EHEC

[Zero_Alpha]

Hallo alle zusammen,

das Bakterium EHEC grassiert in Deutschland und hat schon erste Todesopfer und eine hohe Anzahl an Infizierten, bei denen das hämolytisch-urämische Syndrom (kurz HUS) diagnostiziert wurde, gefordert.

Zunächst hieß es ja, dass spanische Gurken die Träger der Bakterien seien, was aber wieder dementiert wurde. Dennoch bleibt der Hamburger Großmarkt, wo jenen Gurken vertrieben worden sein sollen, im Fokus der Mikrobiologen des Rober-Koch-Instituts. Das große Problem bleibt jedoch, dass man nicht weiß, wo EHEC hergekommen ist.

Habt ihr eure Ernährung wegen EHEC eingeschränkt und verzichtet derzeit auf rohes Gemüse?
Vielleicht hat der ein oder andere ja auch eine Frage dazu, die ich vielleicht beantworten kann.
Da ich in Norddeutschland wohne, wo momentan die meisten Fälle auftreten, interessiert mich das Thema sehr.

Wer weiß schon, wo das Zeug genau herstammt. Sich so sehr auf Gemüse zu beschränken, finde ich fast schon fahrlässig. Schließlich wird sowas in ganz D gegessen und die meisten Fälle grassieren im Norden Deutschlands.
Was meine Essgewohnheiten betrifft, hat sich nichts geändert. Gemüse (falls es wirklich daran liegen sollte) ist eh nicht mein Fall.

Naja...die beschränken sich vor allem auf Gemüse weil dieses mit Tierkot gedüngt wird und das Bakterium kommt leider von der Kuh....also ist in deren Kot!

[Seraphblade]

Vor allem das ganze auf Gemüse zu beschränken grenzt an Idiotie...
Denn ....

Der Erreger und die von ihm verursachten Infektionserkrankungen treten weltweit auf. Das Hauptreservoir des Erregers bilden Wiederkäuer, vor allem Rinder, aber auch Schafe und Ziegen.

Die Übertragung der Erreger erfolgt auf vielfältige Art und Weise stets durch die orale Aufnahme von Fäkalspuren. Der Erreger kann mit der Nahrung, insbesondere mit rohem Fleisch oder Rohmilch, aufgenommen werden.

Eine Infektion ist auch über fäkalienverseuchtes Trink- oder Badewasser möglich. Auch Fliegen können EHEC übertragen.
Vor allem kann es theorethisch sogar durch mit Fäkalien in kontakt gekommenes Trinkwasser verbreitet werden.
Es ist ja auch nicht das erste mal das so etwas passiert ist.
Mit Tierausscheidungen kontaminiertes Trinkwasser verursachte im Jahr 2000 im kanadischen Walkerton mehr als 2000 Erkrankungen und 18 Todesfälle. Außerdem sind eine Infektion von Mensch zu Mensch sowie eine Übertragung durch Tier-Mensch-Kontakte möglich.
Eine Übertragung von Mensch zu Mensch wurde in Familien, Kindertagesstätten, Altenheimen und Krankenhäusern nachgewiesen.
Bereits weniger als 100 Bakterien können für eine Ansteckung genügen.
Von daher könnte es überall herkommen sogar von einem Touristen der nur zu Besuch in Deutschland war , deshalb finde ich es auch von den örtlichen Politiker dumm zu behaupten das es nicht auf dem Hamburger Hafenfest ( was ja auch viele Touristen anzieht ) zu Infektionen gekommen sein könnte... und vor allem das ganze nur auf Lebensmittel zu beschränken ist eine Idiotie an sich da es bei den meisten derartigen Krankheiten so ist das diese sich durch Mensch-zu-Mensch Kontakten verbreiten.

Die Inkubationszeit beträgt im Schnitt 3-4 Tage ( vereinzelt sogar 5 - 10 Tage ) weshalb es schon alleine sträflich ist die Infektion an einigen Orten komplett auszuschliessen und das nur 1-2 Tage nach der bekannten Erstinfektion.

