Two — Die heutige Mahlzeit

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„Kann ich Euch bei irgendetwas helfen, Lady Two?“

„Aww, Cent, du hast mich „Lady Two“ genannt. Du hast versprochen, du würdest mi-…“

Ich war kurz davor, zu sagen, „mich Two zu nennen, wenn wir alleine sind“, doch verstummte mitten im Satz.

Es hilft nichts, Cent muss höflich sein und mich Lady Two nennen, wenn jemand Anders in der Nähe ist. Er lässt den „Lady“-Teil jedoch wegfallen, wenn wir allein sind. Dieses Versprechen hat er mir vor einer Weile gegeben. Deswegen nennt er mich seit einer Weile Two. Solang wir allein sind.

Aber gerade hat er „Lady“ gesagt. Das bedeutet…

Ich höre auf, Wasser in den Kochtopf zu schütten und drehe mich auf dem Absatz um! Dann rase ich auf den Eingang der Küche zu. Ich höre rennende Schritte. Und zwar nicht nur ein Paar, sondern mehrere. Ich erhasche einen Blick auf die Flüchtenden und sehe, dass es die Köche sind.

„Ich wusste es.“

Also hat Cent mich Lady Two genannt, weil er wusste, dass jeder zuhört.

„Oooh! Ich hab euch gesagt, dass ich selbst zurecht komme! Wieso vertraut ihr mir nicht?“

Eine große Hand berührt sanft meine Wange, als ich schmolle. Dann bemerke ich Cents umwerfendes Gesicht vor meinem.

„Du kannst es ihnen nicht verübeln, oder etwa doch? Immerhin bist du für alle hier im Land die wundervolle Utahime.

Ah! Meine Wangen leuchten durch seine Berührung wie Feuer. Was soll ich tun? Ich kann das Rotwerden nicht verhindern. Und er gibt mir keine Zeit, nachzudenken.

„Aber selbstverständlich liegst du keinem von ihnen so am Herzen wie mir.“

Ich halte es nicht aus! Mein Herz explodiert gleich!

Was soll ich tun? Was soll ich tun? Was soll ich tun?

„Two?“

Wie kann Cent so gut aussehen? Er sieht nicht nur gut aus, sondern ist auch noch nett. Und er erzählt uns all diese lustigen Geschichten. Aber wenn wir allein sind… Ohhh!

„Two? Bist du in Ordnung, meine Liebe? Vielleicht wäre es am Besten, wenn du dich im Schlafzimmer hinlegst.“

Schlafzimmer? S-Sag kein weiteres Wort! Oooh! Oooh! Oooh!

„Warum hören wir nicht kurz auf zu kochen…?“

Das erinnert mich an etwas Wichtiges.

„Nein! Ich muss heute kochen!“

Beruhigen, beruhigen! Ich muss heute für Cent kochen! Es wird ein Abendessen nur für uns beide! Darauf habe ich mich die letzten zwei Wochen vorbereitet! Atmen, atmen…

„Nun, darf ich dann helfen?“

„Absolut nicht! Das erlaube ich nicht! Du kannst nicht mal kochen! Wo bliebe der Spaß, wenn du wüsstest, was ich mache?“

Oooh, aber…

„…Aber es wäre schön, wenn du hier bleibst. Um mir Gesellschaft zu leisten.“

„Wie Ihr wünscht, meine Lady.“

Ahh! Er schaut mich mit diesem süßen Lächeln an! Das ist so unfair! Wie soll ich mich da konzentrieren?! …Atmen. Ich muss atmen…Mich beruhigen. Okay, ich bin okay. Ich atme noch ein paar Mal durch und tippe mir dann auf die Wangen.

„Alles klar! Ich bin soweit! Cent, setz dich dort drüben.“

Ich zeige zum Stuhl in der Ecke und versuche, nicht zu viel in Cents Gesicht zu sehen. Könnte man es mir verübeln? Mein Herz würde wieder zu rasen beginnen, wenn ich das täte! Okay, alles klar. Zurück zum Kochen.

„Aaargh!“

Ich stelle den mit Wasser gefüllten Topf auf den Tresen. Dann sage ich meinen Zauberspruch.

