlose Hüllen.

Vivi: „Ich versuche, mit den Kindern hier zu sprechen… Sie sehen ja ungefähr alle so alt aus wie ich, aber…“

Zidane: „Versuch’s erst gar nicht. Von denen bekommst du keine gescheite Antwort…“

Vivi: „Hmm… Aber ich glaube, wenn man es oft genug probiert, verstehen sie einen bestimmt.“

Zidane: „Erstaunlich… dass gerade du so was sagst.“

Vivi: „Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber…irgendwie…haben sie große Ähnlichkeit mit…“

Zidane: „Ähnlichkeit? Dass ich ihnen ähnlich sehe, kann ich selbst sehen.“

Vivi: „Nein, nein… ich meine nicht mit dir, sondern mit den Schwarzmagiern, auf dem Frachtschiff zum Beispiel…“
„Nicht vom Aussehen… Aber eines weiß ich: Die Herzen dieser Kinder sind bestimmt nicht einfach nur leer.“
„Vielleicht sind sie nur gerade auf einer Reise…“

Zidane: „… … Nicht leer, was…?“

Vivi vergleicht den Zustand der Genome mit dem jener Schwarzmagier, die willenlos Befehlen gehorchten und sich nicht fragten, wer oder was sie waren. Möglicherweise wäre es den Genomen möglich, ebenfalls ein eigens Bewusstsein zu entwickeln, wenn man ihnen die Art und das Verständnis des Lebens näher brächte. Szenen, die auf solch eine Veränderung anspielen, finden im Dorf der Schwarzmagier statt, nachdem die Genome dort hingebracht wurden.
Im Gespräch mit den Schwarzmagiern beginnen sie langsam zu hinterfragen und zu erfahren, was Leben ausmacht. Als bräuchte man lediglich Geduld und Zeit, ihnen zu vermitteln, was man ihnen auf Terra entsagt hat – eigenes Denken und Handeln. Vivis Aussage könnte ein Hinweis darauf sein, dass sie vielleicht seelenlos aber keinesfalls willenlos sind. Denn es ist gut vorstellbar, dass die Genome so apathisch sind, weil sie seit Anbeginn ihres Seins keinen anderen Zustand kennen.

Der große Unterschied, dass Schwarzmagier aus reinen Seelen bestehen und Genome keine Seele besitzen, macht deutlich, dass ihre Existenzen zwar von Grund auf verschieden sind und sie daher die Bedeutung des Lebens verstehen bzw. nicht verstehen, sie jedoch eint, dass sie ein eigenes Bewusstsein besitzen, was ihnen ihre Schöpfer ursprünglich verneint haben. Beide lassen sich mit unerfahrenen Kindern vergleichen, die vielseitige Erfahrungen machen müssen, um sich selbst und die Geschehnisse in ihrem Umfeld zu verstehen.