28.08.2016, 23:13
Definieren wir böse einfach mal mit destruktiv/zerstörerisch oder gegen das Leben oder gegen die Interessen anderer Lebensformen gerichtet.
In der Hinsicht kann man davon ausgehen, dass die außerirdische Lebensform namens Jenova in seinem Wesenskern hauptsächlich böse ist.
Es besitzt einen ausgeprägten Energiehunger, kennt offenbar kein Mitgefühl mit anderen Wesen, manipuliert sie für seine eigenen Ziele oder löscht sie aus, um die Hauptenergiezentren ganzer Planeten in sich aufzusaugen (was ihr mit Sephiroth im Bezug auf den Planeten Gaia auch fast gelungen wäre).
Gut möglich, dass Jenova nach dem Erstkontakt mit den Cetra (die Jenova damals versiegeln konnten) dennoch in einigen Cetras zellulär weitergelebt hat und so die neue Menschheit selbst formte, als auch die technologische Entwicklung der Menschheit vorantrieb, um...
1) ...den Großteil der neuen Menschheit möglichst nach seinem Ebenbild zu erschaffen (gierig, heimtückisch, manipulativ, bösartig), um die eigenen Ziele (dem Planeten die Energie abzusaugen) besser zu verwirklichen (vermutlich waren die Jenova-Zellen mitunter sogar der Hauptantrieb in den willigen Shinra-Wissenschaftlern, um mit den Menschen derartige Experimente zu vollziehen).
2) ...Möglichkeiten zu entwickeln, dem Planeten große Mengen an Energie abzuzapfen (Mako-Reaktoren).
3) ...die Menschen auf die Wiederentdeckung ihres Hauptkörpers zu programmieren.
Demzufolge wird wohl ein recht großer Teil der neuen Menschen mit dem Willen Jenovas in der einen oder anderen Weise verbunden sein.
Die Cetras vor der Jenova-Invasion lebten ja eher in Harmonie mit dem Planeten, anstatt so 'n hirnrissigen Raubbau an ihm zu veranstalten.
Aber wie's halt so ist - wenn 2 gegensätzliche, nicht miteinander vereinbare Willenskräfte (Cetra - Jenova oder eben Mensch - Jenova) aufeinandertreffen, wird sich in der Regel der Wille durchsetzen, wo am meisten Energie dahintersteht.
So ähnlich wird es wohl auch bei Sephiroth gewesen sein.
Erst war er ziemlich stark bzw. besaß eine weit übermenschliche Menge an Lebenskraft/Lebensenergie. Er konnte die Mako-Therapie bei SOLDAT problemlos überstehen und blieb von den injizierten Jenova-Zellen mental wohl erstmal relativ unbeeinflusst - obwohl er natürlich auch damals schon für den expandierenden Mega-Konzern Shinra getötet und Kriege mitgeführt hat - garantiert nicht aus purer böser Absicht, aber gewiss aus Unkenntnis/Unwissenheit über die tieferliegenden Motive Shinras heraus.
Von dem gewaltsamen Tod von Professor Gast (den Sephiroth nach der Story von FF7 offenbar sehr schätzte - im Gegensatz zu seinem psychopathischen, komplexbeladenen Vater und zugleich Wissenschaftler namens Hojo) durch die Shinra wird er ja auch nicht viel erfahren haben - zumindest hat er nie großartig weitere Worte darüber verloren.
Der plötzliche Wandel Sephiroths kam dann wohl mit einem großen Schockerlebnis/Trauma, das für gewöhnlich die Lebenskraft in den Keller fahren lässt und Sephiroth mit einem Mal seine gesamte Existenz in Frage stellen musste.
Das passierte im Nibelheim-Vorfall, als er sich im Keller der Shinra-Villa einschloss und die ganzen Bücher in der Bibliothek las, um mehr über seine angezweifelte Herkunft zu erfahren.
Dabei wurde wohl noch sein gesamtes Vertrauen in seine Mitmenschen zerstört (selbst seine besten Freundschaften aus SOLDAT - mit Genesis und Angeal - sind durch die zerstörerischen Experimente an ihnen ebenfalls in die Brüche gegangen - somit stand er dann wohl ziemlich allein in der Welt da).
Anstatt dieses menschengemachte Wissen in den Büchern der Shinra-Villa aber zu hinterfragen, lies er sich blind von der Theorie leiten, dass er das Kind von Jenova sei (die darin noch als Cetra fehlbeschrieben wurde) - und nicht von Lucrecia Crescent.
Zumindest kann man davon ausgehen, da er seine wahre Mutter nie wirklich erwähnt hat (mir zumindest nicht bekannt).
Und in genau dem Moment der extremen Selbstzweifel, dem Verlust des Vertrauens in die Menschheit und dem Gefühl, dass ihm nichts weiter geblieben ist in dieser Welt, wird er wahrscheinlich von den Jenova-Zellen übermannt worden und zu etwas derartigem Bösen geworden sein.
Im Endeffekt war es zu dem Zeitpunkt wohl auch ein bisschen seiner eigenen Naivität geschuldet, sich von den Informationen aus den Büchern so blenden und absolut leiten zu lassen, dass er fernab seines sonst so gesunden Menschenverstandes und der Fähigkeit, Informationen zu hinterfragen, durch seine aufgewühlten Emotionen dem Wahnsinn verfallen ist.
Ab dem Punkt des eigenen Zerbrechens folgte er dann wohl hauptsächlich nur noch dem Willen seiner - seit ihm in seiner Kindheit injizierten - Jenova-Zellen.
Was Cloud angeht, bei dem war's fast ein wenig umgekehrt.
Der war seit seiner Kindheit eher etwas unbeliebt bei seinen Spielkameraden (die kleinen Scheißer ham wohl alle um die Gunst von Tifa gebuhlt und dementsprechend giftig waren 'se, als der fröhliche, kleine blonde Stachelkopf, den Tifa wohl schon damals mochte, mitspielen wollte) und deswegen wohl auch etwas zum Einzelgänger geworden, der kaum Menschen an sich ranlässt und eine innere Stärke entwickeln musste, um sich größtenteils allein durchs Leben zu schlagen.
Aber die von mir vermutete Hauptstärke von Cloud, die verhinderte, dass er durch Jenovas bzw. Sephiroths Willen ebenfalls komplett wahnsinnig wurde, waren wohl die wenigen, aber tiefen Freundschaften (Zack, Tifa, Aeris sowie andere Haupt-Charaktere aus FF7) und die gemeinsamen Erinnerungen, die ihn davor bewahrten, ein ähnlich tragisches Schicksal wie das von Sephiroth zu durchleben.
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Mal sehen, was die Entwickler darüber noch im neuen FF7 erzählen werden - aber das wäre meine persönliche Interpretation, die mir auf der Basis meiner momentanen Kenntnisse aus dem FF7-Universum am logischsten bzw. am nachvollziehbarsten erscheinen würden.
Meine letzten beiden Chefs - kurz bevor ich den Drachen rief, um sie zu feuern...