Die magische Glyphe erleuchtet und entzündet ein Feuer, dass den Topf umgibt. Ich weiß nicht inwiefern, doch der Tresen scheint zuvor für irgendeine Art Zeremonie verwendet worden zu sein. Ich schätze, das sollte mich nicht überraschen. Dieser Raum war keine Küche, als wir ankamen; dieser ganze Ort war eigentlich ein Schrein — nicht gerade der gefälligste Ort.

Doch meine Schwester One gab mir den Auftrag, „über das Land des Sandes zu wachen und den Schrein zu beschützen“, also beschloss ich, auch darin zu leben. Immerhin war das auch die geeignetste Möglichkeit. Ich meine, ich musste mir keine Gedanken darüber machen, ein neues Haus zu bauen! Allerdings musste ich ein wenig umdekorieren. Um eben alles etwas auf Vordermann zu bringen!

Da war beispielsweise dieser Raum mit den vielen alten Büchern und Schriftrollen, also ließ ich die Bücher entfernen und machte daraus ein Schlafzimmer. Da waren Unmengen Staub, aber ich habe alles ordentlich sauber gemacht und den Boden gewischt, deshalb sieht es nun gut aus.

Ich habe ein Wandbild mit kleinen Blümchen aufgehängt. Außerdem habe ich ein Kilt mit ähnlichem Muster gefunden, deswegen nutze ich das als Bettdecke. Dann stellte ich einen Tisch mit geschnitzten Beinen als Nachttisch daneben und eine Vase mit Blumen auf diesen. Ich wollte eben immer einen süßen Raum.

Das Einzige, was fehlt, sind ein paar niedliche Vorhänge, aber dieser Schrein liegt unter der Erde, also gibt es keine Fenster… Dennoch ist es ein komfortabler Ort zum leben. Es ist drinnen kühl, wenn es draußen heiß ist, und wenn es draußen kalt ist, ist es drinnen schön warm. Ich wette, wer auch immer diesen Schrein gebaut hat, hat dabei das extreme Wetter im Hinterkopf behalten. Auch wenn es nervig ist, dass man immer Kerzen braucht, um hier unten Licht zu haben, auch tagsüber.

Ein weiterer Vorteil daran, unter der Erde zu wohnen, ist, dass Essen nicht so schnell verdirbt. Ich verwandelte diesen Zeremonie-Raum in eine Küche und brauche nicht mal einen einzelnen Raum, um das Essen aufzubewahren. Aber ich muss trotzdem dafür sorgen, dass unsere Vorräte nicht zu nah an Hitze geraten.

Oh, und ich wollte mit allen Soldaten und Nachbarn zusammen essen, deswegen machte ich aus dem riiiiiesigen Bereich in der Mitte ein Esszimmer, indem ich eine Menge Stühle und Tische herstellte. Mahlzeiten schmeckt immer besser, wenn man in größeren Gruppen isst, oder?

Aber ich dachte mir, es sei nett, mit Cent allein zu essen, auch wenn es nur hin und wieder wäre. Deswegen habe ich beschlossen, heute selbst zu kochen. Ich gab allen Köchen und Dienern einen freien Tag. Jeder braucht mal etwas Zeit, um zu entspannen.

„Los geht’s.“

Das Gemüse ist vorbereitet, also muss ich mich um das Fleisch kümmern.

„Two, ist das Tro-…“

„Ja, es ist Troll. Ich habe ihn gehäutet und in Stücke geschnitten. Ich werde ihn mit Kräutern kochen. Oh, ich habe das Blut bereits entfernt, es gibt also keinen Grund zur Sorge. Aargh!“

Ich verwende ein Schwert, um die Gelenke durchzuschneiden. Troll-Knochen sind superhart, deswegen reichen normale Messer nicht. Die brechen sehr schnell ab. Glücklicherweise sind nur die Knochen hart. Das Fleisch ist ziemlich weich. Deswegen kann man Troll-Fleisch für viele Gerichte und nicht nur Eintöpfe verwenden. Man kann es braten oder in Streifen schneiden und grillen. Selbst in Teig wickeln und frittieren kann man es. Wenn man es einlegt und in einem Fass lagert, hält es sich bis zu sechs Monate. Das ist ein großartiger Art, Nahrung zu konservieren!