Das schlimme an diesem erreger ist das er durch eine Antibiotikabehandlung ( was in den meisten Fällen bei Infektionen dieser art angewendet wird ) nicht erfolgreich behandelt wird sondern sogar noch verschlimmert wird da er das Ausscheiden der abkterien verhindert bzw durch verstärkte Toxinbildung den Körper sogar noch mehr belastet.

In den meisten Fällen sind Elektrolytbehandlungen, Plasma- und Bluttransfusionen und das anregen der Urinausscheidung die Behandlungsmethoden die den meisten erfolg verbuchen.

Sollte sich rausstellen das es tatsächlich ein Duetscher über Kontakt die Krankheit verbreitet hat , wird diesem sicher auch ne heftige strafe verpast sofern er das ganze gut übersteht denn :

In Deutschland sind der Verdacht oder Nachweis einer EHEC-Infektion nach § 6 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) meldepflichtig, wenn entweder a) ein HUS ( hämolytisch-urämische Syndrom = Krankheitskomplikation )vorliegt, b) zwei oder mehr Personen erkrankt sind oder c) ein Erkrankter im Lebensmittel- oder Gaststättengewerbe tätig ist. Laborärzte müssen jeden Nachweis eines EHEC-Stammes unverzüglich beim Gesundheitsamt melden. Von daher hätte diese Person echt den A*** offen auch wenn ich hoffe das die Sache bald unter kontrolle ist.

[undeadbliss]

@Seraphblade

Soweit ich weiss legten allerdings die ersten Statistiken die man anhand Erkrankter aufstellte nahe, dass sich vonwegen lebensgewohnheitsmäßiger Ähnlichkeiten bzw Übereinstimmungen rohes Gemüse genauer ins Auge fassen ließ.
Man ruft aber eben erst irgendeine Art Notstand oder sonstwas aus, wenn es Beweise bzw wirklich beunruhigende Opferzahlen gibt.
Ich gebe dir allerdings bei der Beweislage insofern Recht, dass dieses recht blinde Herumstochern und das Hinstellen von Indizien als Tatsachen grob fahrlässig ist.

Betonung aber nochmal auf rohem Gemüse. Und klar, wenn man misstrauisch ist, sollte man allgemein auch rohes Fleisch meiden. Das sind Einschränkungen, aber das ist, solange der Erreger durch Kochen wirklich abgetötet werden kann noch nicht so tragisch und wird vorallem durch einige Mitmenschen dramatisiert.

[Seraphblade]

@ Undeadbliss

Ok die statistiken bei diesem Fall kenne ich natürlich nicht da hast du recht ...
Und wieder was gelernt ^^
Ich konnte nur von meinem wissen um diesen erreger ausgehen ... Natürlich bin ich kein Bakteriologe oder Seuchenexperte aber nen gewissen grund wissen wird da schon durch meinen Job gefordert auch wenn die meisten andern in meinem beruf das nich so ernst nehmen wie ich.

[undeadbliss]

Ich verstehe das vollkommen, aber man muss auch ein bisschen Verständnis dafür haben, welche Möglichkeiten man überhaupt hat mit solch einer Situation umzugehen. Und eine der ersten Verfahrensweisen ist eben "was haben alle Erkrankten gemeinsam?", das einzeln ermitteln, eine Statistik erstellen und auswerten und dabei kam heraus, dass es wohl überwiegend Frauen waren die (zusätzlich oder daraus folgend...ich hoffe ersteres) durch Essenszubereitung viel Kontakt zu rohem Gemüse hatten oder viel rohes Gemüse aßen (wenn die Statistik allerdings von klassischem Gendering durchzogen war - also Frau > Küche > Vegetarierin > Gemüse oder so...dann hab ich auch enorme Zweifel...).
Ich kaufe denen das mit dem Gemüse zumindest soweit ab. Da ich mehr Gemüse gekocht als roh zu mir nehme, ist das für mich nicht so tragisch - wäre bei Obst schlimmer. Fleisch ebenso.
Ich finde nur einfach schlichtweg die Informationspolitik in der Hinsicht zum Kotzen. Ich würde gerne Details zu der Statistik haben und irgendwie ein bisschen vertrauenserweckende Professionalität von Seiten der Verantwortlichen verwickelt bekommen anstelle von "Die Sprossen waren es! Oh doch nicht...oh, vielleicht doch!)

