Schweres Erdbeben erschüttert Japan

[Nußkati]

[Maggot]

Heute auf den Tag genau ist es schon wieder ein Jahr her, dass die wohl schlimmste Katastrophe in der Geschichte Japans dieses wunderschöne Land heimgesucht hat. Ein Erdbeben der Stärke 8,9 erschütterte die Ostküste Japnas, die darauffolgende Flutwelle nahm zehntausenden von Menschen das Leben. Die schlimmste Katastrophe aber war der GAU, der mehrere Blöcke des Atomkraftwerks in Fukushima zerstörte. Wie in den letzten Tagen bekannt wurde, setzte dieser sogar schon am Tag des Erdbebens ein, und nicht erst Wochen später, so wie es von Tepco und der Regierung behauptet wurde.

Es wurde zwar eine Sperrzone um das AKW errichtet und nahezu alle Menschen innerhalb dieser Zone wurden evakuiert und in Notunterkünften untergebracht (in denen auch heute noch Menschen leben müssen). Einige Bewohner aber sind in ihre Häuser zurückgekehrt und leben nun in direkter Reichweite der tödlichen radioaktiven Strahlung. Die meisten der hochqualifizierten Arbeiter, die jeden Tag darum kämpfen, nicht ganz die Kontrollle über die Blöcke 2,3 und 4 zu verlieren, erreichen in der nächsten Zeit ihre Strahlenhöchstdosis. Es gibt nur wenige ausreichend qualifizierte Arbeiter, welche die Plätze wieder besetzen können, die in naher Zukunft frei werden.

Und das ist noch nicht das schlimmste. Wissenschaftler wollen ermittelt haben, dass Japan in den nächsten Jahren mit einer Wahrscheinlichkeit von 75% wieder von einem solchen (oder gar noch stärkeren) Erdbeben erschüttert werden wird. Was das für das AKW von Fukushima bedeutet, mag man sich gar nicht vorstellen. Wenn ein (angeblich) intaktes Kraftwerk den Tsunami von 2011 nicht überstehen konnte, wie sollen dann die fast komplett zerstörten Blöcke ein weiteres, womöglich noch stärkeres Erdbeben und eine möglicherweise folgende Flutwelle abfangen können?

Wir hoffen natürlich alle, dass so ein Ereignis ausbleiben wird, aber sollte dieser Fall eintreten, ist Japan den Meinungen der Experten nach verloren.

Japan ist zwar von der Einstellung her auf dem richtigen Weg, aber die Abschaltung fast aller AKWs kommt leider 20 Jahre zu spät. Denn obwohl sich die Meiler jetzt im "Stand By-Modus" befinden, heißt das noch lange nicht, dass sie keine Gefahr mehr darstellen. Die Reaktionen im Kern der Brennstäbe gehen unaufhaltsam weiter, und wenn wieder so ein schlimmes Ereignis passiert, sind auch diese mehr oder weniger betroffen.

Ein Untersuchungsausschuss hat festgestellt, dass nahezu alle AKWs nicht im geringsten für die Stärke der letzten Erdbeben und Zunamis ausgebaut sind. Wenn also wirklich wieder etwas passieren sollte, sind die AKWs dem Willen der Natur schutzlos ausgeliefert.

Hoffen wir, dass es niemals dazu kommen wird >.<

[Zero_Alpha]

Schönes Mahnschreiben, Maggot.

Ich persönlich habe mich, seitdem mir bewusst wurde, dass Japan seine Energie fast nur aus Atomkraftwerken bezieht, gefragt, warum die Japaner so überzeugt davon sind bzw. waren. Davon abgesehen, dass die Meiler unmittelbar an der Küste sowie in einem von Erdbeben heimgesuchten Erdteil liegen, was ich auch unverantwortlich finde, glaube ich mittlerweile, dass die Menschen in Japan sich nie mit den Gefahren der Atomkraft beschäftigt haben, OBWOHL sie bereits 68 Jahre zuvor eine zweifache Atomkatastrophe erlebt haben. Hiroshima und Nagasaki, die von den Atombomben im zweiten Welzkrieg getroffen wurden, sind noch heute verstrahlt und die Menschen, die dort aufgewachsen sind, zeigen erhöhtes Krebsrisiko und Gendefekte. Demnach hätte doch eine atomare Gefahr genau das sein sollen, was man vermeiden oder so klein wie möglich halten sollte, gerade weil man am eigenen Leib zu spüren bekommen hat, was das bedeutet.