Das einzige Problem ist, dass Trolle ziemlich schwer sind, weshalb es schwierig ist, mit ihrem Fleisch zu arbeiten, wenn man nicht gerade stark ist. Ich denke, deshalb wissen die meisten Leute gar nicht, dass Troll-Fleisch so praktisch ist. Natürlich glaube ich aber auch, dass wir es öfter zu Gesicht bekommen würden, wenn Troll-Felle auf irgendeine Art und Weise genutzt würden… doch die stinken so fürchterlich, dass niemand sie möchte.

„Ein ganzer Troll wird wohl zu viel für uns beide sein… Grrragh!“

Ich reibe etwas Salz und Wein in das Fleisch, nachdem ich es in Stücke geschnitten habe. Die ganzen Sehnen zu entfernen ist wirklich nervig, doch es macht auch ziemlichen Spaß. Ich liebe Kochen.

„Es ist wunderbar, einen Ort zu haben, an dem ich zu jeder Zeit kochen kann.“

Wir lebten so gut wie nie an Orten, an denen es eine vernünftige Küche gab, als wir noch auf Reisen waren. Meistens grillten wir nur Fisch oder Fleisch über dem Lagerfeuer und das war es dann.

Gelegentlich fanden wir ein Haus mit einer Küche. Wenn ich gelegentlich sage, meine ich wohl mehr selten. Doch es ließ jedes mal mein Gesicht strahlen, wenn wir in solch ein Haus kamen und ich richtete es immer so ein, dass der Koch sich den Tag frei nahm, so dass ich für alle etwas kochen konnte.

„Mal so ganz nebenbei, wer von euch Schwestern ist denn eigentlich die beste Köchin?“

„Oh, ganz eindeutig One.“

„Nicht du?“

Ich dachte einen Moment über Cents Frage nach. Mir machte das Kochen definitiv am meisten Spaß, doch One war die beste Köchin. Da besteht überhaupt kein Zweifel.

„Nein, One ist die Beste. Doch ich bin mir sicher, dass wenn du sie fragen würdest, würde sie dir antworten, dass jeder so gut kochen kann wie sie.“

„Wie meinst du das?“

„Nun ja, sie denkt, dass die Grundlagen so einfach sind, dass selbst ein Kind diese umsetzen könnte. Sie kann einfach nicht verstehen, wie jemand solch einfache Sachen nicht hin bekommen kann.“

„Ah ich verstehe. One denkt also, Kochen kann jeder. Doch Kochen besteht ja nicht nur aus den einfachen Grundlagen.“

„Sie sagte, dass man Grundlagen zu allem möglichen ausbauen kann, wenn man nur ein wenig nachdenkt.“

Das Problem ist nur, dass Ones „ein wenig nachdenken“, für andere schon viel zu komplex ist.

„Wie sieht es mit Lady Three aus? Sie ist sehr geschickt im Umgang mit Klingen, oder nicht?“

„Ich denke, du kannst das als Klinge bezeichnen, doch eigentlich sind ihre Spezialität Scheren.“

Es gibt zwar spezielle Scheren zum Kochen, doch Threes Scheren sind eher weniger dafür gemacht. Ich glaube, einmal hat sie versucht mit ihren Scheren einen Fisch aufzuschneiden und hinterher war der Fisch ganz zerpflückt. Aber One zerkleinerte ihn einfach mit einem Stein. Sie machte daraus einfach kleine Fischbällchen und kochte diese. Das war so köstlich! Anschließend erinnerte sie uns daran, dass es nahezu unmöglich sei, beim Kochen etwas falsch zu machen.

„Und überhaupt, Three scheint sich nicht gerne mit solchen Dingen zu beschäftigen. Sie ist mehr der Typ, der den natürlichen Geschmack des Essen bevorzugt. Wie wenn wir frische Zutaten einfach gerne so essen, wie sie nun einmal sind.“

„…Klingt so, als wäre sie einfach faul.“

„Hmmm…. Ich denke, so könnte man das auch sagen!“

Wir bekamen immer nur ganzes Gemüse, wenn Three mit dem Kochen dran war. Ich denke Three, hatte einfach nie ein großes Interesse am Kochen.