[Seraphblade]

Ja das sehe ich ähnlich wie du ... dieses Hin und Her bringt so nichts und die sollten endlich mal Anfangen Ergebnisse zu liefern bevor sie irgendwelche Statements an die Medien abgeben.

[Zero_Alpha]

Sich da nur auf Gemüse zu beschränken, ist vielleicht zwar eingeschränkt gedacht. Aber die Hinweise durch Patientenbefragungen deuten zumindest auf rohes Gemüse hin.
Du hast weitere mögliche Infektionswege strukturiert aufgeführt, Danke.

Hier mal ein paar Infos, warum EHEC so gefährlich ist:

EHEC steht für enterohämorrhagisches (Darmblutungen verursachendes) Escherichia coli. E.coli ist eigentlich ein eher harmloses Darmbakterium, dessen Struktur und Aufbau am besten bekannt sind und mit dem tagtäglich im Labor geforscht wird (Bsp. Genetik oder Mikrobiologie).

Mutante

EHEC ist eine stark mutierte Variante des Bakteriums E.coli. Seine genetische Erbinformation, die DNA bzw. DNS, besitzt nicht wie ursprünglich 3,5 Millionen Bausteine (Basenpaare), sondern 5,5 Millionen. Diese zusätzliche DNA wurde wahrscheinlich durch Bakteriophagen übertragen. Bakteriophagen sind Viren, die DNA-Partikel von anderen Bakterien in ihrer eigenen DNA haben und in ein neues Bakterium einfach mit einbauen, um sich zu vermehren. Es ist eigentlich nur eine zusätzlich anfallende Nebenreaktion, dass DNA-Fragmente von Bakterium zu Bakterium übertragen werden.
Es gibt noch weitere Übertragungsmöglichkeiten von Bakterien-DNA, was aber im EHEC-Zusammenhang zu weit gehen würde.

Antibiotikaresistenz

Durch den Weg der Bakteriophagen können ganze Genabschnitte übertragen werden, so beispielsweise Gene für Antibiotikaresistenz.
Wenn wir die massiv erhöhte Anzahl an Basenpaaren in EHEC betrachten, so ist es verständlich, dass es eine Vielzahl von Antibiotikaresistenzen in einem Bakterium vereint.
Wer ein paar Varianten zur A-Resistenz wissen möchte, schreibe das bitte, dann trage ich das nach.


Was besitzt EHEC aber noch zusätzlich im mutierten Genom, neben den Anibiotikaresistenzen, was es so gefährlich macht? Es sind Genabschnitte, die Toxin, also Zellgifte, und Anheftungsstrukturen an Zelloberflächen im Körper kodieren.

Toxine

Von den Toxinen ist, sicher bestimmt, ein übler Vertreter dabei.
EHEC produziert das Shiga-Toxin, was das schwere Krankheitsbild des hämolytisch-urämischen Syndroms (HUS) hervorruft. Hämolyse würde in diesem Fall bedeuten, dass das Shiga-Toxin die Zellwände der roten Blutkörperchen und die der winzigen Blutgefäße angreift und diese zerstört. Die roten Blutzellen platzen und die Nierenfunktion wird beeinträchtigt.

Soweit ich mich erinnere, kommt das Shiga-Toxin immer mal wieder bei nicht steriler Befüllung von Dosenkost vor. Die Bakterien vermehren sich in der Nahrung und produzieren das Gift, sowie Gase, die den Dosendeckel hochsteigen lassen. Daher sollte man NIE den Inhalt einer Dose essen, die bereits aufgebläht ist. Hoch giftig!

Geißeln

Die Anheftungsstrukturen sind meist kleine Proteinfäden am Bakterium (Geiseln), die sich an der Oberfläche von Zellen anhängen und sich damit wesentlich schlechter wieder ablösen lassen.

