12.12.2009, 12:10
Ich bin gerade mit meinem zweiten Durchlauf von "Dragon Age: Origins" fertig. Auch wenn ich zunächst etwas skeptisch war, dass Electronic Arts leider nun den Publisher für Bioware mimt und fürchtete, dass die Qualität darunter leidet, wurde ich eines Besseren belehrt. Die überholungsbedürftige Engine zwingt meinen betagten Rechner zwar in die Knie, aber in Sachen Geschichte und Charaktertiefe setzt Bioware (mal wieder) neue Maßstäbe. Seit Baldur's Gate und Icewind Dale hauen sie einen Rollenspielkracher nach dem anderen raus, und über Neverwinter Nights 1&2 und Mass Effect bis hin zu ihrem aktuellen Titel hier haben sie es geschafft, die Qualität zu halten. Sehr beeindruckend.
Gar nicht genug loben kann ich die Dialoge. Die (englischen!) Synchronsprecher sind absolut adäquat gewählt. Der unsichere Alistair überspielt seine Unzulänglichkeiten stets mit unbeholfen improvisiertem Humor, die selbstgerechte Sumpfhexe Morrigan weist ihn beinahe jedes Mal gekonnt und eloquent mit herb gewitztem Sarkasmus in seine Schranken. Als die trotz ihrer vorgeschützten Naivität im Inneren gerissene Leliana sie zum Shoppen überreden will, platzt Morrigan der Kragen - darunter leiden muss der (vom Spieler frei benennbare) Hund, dessen Liebesbeweis in Form eines erlegten Kaninchens zwischen dem Reisegepäck der verbitterten Hexe nur bedingt auf Wohlwollen stößt. Der gebrochene Zwerg Oghren, der allen Ernst des Lebens mit Alkohol ertränkt, wird wieder einmal von der alten Geistheilerin Wynne überrascht, die aus ihren Alchemiestudien mehr Wissen über Ale und dessen Geschmacksnoten mitgenommen hat als der Zwerg, der sich hauptsächlich mit deren Vernichtung beschäftigt. Ganz nebenbei lässt die ergraute Dame noch die verzweifelten, ja beinahe morbiden Avancen vom elfischen Beutelschneider Zevran abblitzen, der noch so sehr betonen kann, dass er im Grunde seines Herzens ja eigentlich auf "reifere Frauen" steht. Der Golem Shale bekommt von alledem nicht viel mit, da er aus einer über Jahrhunderte erwachsenen Erbfeindschaft damit beschäftigt ist, alle Tauben plattzutreten, die den tödlichen Fehler machen, sich in die Nähe des Gruppencamps zu wagen, während der ruhige und weltfremde Qunnari-Kundschafter Sten den nahen Wald stets aufmerksam nach Anzeichen der Dunklen Brut beobachtet.
Kurzum: Allein die Interaktionen innerhalb der eigenen Gruppe haben bei mir Emotionen ausgelöst, die von herzhaften Lachern bishin zu Situationen reichten, in denen ich beinahe den Tränen nahe war. Zum ersten Mal habe ich wirklich das Gefühl, einen signifikanten Einfluss auf den Verlauf und insbesondere das Ende der Geschichte zu haben. Alles in allem ein sehr schönes Spiel, das ich (wie ja beinahe alle Bioware-Titel) wieder blind weiterempfehlen möchte.
Zuletzt geändert von
Jamis am 01.01.1970, 01:00, insgesamt 1-mal geändert.