„Oh, aber Four meint immer, dass man Gemüse nicht zu lange kochen darf. Macht man es doch, verlieren sie eine Menge an Nährstoffen.“

Ich glaube, Four meinte auch, dass Gemüse, welches oberhalb der Erde wächst, nicht gekocht werden sollte, jedoch Gemüse aus der Erde immer. Deshalb ist es besser, Früchte und grün-blättrige Pflanzen roh zu essen und Zwiebeln und Kartoffeln vorher zu kochen. Zumindest, wenn man sich nach Four richtet.

„Sie sagte, man sollte am besten immer doppelt so viel Gemüse auf deinem Teller haben wie Fleisch. Und das es besser ist, Früchte morgens zu essen und dass man mindestens zweimal die Woche Fisch essen sollte.“

Ich denke, sie sagte auch, dass zu viel Zucker und Salz ebenfalls schlecht seien. Die Gerichte waren immer ziemlich fade, wenn Four kochte. Das lässt sich wohl nicht ändern. Ich meine, wenn Four gekocht hatte, würzte Five mit Salz nach, ohne auch nur zuvor einmal probiert zu haben. Sie sagte ,Das hier ist die richtige Menge für dein Gericht, meine geliebte Schwester.‘ Doch weißt du, es liegt an Fours Verständnis für Essen, dass du dich anschließend sehr gesund fühlst. Es ist fast wie Medizin.“

„Das klingt, als sei ihr Essen einfach übermäßig fade.“

„Uhhh… Ich denke so könnte man das auch sagen.“

Man konnte einfach alles essen, was sie gekocht hat, selbst wenn einem der Magen verrückt spielte.

Ich erinnere mich daran, wie wir einmal mit bei einem Farmer gewohnt haben und Four Abendessen für alle gekocht hatte, um unseren Dank zu zeigen. Die Grußmutter war so glücklich. Sie meinte, es gäbe so viele Dinge, die sie aufgrund ihres hohen Alters nicht mehr essen konnte. Doch sie aß alles, was Four an diesem Abend gekocht hatte.

„Wie sieht es mit Lady Five aus?“

„Das absolute Gegenteil von Four. Wo Fours Gerichte perfekt für Kranke sind, können Fives Gerichte nur die gesündesten Leute vertragen. Es ist so, als bräuchtest du Mut, um sie zu essen!“
Five liebt sehr scharfes Fleisch und öliges Essen. Sie benutzte außerdem beim Kochen immer große Mengen an Zucker oder Salz. Four hat sich immer beschwert, dass nicht genügend Gemüse da wäre oder die Würze des Essens zu stark.

Five liebte zudem exotisches Essen. Sie verarbeitete immer viele Kräuter und Pilze in ihren Gerichten, die sie gefunden hatte. Selbst merkwürdig aussehende Zutaten waren okay für sie. Ich bin nun viel offener gegenüber außergewöhnlichem Essen dank Five… Wer hätte gedacht, dass Käfer so gut schmecken können, wenn sie nur richtig zubereitet wurden?

Das Problem ist, dass Five es nicht interessiert, ob etwas ungesund oder gar gefährlich ist. Ich erinnere mich daran, dass sie einmal einen Fisch-Pilz-Eintopf zu breitet hat. Wir alle wurden furchtbar krank, nachdem wir den Eintopf gegessen hatten. One meinte, Five hätte einen ganzen giftigen Fisch verarbeitet. Außerdem sagte sie, dass farbenfrohe Pilze nicht gegessen werden sollten. Wenn man also bedenkt, dass sie beides in dem Eintopf hatte, ist es also kein Wunder, dass wir davon krank wurden.

