07.06.2011, 19:32
Sich da nur auf Gemüse zu beschränken, ist vielleicht zwar eingeschränkt gedacht. Aber die Hinweise durch Patientenbefragungen deuten zumindest auf rohes Gemüse hin.
Du hast weitere mögliche Infektionswege strukturiert aufgeführt, Danke.
Hier mal ein paar Infos, warum EHEC so gefährlich ist:
EHEC steht für enterohämorrhagisches (Darmblutungen verursachendes) Escherichia coli. E.coli ist eigentlich ein eher harmloses Darmbakterium, dessen Struktur und Aufbau am besten bekannt sind und mit dem tagtäglich im Labor geforscht wird (Bsp. Genetik oder Mikrobiologie).
Mutante
EHEC ist eine stark mutierte Variante des Bakteriums E.coli. Seine genetische Erbinformation, die DNA bzw. DNS, besitzt nicht wie ursprünglich 3,5 Millionen Bausteine (Basenpaare), sondern 5,5 Millionen. Diese zusätzliche DNA wurde wahrscheinlich durch Bakteriophagen übertragen. Bakteriophagen sind Viren, die DNA-Partikel von anderen Bakterien in ihrer eigenen DNA haben und in ein neues Bakterium einfach mit einbauen, um sich zu vermehren. Es ist eigentlich nur eine zusätzlich anfallende Nebenreaktion, dass DNA-Fragmente von Bakterium zu Bakterium übertragen werden.
Es gibt noch weitere Übertragungsmöglichkeiten von Bakterien-DNA, was aber im EHEC-Zusammenhang zu weit gehen würde.
Antibiotikaresistenz
Durch den Weg der Bakteriophagen können ganze Genabschnitte übertragen werden, so beispielsweise Gene für Antibiotikaresistenz.
Wenn wir die massiv erhöhte Anzahl an Basenpaaren in EHEC betrachten, so ist es verständlich, dass es eine Vielzahl von Antibiotikaresistenzen in einem Bakterium vereint.
Wer ein paar Varianten zur A-Resistenz wissen möchte, schreibe das bitte, dann trage ich das nach.
Was besitzt EHEC aber noch zusätzlich im mutierten Genom, neben den Anibiotikaresistenzen, was es so gefährlich macht? Es sind Genabschnitte, die Toxin, also Zellgifte, und Anheftungsstrukturen an Zelloberflächen im Körper kodieren.
Toxine
Von den Toxinen ist, sicher bestimmt, ein übler Vertreter dabei.
EHEC produziert das Shiga-Toxin, was das schwere Krankheitsbild des hämolytisch-urämischen Syndroms (HUS) hervorruft. Hämolyse würde in diesem Fall bedeuten, dass das Shiga-Toxin die Zellwände der roten Blutkörperchen und die der winzigen Blutgefäße angreift und diese zerstört. Die roten Blutzellen platzen und die Nierenfunktion wird beeinträchtigt.
Soweit ich mich erinnere, kommt das Shiga-Toxin immer mal wieder bei nicht steriler Befüllung von Dosenkost vor. Die Bakterien vermehren sich in der Nahrung und produzieren das Gift, sowie Gase, die den Dosendeckel hochsteigen lassen. Daher sollte man NIE den Inhalt einer Dose essen, die bereits aufgebläht ist. Hoch giftig!
Geißeln
Die Anheftungsstrukturen sind meist kleine Proteinfäden am Bakterium (Geiseln), die sich an der Oberfläche von Zellen anhängen und sich damit wesentlich schlechter wieder ablösen lassen.
Klassisches Beispiel wäre die Blasenentzündung, unter anderem hervorgerufen durch ein Bakterium der Gattung Proteus, das rundherum stark begeißelt ist. Sie setzten sich in der Blasenwand fest, können nicht mehr so leicht vom Urin fortgespült werden und sich daher munter an diesem Ort vermehren. Da hilft meist nur der Einsatz von Antibiotika, damit die Immunreaktion des Körpers unterstützt wird, da Antibiotika die Vermehrung von Bakterien hemmen oder sie direkt töten, und den Kampf aufnehmen kann.
Das große Problem bei EHEC: Die Begeißelung ermöglicht eine starke Anheftung an Zellen und die Resistenzen verhindern, dass Antibiotika die Vermehrung eindämmen können. Je mehr Bakterien sich im Körper vermehren, desto mehr Gift ist der Körper ausgesetzt, was zu Blutarmut und Nierenversagen führt.
Was kann man tun?
Bakterien sind Lebewesen, das bedeutet, sie haben einen eigenen Stoffwechsel und Proteinbiosynthese. Klassische Vertreter, wie Darmbakterien, fühlen sich bei 37°C am wohlsten und vermehren sich dort am besten, wenn die nötigen Nährstoffe in der Umgebung vorhanden sind. Wird die Temperatur jedoch überaus erhöht, erliegt das Wachstum bzw. kommt es zum Absterben des Bakteriums.
Das liegt daran, dass Proteine eine bestimmte Struktur besitzen, die sich bei steigender Temperatur verändert und die Proteine sich auseinander falten (zuvor sind es eine Art Knäule) und damit ihre Funktion verlieren (nennt sich glaube ich Denaturierung). Keine intakten Protein, kein Leben möglich (auch nicht für uns Menschen und Tiere).
Daher ist Fieber ab 41°C bei Menschen so gefährlich, weil der Körper so überhitzt, dass die Proteine sich entfalten, fachsprachlich gesagt denaturieren.
Wenn man also Lebensmittel allgemein oder Wasser etwa 10 Minuten kochen lässt, sind die Bakterien tot. Das gilt nicht für alle Bakterien, aber für E.coli und damit auch für EHEC.
Für's erste reicht das wohl. Der kleine Rundumschlag der Biologie ist damit beendet. ^^
edit: Hab ein bisschen darin herumgemalt.
Zuletzt geändert von
Zero_Alpha am 01.01.1970, 01:00, insgesamt 2-mal geändert.