Diese Haltung "Was uns Politik und Wirtschaft erzählen, ist die Wahrheit und ich richte mich danach." - zumindest ist das mein Eindruck - löst in mir eine gewisse Wut aus. Es vermittelt den Eindruck, als haben die Japaner (zumindest die meisten) all die Jahre gar nicht Mitdenken WOLLEN. Wenn die Situation nicht so furchtbar wäre, könnte man bei dem Satz "Unsere [japanischen] Atomkraftwerke sind absolut sicher." in zynischem Gelächter ausbrechen. Das haben wir bei der Titanic und der Kursk auch schon mal gehört. Aber solange nichts Schlimmes passiert, macht man sich eben keine großen Gedanken. Das lässt sich auf alle Bereich in der ganzen Welt übertragen.

[Maggot]

Vielen Dank.

Ich stimme dir da vollkommen zu, Zero_Alpha. Leider haben sich die Menschen viel zu lange etwas von der Regierung und den Großkonzernen vorgaukeln lassen, was eben auch etwas an der japanischen Mentalität liegt. Aber ich finde es gut, dass die Leute langsam aufwachen und für sich selbst denken.

Was mich aber absolut schockiert hat, ist die Unwissenheit einiger Wissenschaftler. In Tschernobyl war das ja schon ein riesen Problem (man hat Arbeiter ohne Schutzkleidung einen Tunnel direkt unter den explodierten Meiler graben lassen, um diesen zu erreichen - die radioaktive und absolut tödliche Masse lag vielleicht 2 Meter über den Köpfen dieser Männer). Aber man möchte doch denken, dass man 25 Jahre später mittlerweile dazugelernt hat. Ein Journalist hat einen Sprecher von Tepco darauf aufmerksam gemacht, dass Rohre, durch die radioaktives Wasser geführt wird, massiv korrodieren und das Wasser dadurch in den Boden gelangt. Seine Antwort darauf: "Oh...wir wussten nicht, dass das Gras die Rohre angreifen könnte." Also wenn solche Menschen AKWs leiten, bekomme ich wirklich Angst

[Taake]

[Maggot]

Das mag zwar stimmen, aber es gibt dennoch einen deutlichen Trend hin zur Demonstrationskultur. Einige lassen sich nun nicht mehr von der Regierung veralbern und gehen auf die Straße. Deswegen sagte ich ja auch: langsam, aber sicher wachen die Menschen auf. Noch sind es wenige, die sich gegen die Atomkraft wenden, aber die Idee findet immer mehr Anhänger.

[Taake]

[Maggot]

Ich kann dir genau sagen, um was es da geht: die Wiederwahl. Das kann man doch einfach nicht ernst nehmen, was Angela Merkel und Kollegen abziehen. Erst wird mit allen Mitteln versucht, sich gegen den Atomausstieg zu wehren und dann beschließt man ein paar Monate später das Gegenteil. Mal sehen, ob sich die Menschen in Deutschland genauso davon blenden lassen wie schon bei der letzten Wahl...

Ich weiß nicht genau, ob du mich falsch verstehst. Ich meine mit "Aufwachen" nicht die Regierung Japans, auch nicht die von Deutschland bzw. generell die Politik, sondern die Menschen in Japan, denn es gibt viele, die sich dafür einsetzen, dass Atomkraft abgeschafft wird. Es ist eine Tatsache, dass Menschen gegen die Atomkraft ins Gefecht ziehen und es gibt sogar Wissenschaftler, die ihren Arbeitsplatz (in der Atomindustrie) eingebüßt haben, weil sie sich gegen Tepco gestellt und vor den gravierenden Mängeln der AKWs gewarnt haben und mit diesen Mängeln an die Öffentlichkeit gegangen sind. Und das nicht erst seit der Katastrophe im letzten Jahr.

[Taake]

[Nußkati]

Das nur 66% der Japaner gegen Atomkraft sein sollen legt mir die Versuchung nahe, das Strahlungsschäden im Hirn sich früh bemerkbar machen.