Jedoch lernte Five nie aus solchen Vorfällen. Als sie das nächste mal mit dem Kochen an der Reihe war, versuchte sie ein paar rote Pilze mit weißen Punkten in einem Salat zu verarbeiten und bekam anschließend eine mächtige Standpauke von Four. Ich bin mir nicht sicher, ob Five ein dickes Fell besitzt, doch auf alle Fälle ist sie hartnäckig. Auch wenn sie heute noch zu Besuch kommt, bringt sie jedes Mal exotische Zutaten mit und fragt „Ist das hier essbar, Two?“. Und jedes mal denke ich mir neue kreative Rezepte aus, damit wir ihre Zutaten völlig verarbeiten können. Es ist spaßiger, als man denkt! Es ist fast das selbe, wie sich zu überlegen, wie man Fleisch zart bekommt oder wie man die fauligen Gerüche wegbekommen kann, welche manche Fleischsorten gelegentlich absondern. Ich probiere immer alles aus — das Fleisch schlagen, es ist der Sonne trocknen lassen oder es in Wein oder Öl einlegen. Oh, dieses Gefühl, das ich bekommen, wenn es mir gelingt, etwas, von dem ich dachte, es sei niemals essbar, in etwas super Leckeres zu verwandeln! Nichts ist besser!

Five scheint zu verstehen, wie ich mich dann fühle. Es fing damit an, dass sie mir ungewöhnliche Fische oder Nüsse brachte, doch dann brachte sie irgendwann wirklich extrem schwer zu verarbeitende Zutaten mit, wie zum Beispiel fleischfressende Pflanzen oder Fische mit giftigen Gräten. Ich denke, je größer die Herausforderung, desto größer ist auch die Belohnung, nicht wahr?

Das eine Mal erlegte sie in der Wüste einen Sandwurm, der nicht gerade klein war. Damit verblüffe sie mich wirklich! Er war so gigantisch! Ich meine, da musste ich wirklich alles geben, nachdem ich das sah und sie sich vor allem so sehr angestrengt hatte, um ihn zu fangen. Ich gab also mein Bestes und ein paar Tage später hatten wir eine Sandwurm-Suppe. Ich war so glücklich, als sie endlich fertig war. Es fühlt sich toll an, wenn sich Bemühungen auszahlen, nicht wahr?

„Five ist wahrlich jemand, der seine Ziele hoch steckt. Man könnte sagen, sie ist ziemlich abenteuerlich — sogar mutig — wenn es um Essen geht. Nein, das ist nicht ganz richtig. Vielleicht evangelistisch? Oder Guru? Hm… Wie nennt man das doch gleich?“

„Two, du meinst wohl, Fives Geschmack ist bizarr.“

„Ummm… Ich denke, so könnte man das auch sagen.“

Doch wenn man im Land des Sandes wohnt, ist ein bizarrer Geschmack eine gute Überlebensfähigkeit. Es ist nicht ungewöhnlich, wenn die Tage vergehen, ohne dass auch nur ein Tropfen Regen vom Himmel fällt. Wenn man dann immer noch Monster fangen und essen kann, verhungert man nicht, richtig? Wir können immer irgendetwas zu Abend essen und das haben wir alle Five zu verdanken.

„Wie auch immer, der Troll ist fertig. Ich muss ihn nur noch etwas köcheln lassen. Und nun…“

Ich öffne einen Behälter, welcher in der Ecke der Küche stand, nachdem ich die Troll-Fleisch-Stücke in den Eintopf gegeben habe. Der Geruch von Alkohol greift meine Nase an. Dies bereite ich bereits seit zwei ganzen Wochen vor.

„Okay, das sieht gut aus.“

Ich lege den Inhalt vor mir auf den Tisch.

„Rragh! Ha! Ha!“

Klatsch! Klatsch! Ich schlage das Fleisch mit einer Keule.

„Two… Was ist das?“

„Oh das? Das ist Minotaur-Schenkel. Ich denke, man bezeichnet das als sehnig oder so was. Es ist von dem Minotaur, den wir letztens erlegt haben. Ich habe den Rest des Fleisches eingelegt, da wir nicht alles aufgegessen hatten, erinnerst du dich?“

Vor zwei Wochen hatte ich es gewaschen und in Wein eingelegt. Minotaur-Fleisch ist lecker, aber sehr kräftig, weshalb es zunächst erst einmal richtig zart gemacht werden muss.