Klassisches Beispiel wäre die Blasenentzündung, unter anderem hervorgerufen durch ein Bakterium der Gattung Proteus, das rundherum stark begeißelt ist. Sie setzten sich in der Blasenwand fest, können nicht mehr so leicht vom Urin fortgespült werden und sich daher munter an diesem Ort vermehren. Da hilft meist nur der Einsatz von Antibiotika, damit die Immunreaktion des Körpers unterstützt wird, da Antibiotika die Vermehrung von Bakterien hemmen oder sie direkt töten, und den Kampf aufnehmen kann.

Das große Problem bei EHEC: Die Begeißelung ermöglicht eine starke Anheftung an Zellen und die Resistenzen verhindern, dass Antibiotika die Vermehrung eindämmen können. Je mehr Bakterien sich im Körper vermehren, desto mehr Gift ist der Körper ausgesetzt, was zu Blutarmut und Nierenversagen führt.

Was kann man tun?

Bakterien sind Lebewesen, das bedeutet, sie haben einen eigenen Stoffwechsel und Proteinbiosynthese. Klassische Vertreter, wie Darmbakterien, fühlen sich bei 37°C am wohlsten und vermehren sich dort am besten, wenn die nötigen Nährstoffe in der Umgebung vorhanden sind. Wird die Temperatur jedoch überaus erhöht, erliegt das Wachstum bzw. kommt es zum Absterben des Bakteriums.
Das liegt daran, dass Proteine eine bestimmte Struktur besitzen, die sich bei steigender Temperatur verändert und die Proteine sich auseinander falten (zuvor sind es eine Art Knäule) und damit ihre Funktion verlieren (nennt sich glaube ich Denaturierung). Keine intakten Protein, kein Leben möglich (auch nicht für uns Menschen und Tiere).
Daher ist Fieber ab 41°C bei Menschen so gefährlich, weil der Körper so überhitzt, dass die Proteine sich entfalten, fachsprachlich gesagt denaturieren.

Wenn man also Lebensmittel allgemein oder Wasser etwa 10 Minuten kochen lässt, sind die Bakterien tot. Das gilt nicht für alle Bakterien, aber für E.coli und damit auch für EHEC.

Für's erste reicht das wohl. Der kleine Rundumschlag der Biologie ist damit beendet. ^^

edit: Hab ein bisschen darin herumgemalt.

[undeadbliss]

Mittlerweile werden bei uns an der Uni die belegten Brötchen komplett ohne Gemüse und stattdessen mit Ei verkauft oO

[Zero_Alpha]

[Seraphblade]

[Seraphblade]

[Seraphblade]

Sprossen und rote Bete sollen ja auch betroffen sein. Mich interessiert vor allem der Ursprung. Plötzlich war es da, aber bisher kann keiner sagen warum und woher. Ausschließen kann man es nicht richtig. Im Grunde müsste man wirklich auf Nummer sicher gehen und tatsächlich jegliches Gemüse was angeblich betroffen ist nicht mehr essen und auch nicht zum Verkauf anbieten. Klar die leidtragenden sind die Bauern....für die tut es mir schon irgendwie Leid diese enormen Verluste. Dadurch sind sicher auch Existenzen bedroht.

[undeadbliss]

Mich interessiert weniger der Ursprung (ich spekuliere auf Erregermutation) als gewissermaßen die betroffenen Lebensmittel. Ich meine, hey, seit gestern sind es rote Beete-Sprossen, und die Tomaten sind unschuldig. Morgen sind sie es wieder.
Wie Seraphblade sagte sind mangelnde Informationen das wahre Problem. Und ja, an der Gemüsemisere sind die Medien schuld. Mir wurde heute in der Mensa direkt gesagt von einer der Angestellten "Naja, was soll ich sagen, wenn nur ein einziger Student sich hier in der Mensa EHEC holt, dann wars das mit uns." Problematisch ist allgemein dass auch eher Schuldige als Ursachen gesucht werden. "Was" ist schiefgegangen, bzw "was" darf in Zukunft nicht passieren ist doch viel wichtiger als "wer hat es in den Sand gesetzt" - high five an Spanien.

[Seraphblade]