Pragmatisch muss man betrachten, dass Atomkraft mit den Jahren teurer wird als billiger und uns irgendwann das (bezahlbare) Uran ausgeht – bleibt nur zu hoffen, dass dies nicht erst in Hinterhöfen im Ostblock oder auf dem Meeresgrund landen muss, bis die Kraftwerke stillgelegt werden, genauso wie der Kohlendioxid aus der Erde nicht erst in der Luft sein muss, bis man aufhört, auf steinzeitliche Art Energie zu gewinnen.

Günstiger Atromstrom ist wohl nicht mehr. Das ganze Desaster wird den japanischen Bürger Milliarden kosten.Davon abgesehen, dass die Inflation durch die japanische Zentralbank durch agressives "Geld drucken" noch mehr in die Höhe getrieben wird. Da bin ich mal gespannt wie es in paar Jahren ausschaut.

Ich verstehe nicht, wie gerade zu hilflos die Japaner sich anstellen. Die Regierung meinte bis vor kurzem, dass alles kein Problem sei und haben angeblich die Hilfe der Russen abgewiesen. Nun wurde indirekt doch um Hilfe gebeten. Nur keiner rührt sich. Da hat die internationale Atomlobby doch Angst um ihr Image? Wenn alles hochgeht, könnte man ja behaupten die Japaner seien Schuld man wollte unsere Hilfe am Anfang nicht. Man hat das Gefühl, man möchte geradezu, dass es in einem Desaster endet. Motive gäbe es Viele.
Nun war wieder ein Erdbeeben in Stärke 7,1.
Große Sorgen mache ich mir bei dem Umzug der Brennstäbe die in November beginnen sollen. Das ist großer Wahnsinn!

Ich finde es auch sehr komisch, wie unsere (korrupte) Medienwelt damit umgeht. Diese Informationen kommen erst jetzt so langsam durch. Dabei wird schon seit Monaten im Inet darüber gewarnt, dass in Fuku ein Desaster droht. Ständig wird radioaktives Wasser ins Meer gelassen. Teilweise wird von Ausfällen berichtet.

Ich glaube das Volk würde seitdem gerne auf diese Art der Energiegewinnung verzichten, allerdings wissen wir, dass sie sich selten kritisch ggü. ihrer Regierung äußern.

Alles konkretisierte sich bei mir endlich und ich wollte mit Freunden nächstes Jahr nach Japan. Das überlege ich mir aber noch, da jeder was Anderes behauptet und ich die tatsächliche Lage schwer einschätzen kann.

[Nußkati]

Ivalina holt wohl alle Themen der letzten Jahre nach
aktuell zum Thema: die UN hat einen viel zu harmlosen Bericht über die Gesundheitssschäden herausgebracht, in welchem sich auf Angaben des Kraftwerksnbetreibers und der Regierung verlassen wurde. die Auswirkungen auf Schwangerschaften wurden gar nicht berücksichtigt.

Ich muss, hier ist alles recht angestaubt ^^

Guter Link Nußkati. Alles was von der UN kommt, kann man leider nicht mehr ernst nehmen. Sie sind großteils unterwandert. Allerdings muss man sagen, geht die japanische Regierung verantwortungslos mit ihrem Bürgern um. Kontamination ist für sie ein Fremdwort. Teilweise können die ärmeren Bürgern ihre Kinder nicht in Schulen schicken, die in "kontaminationsfreien" Gebieten sind. Sie erhalten Fahrgeld nur für die nächstgelegene Schule denen das Kind zugewiesen worden ist. Bei einer so niedrigen Geburtenrate, kann man doch nicht so mit Kindern umgehen, die die Zukunft des Landes sind.

[Nußkati]

Wenn du mal was richtig Angestaubtes erleben willst, dass klick mal den Satz in meiner Signatur an.

Gestern haben sie im Radio noch rumgejammert, dass "Made in Fukushima" eine Handelsbarriere darstellt ...
mal ganz im ernst, Grenzwerte hin oder her. Auch wenn mir die Leute, die längst auf Kosten der Betreiber auf eine wunderschöne Insel hätten umgesiedelt werden sollen, mir Leid tun, gibt es Dinge, die ich nicht unbedingt importieren muss.