„Ich werde es weich klopfen, bis es zart und geschmeidig ist. Dann werde ich es zerstückeln und zusammen mit etwas Gemüse anbraten. Huh? Moment mal… Ich habe dir die ganze Zeit erzählt was ich tue, oder? Ich denke, dich zu bitten nicht zu zuschauen war sinnlos…“

„Nein, meine Lady. Es ist nicht sinnlos. Es ist doch offensichtlich, dass solche Erklärungen jenseits des Verständnisses eines Apostels meines Kaliber liegen.“

„Wow! Das ist unglaublich! Du bist so super, Cent!“

Was soll ich nur tun? Mein Herz will nicht aufhören so zu rasen! Warum ist Cent nur so süß und charmant? Ich lieben ihn so sehr, dass ich sterben könnte! Nein, nein nein! Ich könnte dann nicht mehr mit ihm zusammen sein, wenn ich sterben würde. Aber ich weiß nicht, was ich tun soll! Mein Herz verkraftet das nicht mehr! Es schlägt so schnell!

„Aaaah! Sei still, mein schlagendes Herz! Hiya! Hiya! Hiya!“

Ich schlage die Minotaur-Sehnen wieder und wieder.

„Hiya! Hiya! Hiya!“

Puh, das war harte Arbeit… Doch das schlagen hat mich tatsächlich beruhigt. Um ehrlich zu sein, bin ich sogar ziemlich außer Atem… Und… Oh nein. Die Sehnen sehen aus wie gestückeltes Fleisch. Und ein Riss ist in der Arbeitsfläche…

„Upps… Ich denke, da habe ich es wohl ein wenig übertrieben. Oh, naja. Hehehe.“

Ich sammele mich wieder etwas und will gerade damit beginnen, das Gemüse zu schneiden, als…

„Two!“

„Lass uns spielen!“

„Bitte spiele mit uns!“

„Huh? Was ist los?“

Ich erblicke die kleinen, niedlichen Gesichter in der Tür stehend. Oh, diese kleinen, kostbaren Kinder.

Sie sind alle Waisen. Das Wüsten-Königreich ist verarmt und der frühere Herrscher war grausam, sodass viele Erwachsene und Kinder unter ihm starben. Die Kinder haben überlebt, doch nun sind sie ganz alleine. Aus diesem Grund habe ich beschlossen, sie aufzunehmen, damit wir alle zusammen wohnen können. Obwohl ihre Mütter und Väter nicht hier sind, müssen sie sich nicht alleine fühlen, da wir alle zusammen sind.

Ich bin nie allein gewesen, als ich aufgewachsen bin, denn ich hatte One, Three, Four und Five an meiner Seite. Es gab Zeiten, da erinnerte ich mich an Mutter und Vater und wollte weinen, doch ich tat es nie. Und dies nur, weil ich meine Schwestern hatte.

Doch warum sind die Kinder überhaupt hier?

„Ich dachte, ihr wärt heute alle weg, auf einer Übernachtungsparty.“

Ich habe heute jedem im Schrein den Tag frei gegeben und sie darum gebeten, auf die Kinder aufzupassen.

„Also…“

„Wir sind zurück gekommen!“

„Wir möchten bei dir sein!“

„Komm, lass uns zusammen spielen!“

Diese kleinen, süßen Kinder halten sich alle an den Händen. Sie sind meine… Familie.

Dann spüre ich eine sanfte Berührung an meiner Schulter.

„Mach dir keine Sorgen wegen mir, Two“

Ich drehe mich herum, um Cents lächelndes Gesicht zu sehen. Ah, Cent versteht alles. Meine Gefühle, meine Wünsche, was mir wichtig ist. Einfach alles. Es liegt nicht daran, dass ich eine Utahime bin und er mein Apostel ist, nicht wahr? Ich bin mir sicher, dass ich mich in Cent und er sich in mich verliebt hätte, egal in welcher Rolle wir gewesen wären… richtig?

Was auch immer passiert, wir zwei lieben uns. Richtig?

„Lass uns unser Dinner zu Zweit auf eine ein anderes Mal verlegen.“

„Ja. Danke dir, Cent.“

Ich liebe dich, Cent. Mehr als jeden anderen in dieser Welt. Ich bin so froh, dass wir uns getroffen haben.

„Alles klar, wartet noch eine Sekunde, okay? Ich koche eine leckere Mahlzeit und dann können wir alle zusammen zu Abend essen, wenn ich fertig bin!“

Die Kinder quietschen vor Freude. Ich mache mich wieder ans kochen, für meinen geliebten Cent… und meine kostbare Familie.